Wo niemand dich findet
heraus. »Was war mit dem Anwalt?«
»Es ging um eine Erbschaft«, antwortete sie. »Angeblich kümmert er sich um den Nachlass von Melanies Vater. Sie hat wohl etwas Land in Westtexas geerbt.«
»Glaubst du das?«
»Es scheint zu stimmen.« Alex erinnerte sich, wie er mit seinem Cowboyhut umgegangen war, ihn im Zimmer abgenommen hatte und verkehrt herum auf den Tisch gelegt hatte. Definitiv texanisch. »Ich hab ihn überprüft. Er hat eine texanische Zulassung. Und im Anwaltsverzeichnis Martindale-Hubbell wird er als Partner einer Kanzlei in Zentraltexas geführt.«
Nathan bückte sich nach den Schuhen, die neben dem Schrank standen. Dann setzte er sich neben sie auf das Bett. Dabei sank die Matratze ein Stück weit ein. »Und die Erbschaft?«
»Es ist amtlich, dass ein James Bess aus Midland County vor mehreren Wochen gestorben ist. Melanie hat nie viel von ihren Eltern erzählt, nur dass sie sich mit ihnen nicht gut verstanden hat. Das scheint alles zu passen.«
Er band sich die Schuhe zu. »Das ist also deine heiße Spur? Ein Anwalt, der ist, was er behauptet?« Er erhob sich und griff nach dem Gürtel, der zusammengerollt neben seiner Pistole auf der Kommode lag. Eine Glock.
»Das ist nicht das Einzige.«
»Und was gibt es noch?« Flink fädelte er den Gürtel durch die Gürtelschlaufen der Hose und führte ihn durch den Holster.
»Ich bin Coghan gefolgt.«
Seine Hände lagen noch auf der Gürtelschnalle. Er stand da und starrte sie an. Die Missbilligung, die sich in seinem Gesicht spiegelte, wäre auch ohne das zerschlagene Auge furchteinflößend gewesen.
»Was ist?«, wollte sie wissen.
»Ist dir eigentlich der Gedanke gekommen, dass es einem Polizist auffallen könnte, wenn du ihm den ganzen Tag folgst?«
»Ich habe immer genug Abstand gehalten.« Dass sie in das Auto des Mannes eingebrochen war und dort ein GPS-System versteckt hatte, das sie mit dem Handy orten konnte, erwähnte sie lieber erst gar nicht.
Kopfschüttelnd fuhr er fort, den Gürtel anzulegen. Als er damit fertig war, rückte er die Pistole zurecht. »Und was hast du rausgefunden?«
»Er hat einige seltsame Stopps eingelegt.«
»Was meinst du mit ›seltsam‹?«
»Nun, er ist doch Drogenfahnder, oder? Und leitet so eine Art Einsatzkommando?«
»Ja.« Er stützte die Hände in die Hüften.
»Na ja … Da hätte ich erwartet, dass er die meiste Zeit im Polizeipräsidium verbringen würde«, meinte sie.
»Oder in einem Stadtviertel, in dem es Drogenprobleme gibt. Dass er da Drogenrazzien oder so machen würde.«
»Und?«
»Er war fast den ganzen Tag drüben in Captain’s Point. In seinem Privatwagen.«
Nathan ging aus dem Schlafzimmer. Dabei murmelte er etwas, das sie nicht verstand.
Sie folgte ihm. »Findest du die Ecke nicht zu schickimicki für ihn? Außerdem ist Captain’s Point nicht gerade ein Hort des Verbrechens.«
Nathan ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank und nahm zwei Dosen Red Bull heraus. Eine reichte er Alex. Offenbar war das sein Abendessen.
Er lehnte sich gegen den Küchentresen und riss seine Dose auf. »Ich verstehe nicht ganz, wo da der Zusammenhang ist. Wieso soll Coghan seine Frau ermordet haben, nur weil er den halben Tag in Captain’s Point ist?«
»Das habe ich doch gar nicht behauptet. Ich finde es nur seltsam, dass er so viel Zeit da verbringt. Du etwa nicht?«
»Ehrlich gesagt, finde ich deine Theorie eher seltsam.« Er nahm einen großen Schluck und setzte die Dose auf den Tresen. »Und nicht nur das. Ich glaube, du unterschätzt, mit wem du es zu tun hast. Du glaubst doch nicht im Ernst, Coghan merkt es nicht, wenn du ihn verfolgst? Wahrscheinlich weiß er sogar, dass seine Frau dich engagiert hat, ehe sie weg ist. Das ist dir doch klar, oder?«
»Ja, und?«
»Das heißt, er hat sowieso schon einen dicken Hals.« Er blickte auf die Uhr und nahm die Autoschlüssel vom
Tresen. »Sorry, aber ich muss echt los.« Er trat einen Schritt näher und sah ihr in die Augen. »Wir können gern morgen weiterreden, aber lass Coghan in Ruhe, ja?«
»Das Beste hab ich dir noch gar nicht erzählt.« Alex holte eine durchsichtige Plastiktüte aus der Gesäßtasche ihrer Jeans und reichte sie ihm.
Seine dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen. »Was ist das?«
»Ein Kopfhörer«, sagte sie. »Wie von einem iPod. Ich habe ihn gestern Abend in der Hütte gefunden, er lag auf dem Boden. Als alles drunter und drüber ging, habe ich ihn vergessen. Erst heute Morgen beim Anziehen hab ich ihn
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