Wo niemand dich findet
die Haut, bis sie zischte.
Als sie sich des Schmerzes bewusst wurde, waren nur noch ihre Schreie zu hören.
Die Sorge hatte sich tief in Nathans Gesicht gegraben, als er seinen Mustang über den Highway jagte. Doch an der um die einhundertfünfzig pendelnden Tachonadel zeigten sich die Grenzen des Oldtimers. Nun hätte er ein Königreich für den zerbeulten Dienst-Taurus gegeben.
»Deine alte Mähre kommt nicht mehr so recht in die Gänge, oder?«, fragte Hodges auf dem Beifahrersitz.
Nathan funkelte ihn an. »Sag mir lieber, wie weit es noch ist.«
Hodges sah auf Alex’ Telefon. Sophie hatte mehrere Versuche benötigt, bis sie das richtige Passwort aus den vielen ausgesucht hatte, die Alex im Büro gewöhnlich verwendete. Doch danach hatte sich Hodges mit Alex’ Handy in die Seite des Ortungsdienstes einloggen können. Mit dessen Hilfe steuerten sie nun ihr Ziel an. »Noch zwanzig Kilometer, so wie’s aussieht.«
Nathan schien das Lenkrad aus dem Armaturenbrett reißen zu wollen.
»Es ist ein gutes Zeichen, finde ich, dass er Alex an den Arsch der Welt verfrachtet hat.« Normalerweise sprach Hodges wenig, doch seit sie Sophie verlassen hatten und in den Wagen gestiegen waren, brabbelte er beinahe unentwegt. »Weil, wenn er sie, wie soll ich sagen, eliminieren wollte, hätte er es ja schon in Alex’ Wohnung getan.«
Man musste nicht besonders viel Fantasie haben, um sich einen Grund einfallen zu lassen, warum Coghan Alex in ein einsames Haus am Ufer des Lake Buchanan verschleppt hatte. Um Beweise verschwinden zu lassen. Oder eine Leiche. Nathan brach kalter Schweiß aus.
Die Fahrbahnmarkierungen schienen zu einer einzigen Linie zu verschmelzen, als der alte Mustang tapfer über den Highway galoppierte. Mit wilden Lichthupensignalen funkelte Nathan einen Pick-up an, der mit lahmen einhundertzwanzig auf die Überholspur wechseln wollte.
»Willst du wirklich keine Verstärkung anfordern?«, fragte Hodges.
Nathans Blick war Antwort genug.
»Ich frag ja nur. Coghan operiert nicht allein, und wir wissen nicht, wie viele Leute bei ihm sind …«
»Ich kann dir schon sagen, wer bei ihm ist! Die Hälfte aller Polizisten von Travis County! Wen sollen wir denn da noch anrufen?«
Hodges schwieg. Eine Zeitlang war das tiefe Brummen des alten Achtzylinders das einzige Geräusch im Wagen.
»Meinst du, dass das so weite Kreise gezogen hat?«, fragte Hodges schließlich. »Nach dem, was auf Alex’ Fotos zu sehen ist?«
Nathan knirschte mit den Zähnen. »Cernak ist drauf, und der war für alle Morde zuständig, die wir in den letzten fünf Jahren reinbekommen haben«, fuhr Hodges fort. »Wenn der Kerl von einem Drogenkartell geschmiert wird, und wenn jemand von der Bezirksstaatsanwaltschaft mit denen unter einer Decke steckt… Scheiße, dann geht’s auch um manipulierte Gerichtsverfahren. Gekaufte Urteile. Und wer weiß wie viele Gangster, die frei herumlaufen. Mein Gott, das stinkt zum Himmel!«
Nathan hielt das Gaspedal bis zum Anschlag durchgedrückt. Er konzentrierte seinen Zorn auf die vor ihm liegende Straße. Es war beinahe zwei, der Verkehr war dünn. Das war momentan das einzig Positive.
»Glaubst du wirklich, dass es Nicole ist?«, erkundigte sich Hodges.
»Ja.«
»Sicher?«
»Ja.«
»Immerhin sieht man auf dem Foto nur den Rücken«,
wandte Hodges ein. »Mit der Baseballkappe auf dem Kopf ist das doch schlecht zu beurteilen.«
»Verdammt, ich hab fünf Jahre mit ihr zusammengelebt.« Er schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad. »Ich weiß verdammt noch mal, wie sie aussieht. Also halt endlich die Schnauze und hilf mir, Alex zu finden.«
Schweigen im Wageninneren. Hodges studierte zum hundertsten Mal die Karte auf dem Handy. Nathan sah aus dem Augenwinkel den grünen blinkenden Punkt, der sie anzeigte und der sich langsam dem roten Punkt näherte, der Coghans Wagen bedeutete.
Das jedenfalls hofften sie. Wenn er die Wanze nicht entdeckt und weggeworfen hatte. Oder in ein anderes Fahrzeug verpflanzt. Vielleicht würden sie auch Coghans Pick-up finden und sogar Coghan, aber keine Alex.
Nathan presste die Lippen zusammen und verstärkte den Druck auf das Gaspedal. In Gedanken flehte er, dass Alex – wo sie auch stecken mochte – noch am Leben war.
Ihr ganzer Körper schien zu brennen. Alle Nervenenden tobten. Wie konnte etwas so Kleines so wehtun?
Er ließ von ihr ab und lehnte sich lächelnd zurück.
»Und, schon eine Idee?«
Sie schnappte nach Luft. Atme aus. Ruhig
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