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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sehen wollte? Ich weiß es nicht. Kann sein. Nun, wenn wir sie finden, werden wir’s erfahren.«
    »In Wahrheit«, ließ sich Savich vernehmen, »haben wir keine Ahnung, welche langfristigen Auswirkungen diese Droge hat.«
    »Ich fürchte, das weiß nicht mal Paul«, sagte ich. Ich sah einen fetten, schwarz-orange-grünen Käfer vorbeikrabbeln. Er blieb kurz stehen, wackelte mir mit seinen Fühlern zu und verschwand dann eilends unter ein paar kleinen, orangefarbenen Blättern. Auch andere Blätter bewegten sich. Es wimmelt hier nur so von Viechzeug, dachte ich. Von heißhungrigem Viechzeug. Alles hier lebte, alles war hungrig, alles jagte oder wurde gejagt, war tot und verrottete beinahe sofort oder bildete eine leckere Mahlzeit.
    Ich wandte mich wieder Laura zu und strich ihr sanft über die Lippen. »Da du so brav warst, kriegst du noch was zu trinken.«
    Sie trank einen Gutteil der Flasche. Ich musterte das halbe Dutzend Wasserflaschen. Sollten wir das Trinkwasser rationieren? Ich fragte mich, wie lange wir es hier würden aushalten müssen. Laura hatte Schüttelfrost. Ich machte Anstalten, mein Hemd auszuziehen, aber sie hielt mich davon ab. »Nicht hier, Mac. Hier sollte man möglichst wenig Haut zeigen. Es gibt jede Menge Ungeziefer. Ganz zu schweigen von den Blutegeln.«
    Blutegel. Lieber Himmel. Sie hatte Recht. Ich faltete eine nach Sex riechende Decke doppelt und deckte ihren Oberkörper damit bis zum Hals zu.
    »Wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein«, sagte sie. Sie unterbrach sich und runzelte die Stirn. Ich wusste, dass sie versuchte, klar zu denken.
    »Ist schon gut, Laura. Lass dir nur Zeit. Wir gehen nirgendwohin.«
    »Hab nur gerade an meinen Boss, Richard Atherton gedacht und mich gefragt, ob die DEA schon über Edgerton hergefallen ist...« Abermals unterbrach sie sich, und da wusste ich, dass sie große Schmerzen hatte. Das konnte ich einfach nicht ertragen. Ich gab ihr noch eine Schmerztablette.
    Nach ein paar Minuten schlug sie die Augen auf und lächelte mich an, aber ihr Gesicht war gerötet. Ich wusste nicht, ob’s am Fieber lag oder einfach an der abscheulichen Dampfküche. »Tief durchatmen, Laura«, sagte ich. »Denk an den Margarita, den ich dir machen werde. Und wie ich dich mit Öl einreibe, dir die Schultern massiere, bis alle Verspannungen weg sind. Na, wie klingt das?« Behutsam streichelte ich ihr die Wange.
    Ich strich ihr das Haar zurück. Nach ein paar Minuten
    wirkte ihr Blick benommen. Vielleicht hatte ich ihr zu viele Schmerztabletten gegeben. Ich wollte sie ja nicht umbringen. Ich schaute auf meine Uhr. Fast acht. Keine Tabletten mehr bis Mittag. Ich sagte: »Es ist besser, wenn du im Moment nicht redest, Laura. Du kannst uns ja alles später erzählen, wenn’s dir ein bisschen besser geht. Ist dir auch warm genug?«
    Sie dachte darüber nach, schwieg aber.
    Sherlock war vollkommen weggetreten, wurde wahrscheinlich gerade von Schreckensvisionen von Marlin Jones heimgesucht.
    »Wie lange ist es her, seit man ihr die letzte Dosis gab, Savich?«
    Er überlegte. »Eigentlich war sie erst seit etwa einer halben Stunde wieder bei mir, als ihr mit Molinas aufgetaucht seid.«
    »Also etwa sechs Stunden.«
    Savich starrte hinauf ins Blätterdach. Ein paar Affen kreischten, wildes Flügelflattern ertönte und auch andere Laute, die ich nie zuvor gehört hatte.
    »Was ist?«, fragte ich argwöhnisch.
    »Ich höre was«, gab mir Savich fast lautlos zu verstehen. »Da kommt jemand. Wir wussten, dass sie uns verfolgen würden. Ich frage mich, ob sie Molinas gefunden haben.«
    Ich drückte Laura die Hand, um ihr zu bedeuten, dass sie still sein sollte und lauschte. Ja, da kam jemand, mehrere Jemands. Sie durchpflügten das Gebüsch, ohne bestimmtes Ziel, aber nicht allzu weit von uns entfernt. Savich nahm sich eine AK-47. Ich zog die Bren Ten aus meinem Gürtel. »Bleib ganz still liegen«, flüsterte ich Laura ins Ohr. Sie blickte kurz erschrocken drein, fasste sich aber sofort wieder. »Ich bin vielleicht angeschlagen, aber nicht völlig unbrauchbar. Gib mir eine Pistole, Mac.«

    »Auf gar keinen Fall. Du bist verletzt. Du darfst dich nicht bewegen. Denk an deine Schulterwunde. Das wäre nicht gut, Laura. Wir müssen das überstehen. Jetzt lieg ruhig und...»
    »Ich will nicht, dass Sherlock oder ich sterben müssen, bloß weil ich nichts habe, um uns zu verteidigen, Mac. Sherlock ist hilflos. Ich bin alles, was sie hat. Und jetzt gib mir die Bren Ten.«
    Ich gab sie ihr ohne ein

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