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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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wieder entdeckt. Er war in meiner Hosentasche.«
    Nathan hielt die Tüte in die Höhe und betrachtete den weißen Plastik-Ohrstöpsel genau.
    »Siehst du das braune Zeug daran?« Alex deutete auf den unteren Teil, knapp über der Stelle, an der das Kabel offenbar durchtrennt worden war. »Ich glaube, das ist Blut.«
    Nathan gab ihr die Tüte zurück. »Was willst du jetzt damit machen?«
    »Wir könnten ihn untersuchen lassen und versuchen herauszufinden, wessen Blut das ist.«
    Nathan schüttelte den Kopf und wandte sich ab.
    »Was denn?«
    »Das ist keine Fernsehserie, Alex. Ich kann nicht einfach so mal einen Gentest machen lassen, wenn mir danach ist.«
    »Aber das ist ein wichtiges Beweisstück.« Sie hielt die
Tüte wieder in die Höhe. »Schau’s dir genau an, und hinterher sag mir, dass das kein Blut ist!«
    Er zuckte die Achseln. »Ja, wahrscheinlich ist es Blut, aber das heißt gar nichts.«
    »Doch, das heißt, wir haben ein Beweisstück«, widersprach Alex. »Wenn es Melanies Blut ist, beweist es, dass ihr kurz vor der Explosion etwas passiert ist. Oder vielleicht ist es das Blut des Mörders.«
    »Alex.« Er sah sie durchdringend an, doch noch mehr störte sie sein herablassender Ton. »Du hast überhaupt keine Ahnung, wie sehr unser Labor mit der Arbeit hinterherhinkt. Gentests dauern, und teuer sind sie obendrein. Normalerweise machen wir überhaupt keine, bis wir einen Verdächtigen haben, gegen den schon Anklage erhoben wurde und der auf das Verfahren wartet.«
    Die Enttäuschung traf sie wie ein Schlag in den Magen. Sie wusste nicht, worüber sie sich mehr ärgerte – über das, was er gesagt hatte, oder die Art, wie er es getan hatte.
    »Das heißt also, du machst gar nichts«, fauchte sie ihn an. »Du willst nicht mal überlegen, was dieser Beweis bedeuten könnte …«
    »Das ist kein Beweis!«, schnauzte er zurück. »Und überhaupt, Alex, du bist in ein Haus eingebrochen, du hast fremdes Eigentum mitgenommen, möglicherweise sogar von einem Tatort …«
    »Es ist ein Tatort! Du hast selbst gesagt, dass es Brandstiftung war …«
    »Du willst also, dass ich das Ding ins Labor gebe und einen Gentest machen lasse? Und was dann? Es ist völlig egal, wessen Blut es ist, wenn es denn welches ist. Außerdem
gibt es keine Dokumentation der Beweisaufnahme. Damit ist der Beweiswert des Ganzen gleich null.«
    Von seinen harschen Worten geschockt, trat sie einen Schritt zurück. Er wollte nicht einmal anerkennen, dass sie etwas Wichtiges entdeckt hatte. Stattdessen dachte er nur an Verfahren und Vorschriften.
    Sie betrachtete die Tüte in ihrer Hand, die braune Schliere am Kabel. Jeder, der Augen im Kopf hatte, sah, dass das Blut war. Was, wenn Melanie nie mehr auftauchen würde und dies der einzige Beweis für ein Verbrechen wäre?
    »Na gut.« Sie steckte die Tüte wieder in ihre Hosentasche. »Wenn du den Fall nicht untersuchen willst, dann mach ich es eben.«
    Sie gab ihm die Red-Bull-Dose zurück. »Und danke fürs Abendessen.« Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und ging.

5
    Als Alex in den fast leeren Parkplatz einbog, war es noch dunkel, und so würde es die nächste halbe Stunde auch bleiben. Nathan sah sie ein Schlagloch umkurven, ehe sie auf den freien Platz links neben seinen Mustang fuhr. Sie stieg aus und schlug die Tür zu.
    »Guten Morgen, sunshine«, sagte er.
    Über das Dach ihres Autos sah sie ihn missmutig an. »Hat das Café überhaupt schon auf?«
    »Ja, wenn wir fertig sind.«
    »Fertig womit?«
    Die Hände in die Hüften gestützt ging er zu ihr. Ihr Blick, der ihm durch den leichten Nieselregen folgte, war fast noch finsterer als der Himmel. Mit einem Blick auf ihre Füße stellte er fest, dass sie getan hatte, worum er sie vor gut zwanzig Minuten am Telefon gebeten hatte.
    »Gut dass du Laufschuhe anhast«, meinte er.
    »Das ist nicht dein Ernst!«
    »Warum nicht?«
    »Es regnet! Außerdem geht kein normaler Mensch so früh am Morgen joggen!«
    »Es tröpfelt kaum.« Er lächelte. »Sei keine Memme.«
    »Bin ich aber! Eine Vollmemme sogar. Ich brauche einen Kaffee.« Sie warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Café. Dort war nun das Licht angegangen, und jemand
hatte angefangen, die Stühle von den Tischen zu stellen. Aber auf dem Schild an der Tür war noch immer CLOSED zu lesen.
    »Dreißig Minuten.« Er legte einen Arm um ihre Schulter und dirigierte sie zu dem Spazierweg am Seeufer.
    Widerwillig trottete sie neben ihm her.
    »Wir laufen auch nicht weit«, fügte er

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