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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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steckte sie den Kopf durch den Türrahmen und lugte in den dunklen Wohnungsflur.
    In der Wohnung war kein Ton zu hören. Ein wenig von dem Licht vor der Haustür drang durch den Vorhang und fiel als trüb-gelber Schimmer auf den Wohnzimmerteppich. Alex’ Blick glitt über die vertrauten Umrisse von Sofa, Sessel und Fernseher. In der Küche brummte kurz der Kühlschrank, dann war es wieder still. Sie starrte in die Dunkelheit, konnte aber nichts Außergewöhnliches entdecken.
    Dennoch schlug ihr Unterbewusstsein Alarm. Sie nahm die Pistole in beide Hände, trat in den Flur und schlich zum Bad. Dort reckte sie den Kopf um die Ecke.
    Poch. Beinahe hätte sie aufgeschrien. Poch, poch, poch.
    Das Geräusch kam von der Wohnungstür. Nun folgte ein klägliches Miauen.
    Alex stieß einen Stoßseufzer der Erleichterung aus. Sugarpotamus. Wahrscheinlich wollte er wegen des Regens hereingelassen werden.
    Sie ging durch das Wohnzimmer und zog die Vorhänge auf. Natürlich, da saß eine patschnasse Katze auf dem Fußabstreifer und sah kläglich zu ihr empor.
    Sie griff nach der Türklinke …
    Und hielt mitten in der Bewegung inne.
    Der Lichtschalter an der Wand gegenüber war dunkel. Keine indirekte Beleuchtung. Keine Alarmanlage.
    Alex schnappte nach Luft. Sie zog die Hand vom Türknauf und trat einen Schritt zurück.
    Sie drehte sich um.

    Er sprang.
    Und beide stürzten zu Boden. Sämtliche Luft schien aus ihr herausgepresst zu werden, als er mit brutaler Gewalt auf ihrem Rücken landete. Er packte ihre Handgelenke und knallte sie gegen den Boden. Dabei flog ihr die Waffe aus der Hand. Schmerz durchzuckte ihren ganzen Arm. Er stopfte ihr etwas in den Mund. Sie konnte nicht atmen, nichts sehen. Ihr Mund war von einem scheußlichen Geschmack erfüllt. Tränen traten ihr in die Augen.
    Sie trat um sich, wand sich, versuchte zu atmen, zu schreien, doch sie hatte keine Luft mehr. Das Gewicht des anderen schnürte ihr den Atem ab. Ihre Lunge war kurz vorm Platzen. Da wurden ihr die Arme nach hinten gerissen, und noch immer konnte sie nicht atmen. Etwas stach in ihre Handgelenke. Sie versuchte die Hände, die Arme, den Kopf, ihre Beine zu bewegen, doch alles begann taub zu werden. Und schließlich wurde es dunkel.
     
    Sie war nicht aufgeblieben.
    Nathan schlug die Autotür zu und sah zu ihrer dunklen Wohnung hinauf. Er konnte ihr keinen Vorwurf machen. Es war wirklich spät geworden, und sie war müde gewesen. Aber sie würde ja gar nicht ganz aufwachen müssen. Wenn sie ihm bloß die Tür aufmachte, würde das schon genügen. Er würde sie sofort zurück ins Bett bringen und für alles entschädigen.
    Er lief die Treppe hinauf und klopfte an die Fensterscheibe.
    Kein Geräusch. Er legte die Hand an die Scheibe und sah hinein, ehe er erneut klopfte.
    Irgendwo in der Nachbarschaft bellte ein Hund.

    Sein Blick fiel auf den Türrahmen. Ganz frische Kratzer im weißen Anstrich.
    Nathan zog seine Pistole heraus und drehte den Türknauf. Problemlos …
    »Alex!«, rief er und stieß die Tür auf. Die Waffe in der Hand, blickte er sich um.
    »Alex, wo bist du?« Er tastete nach dem Lichtschalter.
    Als er das Licht angeschaltet hatte, stockte ihm der Atem.
    »Alex!« Er rannte durch die ganze Wohnung, sah ins Bad, das Schlafzimmer, den Schrank. Nichts. Wieder im Wohnzimmer, bemerkte er, dass dort eine gewaltsame Auseinandersetzung stattgefunden haben musste. Sein Herz begann zu rasen, während sein Verstand die Spuren des Kampfes registrierte: umgeworfene Stühle, der verrutschte Küchentisch, schwarze Schleifspuren auf dem Linoleumboden.
    Plumps.
    Mit gezückter Waffe rannte er erneut ins Schlafzimmer. Hatte er einen Schrank übersehen? Vielleicht unter dem Bett…
    Auf dem Beistelltisch stand ein Opossum.
    Unsinn. Es war eine fette hässliche Katze. Mit feuchtem grauen Fell und nassem, hoch aufgereckten Schwanz. Nathan senkte die Waffe, und das Tier hüpfte vom Tisch. Dabei stieß es etwas zu Boden. Alex’ Handy.
    Ohne das sie nirgends hingehen würde.
    Ihm wurde ganz anders, als er das Telefon aufhob und auf den Tisch legte. Er bemühte sich, möglichst keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, als er sich durch die
Anrufliste scrollte. Das Delphi Center, das Delphi Center und dreimal seine Nummer. Keine weiteren Anrufe heute Nachmittag.
    Aus dem Augenwinkel sah er etwas auf dem Boden liegen. Ein Blatt Papier. Nein, zwei. Er hob sie auf.
    Ihm war, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen.

28
    Alex dröhnte der

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