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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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waren wir machtlos gewesen, doch diesmal hatten wir Lauras Machete.
    Ich knüpfte sie von ihrem Gürtel los und gab ihr einen dicken Schmatz. »Du bist einfach brillant«, sagte ich. »Ich kann nichts versprechen, aber ich habe so das Gefühl, dass du möglicherweise das Zeug zu einer FBI-Agentin hättest.«
    »Glaubst du wirklich?« Sie lächelte müde. Laura musste laufen, da ich das Wasser, den Erste-Hilfe-Kasten und eine AK-47 trug und uns außerdem noch den Weg durch dieses Dickicht hackte. Unfassbar, wie dick das Grünzeugs hier wucherte. Ich hatte den Arm um ihre Taille geschlungen und hielt sie aufrecht. »Du machst das prima, Mädel. Halt durch. Nur noch fünfzehn Schritte und wir machen Rast. Ja, gut, Laura, nur noch zehn Schritte.« Ich hackte erneut auf die dichte grüne Blätterwand ein. »Das Ding ist glücklicherweise scharf wie ein Rasiermesser.«
    »Ein Margarita wär mir lieber, Mac.«
    »Mir auch, aber ich wüsste trotzdem gern, wo wir eigentlich sind. Wir hätten’s aus Molinas rausquetschen sollen.«
    »Er hat uns fortgeschafft. Wir sind sicher in Kolumbien, Mac. Kann mir gar nichts anderes vorstellen.«
    Sherlock stöhnte. Savich sprach leise auf sie ein, doch ich verstand nicht, was er sagte.
    Er hievte sich Sherlock über die Schulter und nahm mir die Machete ab. Ich war ihm dankbar dafür. Wir kämpf-ten uns weiter, mindestens noch fünfzig Schritte. Dann war es Savich, der keuchend anhielt. Behutsam ließ er Sherlock zu Boden gleiten und lehnte dann die große Machete und eine AK-47 gegen einen nahen Baumstumpf.
    »Das reicht, Mac. Ich bin erst mal erledigt. Lass uns die Decken ausbreiten und unsere Patienten drauflegen. Still, Sherlock, ist schon gut.«
    Sherlock öffnete die Augen und blickte mich an, dann die AK-47er, die ich neben die von Savich lehnte. Nur, es war nicht wirklich Sherlock, die mich anschaute. Ihr Blick war leer und entrückt. Ich konnte das einfach nicht ertragen und wandte die Augen ab. In dem Moment wünschte ich, Molinas umgebracht zu haben.
    Ich half Laura, sich an einen Baum zu lehnen, wickelte sie aus ihren Decken und breitete sie aus. Dann legte ich sie behutsam darauf. Ihre Pupillen waren geweitet vor Schmerzen, die Augen dadurch fast schwarz.
    Ich beugte mich zu ihr hinunter und küsste sie auf den Mund. »Bleib erst mal nur liegen, und lass dir von Savich ein bisschen Mineralwasser geben.« Ich schüttelte die beiden anderen Decken aus, die ich über der Schulter getragen hatte und deckte sie damit zu. Zu Savich sagte ich: »Wir haben zwar die Machete benutzt, aber vielleicht kann ich ja doch was machen, damit man uns nicht so leicht findet.« Bevor ich ging, gab ich Laura noch eine Schmerztablette.
    Als ich gut fünf Minuten später wieder zurückkam, hörte ich Laura flüstern: »Es tut mir so Leid. Ich hätte mich besser ducken sollen. Vielleicht werde ich jetzt zum FBI strafversetzt.«
    »Da musst du schon was viel Schlimmeres anstellen, als dich nicht rechtzeitig zu ducken, wenn du bei unserem Verein landen willst«, erwiderte Savich ruhig. »Ruh dich aus, Laura.«
    »Und halt still«, befahl ich. Ich öffnete den Erste-Hilfe-Kasten aus Blech. »Ich werde jetzt mal Doktor spielen.« Ich durchsuchte prüfend den Inhalt. Alkohol, ein Antibiotikum, Aspirin, Gaze, Verbände, Pflaster, Nadeln, Streichhölzer, Faden, die Schmerztabletten - Gott sei Dank war der Helikopter nicht explodiert. Ich hatte das Gefühl, dass dies so ziemlich der glücklichste Fund meines Lebens war. Nach Laura.
    Laura konzentrierte mühsam ihren Blick auf mein Gesicht. »Wir könnten genauso gut in Thailand sein. Überall auf der Welt, wo’s Dschungel gibt.«
    »Glaub ich kaum, wenn man bedenkt, dass der nächstliegende Ort Dos Brazos heißt«, erwiderte ich. »Halt still und schluck diese Tabletten. Das ist ein Antibiotikum, dazu noch eine Schmerztablette.« Ich wartete ein paar Minuten, bis die Tabletten zu wirken begannen, dann packte ich ihre Schulter aus und untersuchte die Wunde. Ein kleines Loch war es nur, aus dem langsam und träge Blut sickerte. »Stillhalten«, mahnte ich abermals. Ich nahm ein Verbandspäckchen, befeuchtete es mit Alkohol und drückte es auf die Wunde.
    Laura gab keinen Mucks von sich. Ihre Augen waren fest geschlossen. Sie biss sich in die Unterlippe. »Ist schon gut. Ich habe keinen Schock, zumindest im Moment nicht. Du brauchst mich gar nicht so anzusehen. Ich bin vor zwei Jahren schon mal angeschossen worden. Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man

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