Wo niemand dich findet
sie ablesen, dass er die Antwort bereits kannte. Noch in der Notaufnahme des Krankenhauses hatte sie per Handy geprüft, was der GPS-Sender anzeigte.
»Sein Auto war letzte Nacht in Freeport«, räumte sie ein. »Aber das heißt nicht, dass er auch da war.«
Nathan behielt seine Meinung zu dieser Theorie für sich. »Weißt du, was ein Marihuana-Haus ist?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
»Nein.«
»Troy Stockton lässt die leer stehenden Häuser in Captain’s Point beobachten. Er glaubt, dass sie zum Anbau von Marihuana eingerichtet sind. Sozusagen überdachte Marihuana-Plantagen.«
Alex blieb der Mund offen stehen. »Weiß sonst noch jemand davon?«
»Anscheinend gibt es bei einer Bundespolizeibehörde eine Sondereinheit. Hodges hat heute Vormittag ein bisschen rumtelefoniert. Die hat sich offenbar den Stromverbrauch von mindestens zehn Häusern in dem Viertel angesehen.«
Sie stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte. »Wozu das?«
»Na ja, die Wärmelampen und das Belüftungssystem, ohne die das Zeug nicht wächst, brauchen unglaublich
viel Strom. Auf diese Weise lassen sich Marihuana-Häuser dingfest machen. So wie es aussieht, sind die drei Häuser, zu denen du Coghan gefolgt bist, nur die Spitze des Eisbergs.«
»Warum zum Teufel nimmt ihn dann niemand fest? Und wieso ist er seinen Job noch nicht los?«
Nathan machte ein finsteres Gesicht. »Mir gefällt das auch nicht. Ich schätze, da ist eine größere Aktion geplant, um an die höheren Chargen ranzukommen. Coghan muss das Rädchen in einer größeren Organisation sein. Der Drogenhandel wird von sich bekämpfenden Gangs beherrscht, die unmittelbar mit den mexikanischen Drogenkartellen verbunden sind. Das ist alles sehr gut organisiert. Die Kartelle würden ihn niemals ein eigenes Süppchen kochen lassen. Er muss irgendwie mit ihnen verbandelt sein. Deswegen auch die Bundespolizei.«
Ungläubig schüttelte Alex den Kopf. »Das ist ja prima. Austins oberster Drogenfahnder steckt mit den Drogenhändlern unter einer Decke. Trotzdem darf er frei herumlaufen und seine Frau abknallen.«
»Ich arbeite daran.«
»Du?«
Er nickte, und nun wusste Alex endgültig nicht mehr, was sie glauben konnte. Sagte er das nur, um sie zu beruhigen? Oder gab es wirklich eine Ermittlung gegen Coghan?
Er sah sie eine Weile unschlüssig an, ehe er wieder das Wort ergriff.
»Also, ich glaube, dass er drei Morde begangen hat«, begann er. »Und wenn Melanie stirbt, sind es vier.«
»Du glaubst, er hat schon drei Leute umgebracht?«
»Ich hab drei ungeklärte Fälle, alle nach demselben Muster. Alle drei Opfer wurden mit einem Stück Draht erdrosselt. Eine Probe des Drahts wird derzeit im Delphi Center von Mia untersucht.«
Sichtlich geschockt lehnte sich Alex zurück. Nun konnte sie Nathan die Anspannung auch ansehen. Wut und Empörung standen ihm ins Gesicht geschrieben.
»Du kümmerst dich also doch darum!«
»Natürlich kümmere ich mich darum.«
Ihr war, als fiele ihr eine Last von den Schultern. Sie war nicht mehr allein.
Nathan schüttelte den Kopf und nahm sein Bier. »Coghan hat so gut wie jeden Polizisten in Texas gegen sich aufgebracht. Er hat das Vertrauen der Öffentlichkeit auf jede erdenkliche Weise missbraucht. Er ist für wenigstens drei Morde verantwortlich. Da kannst du deinen Arsch drauf wetten, dass mich das kümmert.«
»Das habe ich nicht gewusst … gehst du mit der Erkenntnis zu den Leuten von der Bundespolizei?«
Er stellt das Glas wieder ab. »Ich weiß noch nicht. Ich will ihn wegen Mord drankriegen, nicht wegen den Drogen. Er gehört für immer hinter Gitter, nicht bloß für ein paar Jahre in ein hübsches Luxusgefängnis, wenn er mit dem Staatsanwalt einen Deal macht.«
»Das klingt, als hättest du viel darüber nachgedacht.« Alex sah ihn aufmerksam an.
»Warum überrascht dich das?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, ich dachte nur… Weil du mich ständig bekniet hast, ich soll die
Sache fallen lassen, habe ich gemeint, sie bedeutet dir nichts.«
»Natürlich bedeutet sie mir was. Aber du bedeutest mir noch mehr.«
Diese strahlenden blauen Augen und sein unverwandter Blick machten sie ganz kribbelig. Wie sollte sie mit diesen Worten umgehen? Was konnte sie ihm bedeuten? Er kannte sie doch kaum.
Das Klingeln ihres Handys lieferte Alex einen willkommenen Vorwand, einer Antwort auszuweichen. Sie griff nach ihrer Handtasche unter dem Tisch.
Während sie den Anruf entgegennahm, fragte sich Nathan, ob
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