Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Fingern an. Ich wusste nicht, wie ernst es um sie stand, doch dass wir so schnell wie möglich aus dieser grünen Hölle rauskommen mussten, war klar. An Medi-kamenten und Verbandszeug war kaum mehr was übrig. Ich betete, dass vor uns ein richtiger, echter Arzt auftauchen, mit seiner schwarzen Arzttasche wedeln und uns auf Englisch ansprechen würde.
    Während Savich sie trug, machte ich den Zipfel eines ihrer Hemden nass und tupfte damit ihr Gesicht ab. Sie machte automatisch den Mund auf. Ich gab ihr so viel Wasser zu trinken, wie sie wollte.
    »Ich vermute, wir sind gestern ein bisschen nach Süden geraten, bevor wir unser Nachtlager aufschlugen«, sagte ich, sobald ich mich orientiert hatte. »Lasst uns jetzt nur noch westlich gehen.«
    »Na, irgendwo müssen wir schließlich sein«, sagte Sherlock und verjagte ein Insekt von ihrem Knie. »Die Welt ist klein, nicht?«
    »Du hast Recht«, sagte Savich. »Sherlock, geh du voran. Mac, du gehst als Letzter. Und haltet eure Augen offen. Ich hätte Lust auf Bananen. Vielleicht entdeckt ihr ja ein paar reife.«
    Als es gegen Mittag zu regnen anfing, gelang es Sherlock erneut, etwa eine halbe Flasche frisches Regenwasser einzufangen, wobei sie wieder ein großes Blatt als Auffangtrichter benutzte. Sie stand da, die halb gefüllte Wasserflasche in der Hand, der Regen lief ihr nur so übers Gesicht, überall Insektenstiche, doch sie grinste wie ein Honigkuchenpferd, kriegte sich gar nicht mehr ein vor Stolz.
    Jetzt waren wir erneut bis auf die Haut durchnässt, konnten aber nichts dagegen machen. Savich war es zumindest gelungen, Lauras Wunde trocken zu halten.
    Der Boden war nun wieder ein einziges Schlammfeld, und auch das Unterholz verdichtete sich plötzlich. Ich zog die Machete heraus und fing an zu hacken. Meine Arme fühlten sich an, als wollten sie aus den Gelenken fallen.
    Als wir auf einen Fleck trafen, wo aus einem mir schleierhaften Grund die klare Sonne hereinschien, legte Savich Laura auf eine Decke, wickelte eine Wasserflasche in eine andere Decke und schob sie ihr als Kopfkissen unter.
    Diesmal dauerte es kaum zehn Minuten und wir hatten ein kräftig flackerndes Feuerchen entfacht. Da hier auch die Sonne hereinschien, dauerte es nicht lange, bis wir wieder trocken waren. Auch die Insekten ließen uns um das Feuer herum ein wenig in Ruhe.
    Savich begann mit der Schere Mangos zu schälen. »Mochte die Dinger schon immer«, grinste er und gab Sherlock einen Schnitz.
    Er schnitt ein weiteres dickes Stück ab und reichte es mir. Ich wedelte damit vor Lauras Mund. Sie öffnete gehorsam die Lippen. Nun, zumindest hatte sie noch Appetit. Die Nahrung schien sie ein wenig zu beleben. Sie setzte sich plötzlich auf und fragte: »Sherlock, spürst du irgendwelche Entzugssymptome? Als bräuchtest du unbedingt noch einen Schuss?«
    »Himmel, nein.« Sie erschauderte. »Wieso fragst du? Ach ja, freilich. Wenn eine Droge nicht süchtig macht, ist sie für den Dealer nicht viel wert, nicht? Die Kunden würden ihm ausgehen.«
    »Genau. Und du, Mac?«
    »Nein, nichts dergleichen.«
    »Vielleicht hattet ihr ja nicht genug davon«, überlegte Laura. »Vielleicht braucht es ja mehr als drei Dosen, um abhängig zu werden.«
    »Glaubst du, Jilly war von dem Zeug abhängig, Mac?«
    Ich hasste, es zuzugeben, aber der Meinung war ich. »Ja.«
    »Ich frage mich, wer sonst in Edgerton das Zeug probiert hat und was die jetzt wohl tun«, meinte Sherlock nachdenklich.
    »Ich wette, Charlie Duck hat’s probiert. Der Gerichtsmediziner sagte, dass er eine seltsame Substanz in Charlies Blut gefunden habe. Er wollte noch mehr Tests machen. Eventuell hat er’s ja absichtlich probiert, um rauszufinden, was da vorging. Schließlich war er früher bei der Kriminalpolizei, wenn ihr euch erinnert.«
    »Möglicherweise hat man ihn deshalb umgebracht«, spekulierte Laura.
    »Könnte sein«, meinte Savich nickend und biss dann in seine Banane.
    »Mac«, sagte Sherlock unversehens, »du standest mit Jilly in Verbindung, als sie durch diese Planke raste, lagst aber gleichzeitig im Krankenhaus in Bethesda. Du konntest dir das nie erklären. Na ja, vielleicht ist das ja wieder passiert. Vielleicht ist Jilly nur in deinen Träumen zu dir gekommen, um dich zu warnen.«
    »Eine andere Erklärung gibt’s kaum«, urteilte Savich und faltete die Bananenschale zusammen. »Außer du hast es dir im Drogenrausch nur eingebildet.«
    »High war ich jedenfalls. Na ja, was immer es auch bedeuten mag, ich hoffe, es

Weitere Kostenlose Bücher