Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
unternahmen.
    Als wir die Flugpiste erreichten, war der Himmel grau, mit zarten rosa Streifen im Osten. Es gab keinerlei Deckung. Wir kauerten uns auf der flachen, kahlen Ebene zusammen, boten jedoch immer noch ein zu gutes Ziel für einen Schützen.
    Savich wandte sich mit hochgezogener Braue um. »Der Regenwald beginnt gleich da drüben? Aber hier ist’s öde und so heiß wie in einem Backofen. Wie ist das möglich?«
    »So was nennt man Entwaldung«, erklärte Molinas. »Die Menschen hier sind furchtbar arm.«
    »Mac und ich waren kurz da drinnen«, meldete sich Laura zu Wort. »Es ist unglaublich schön, aber die Luftfeuchtigkeit ist erstickend. Außerdem hört man andauernd irgendwelche Tiere, die man aber nicht sehen kann, da wird’s einem ganz anders. Bin froh, dass wir da nicht wieder rein müssen.«
    Sherlock lachte, zwar zittrig, aber es war ein echtes Lachen. »Ich fürchte, ich muss Marlin einfach ein zweites Mal töten. Ich höre sein Gelächter, sein Geschrei. Ich werde ihn umbringen. Möchte sehen, ob er ein zweites Mal von den Toten aufersteht.«
    »Ja, töte ihn«, sagte Savich ernst und blickte ihr tief in die Augen. »Töte ihn noch mal, Sherlock. Du bist die Einzige, die das kann. Du hast’s schon einmal geschafft, du kannst es wieder. Töte ihn und versetz ihm noch ein paar Fußtritte, und dann komm zu mir zurück. Ich brauche dich.«
    »Ich brauche dich auch, Dillon«, sagte sie schwach und schloss die Augen. Der Ausdruck auf Savichs Gesicht war entsetzlich. Ich packte ihn bei der Schulter.
    In diesem Moment wusste ich, dass Jilly unter dieser Droge gestanden hatte, als sie über die Klippe raste. Ich war bei ihr gewesen, und das Zeugs hatte sie in den Wahnsinn getrieben, so wie jetzt Sherlock. Als sie herausfand, dass Laura zur DEA gehörte, dass man sie hereingelegt hatte, da war sie in ihren Gedanken von Laura verfolgt worden. Bis sie es nicht mehr ertragen konnte. Und deshalb war sie durch die Leitplanke gedonnert.
    Ich blickte zu Laura hinüber. Sie starrte zu den Bergen im Osten, reglos, ohne zu blinzeln. Ich hätte ihr am liebsten gesagt, dass alles gut werden würde, aber etwas an ihrer Haltung, an ihrem Schweigen, ihrer Konzentration, mit der sie in die Ferne blickte, hielt mich davon ab. Laura brauchte keine Hilfe. Sie war stark und selbstbewusst. Ich musste lächeln, denn ich wusste, tief in meinem Innern, dass diese Frau, die ich erst seit knapp einer Woche kannte, entscheiden würde, dass es besser war, mit mir zu leben als ohne mich.
    Wir waren bemüht, die Risiken so weit wie möglich zu minimieren. Wir saßen dicht beieinander, Molinas mit dem Gesicht zum Lager. Ich glaubte nicht, dass es seinen Männern gelungen sein konnte, uns zu überholen, aber sicher war ich nicht.
    Der laut knatternde Motor eines kleinen Flugzeugs ertönte. Ich sah, wie Savich bei diesem Geräusch die Stirn runzelte und den Kopf zu den Bergen wandte. Wenige Minuten später tauchte eine elegante kleine Cessna 310 über dem nächstliegenden Gipfel auf, neigte sich scharf auf die Seite und ging dann in den Landeanflug, die aufgehende Sonne wie einen Heiligenschein im Rücken.
    Mir gefiel das Motorengeräusch genauso wenig - die Maschine hustete und spuckte, setzte aus und knatterte weiter, so als wäre es jeden Moment aus mit ihr.
    Hatte Molinas uns reingelegt?
    Ich wollte mich gerade zu ihm umdrehen, als zwei Helikopter über die Bergspitzen schossen.
    »Mein Gott«, sagte Savich und beschattete seine Augen, »das sind McDonnell Douglas-Apaches, AH-64 Apaches. Die sind von uns. Die haben Raketenwerfer und sogar eine Stinger an Bord. Runter! RUNTER MIT DEN KÖPFEN!«
    Wir warfen uns in den Staub. Schon im nächsten Moment nahmen die Apaches die Cessna unter Beschuss. Das kleine Flugzeug war nun schon in Bodennähe. Der Motor hustete. Ich sah zwei Männer im Cockpit, einer von ihnen schrie. Dann explodierte das Flugzeug, und überall flogen Wrackteile in den allmählich heller werdenden Morgenhimmel. Scharfe, verbogene Metallteile, Motorteile, die Sitze, in einem davon war noch ein Mann festgeschnallt. Oder das, was noch von ihm übrig war. Ein Flügelteil krachte keine zehn Meter von uns entfernt auf die Piste.
    »Jesus«, sagte Savich. »Die guten alten USA Apaches. Was zum Teufel machen die hier?«
    »Irgendwie müssen sie rausgefunden haben, wo wir sind.« Laura brüllte und winkte mit den Armen. Ich achtete darauf, Molinas dicht an meiner Seite zu halten.
    Ich spähte zu den Hubschraubern hinauf. Sie

Weitere Kostenlose Bücher