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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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ging los. Die Luft war schwülheiß, und vom Pflaster konnte man förmlich den Dampf aufsteigen spüren. Womöglich war ein Kleid hier doch eine bessere Wahl als Jeans. Auf alle Fälle war es in diesem dampfigen Klima kühler und luftiger. Inmitten von Touristenströmen, die mit Strandhüten und Bauchtaschen durch die Straßen stiefelten, führte Nathan sie an grellbunten Türen und verschnörkelten schmiedeeisernen Toren vorbei, und hin und wieder erhaschte sie
im Vorbeigehen einen Blick auf einen üppig begrünten Innenhof. Viele Türen standen offen, und aus den Häusern tönte Musik. Alex konnte Zydeco, Rock und sogar ein paar Takte eines Broadway-Musical-Songs heraushören, der auf einem Klavier gespielt wurde. Das Seltsamste aber waren die tiefen, stumpfen Beats, die aus dunklen Eingängen quollen, über denen Neonlichter mit der Aufschrift GIRLS! GIRLS! GIRLS! blinkten.
    An der Ecke Bourbon, Toulouse Street warteten sie geduldig, um eine Pferdekutsche vorbeitrappeln zu lassen. Einen halben Straßenzug weiter zog Nathan sie in ein kleines Gässchen.
    »Wohin…?« Doch noch ehe sie die Frage ausformuliert hatte, blickte sie in ein Gewirr kleiner kopfsteingepflasterter Gassen. Er bog links ab, dann rechts und wieder links, ohne auf die etwas zwielichtig aussehenden Gestalten zu achten, die in Einfahrten herumlungerten und sie mit Blicken verfolgten. Schließlich kamen sie in eine Gasse, wo überall Blumenkübel standen, aus denen Efeu rankte, und die Balkonkästen von Geranien überquollen. Eine ganze Schar Menschen zog an ihnen vorbei, und sie mussten kurz warten, ehe sie durch ein schmiedeeisernes Tor treten konnten.
    Auf einem windschiefen Holzschild stand MCLEAN’S.
    Nathan öffnete eine knallgrüne Tür und bedeutete ihr mit einem Kopfnicken einzutreten.
    Innen war es dunkel und kühl, und schon nach wenigen Sekunden lief Alex das Wasser im Munde zusammen. Gebratene Shrimps. Diesen Duft würde sie überall erkennen.
    Nathan wartete nicht, bis eine Bedienung ihnen einen
Tisch anbot, sondern führte Alex in einen schmalen Raum. Auf einer Seite standen Tische, auf der anderen befand sich ein langer hölzerner Tresen. Er brachte sie zu einem kleinen Tisch im hinteren Teil, gleich neben einer etwas erhöhten Bühne. Bis auf einen Mikrofonständer war sie im Augenblick leer.
    Nathan bot Alex einen Stuhl an, und sie wollte sich gerade setzen, als sie einen schrillen Schrei hörten.
    In der nächsten Sekunde stürzte eine rothaarige Frau auf sie zu. Im nächsten Augenblick lag sie in Nathans Armen und wurde in die Höhe gehoben.
    »Du bist es wirklich!« Sie trommelte überschwänglich auf seine Schultern, bis er sie wieder absetzte. »Mac hat gesagt, dass du da bist.«
    Freudestrahlend und mit gerötetem Gesicht wandte sie sich an Alex.
    »Ich bin Vera.«
    »Alex.«
    Danach wandte sie sich wieder an Nathan. »Wie lange bleibst du?«
    Alex musterte die Frau, während sie und Nathan plauderten. Bis auf die vage Angabe, dass er »dienstlich« in der Stadt zu tun hatte, deutete er mit keiner Silbe an, warum er nach New Orleans gekommen war.
    Trotz ihres feuerroten Haars musste Vera um die sechzig sein. Aus dem Geplauder, das sie mithörte, schloss Alex, dass sie mit Nathans Familie, vermutlich den Eltern, befreundet war. Plötzlich sah sich Alex unbehaglich um und fragte sich, wer sonst noch auftauchen würde.
    »Was wollt ihr denn?«

    »Äh …« Alex sah Nathan fragend an.
    »Für mich ein Bier, bitte«, sagte er.
    Alex erinnerte sich, dass sie Medikamente genommen hatte, und bestellte Eistee.
    »Isst du gerne scharf?«, erkundigte Nathan sich.
    »Ja, sehr.«
    »Dann zweimal Gumbo, bitte«, sagte er zu Vera. »Und dazu Baguette.«
    Schließlich nahmen sie Platz, und Alex ließ den Blick durch die dunkle, lärmige Bar schweifen. Sie konnte es kaum glauben, dass sie mitten am Nachmittag hier saß und in aller Ruhe auf den typischen Eintopf der Südstaatenküche wartete. Sie sah auf die Uhr.
    »Entspann dich.«
    Sie schnaubte ungeduldig.
    »Wir kriegen das alles noch hin, ich versprech’s dir. Aber erst musst du mal was essen.«
    Als Vera ihre Getränke brachte, plauderten sie und Nathan noch ein wenig. Alex zuckerte ihren Tee.
    »Sie ist nett«, meinte Alex, als Vera verschwunden war.
    »Sie und meine Eltern kennen sich schon ewig.«
    »Sind die auch in der Nähe?«
    Seine Mundwinkel zuckten kurz. »Warum? Bist du nervös?«
    »Warum sollte ich nervös sein?«
    Er beugte sich vor, die Ellenbogen auf die

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