Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
wieder selber gehen. Sie hielt sich dicht hinter Savich, trug den Erste-Hilfe-Kasten und eine AK-47. »Schlaf, Laura«, sagte ich. »Ich werde dir auch keine Sparwitze erzählen, um dich wach zu halten. «
    »Freut mich, Mac«, murmelte sie. Ihre Stimme klang schwächer als zuvor.
    Wir gingen weiter. Laura kam mir leichter vor als noch vor einer Stunde. Als hätte sie an Substanz verloren, und es gab nichts, das ich dagegen tun konnte. Außer, Hilfe zu finden.
    Savich schlug einen forschen Schritt an, hieb links und rechts, um uns den Weg frei zu machen. Wir sahen nur sehr wenig, hörten aber von überall das Rascheln und Trippeln von Getier.
    Aus dem Blätterdach hoch über unseren Köpfen ertönte plötzlich lautes Kreischen und Brüllen. Eine Familie von Klammeraffen, ungefähr zehn, tobten über uns in den Bäumen herum, rüttelten an den Ästen und schimpften lauthals. Savich wurde von einer verschrumpelten braunen Frucht, die ich nicht identifizieren konnte, mitten ins Kreuz getroffen. Auch anderes Obst und dürre Zweige regneten auf uns nieder, aber nichts, das uns ernsthaft hätte verletzen können. Ich beeilte mich und bekam prompt ein dickes, scharfkantiges Blatt ins Gesicht für meine Mühen. Sie hatten keine Angst vor uns, waren bloß zornig, dass wir in ihr Revier eingedrungen waren. Sobald wir uns genügend weit entfernt hatten, beruhigten sie sich wieder.
    Als um die Mitte des Nachmittags Regen einsetzte, ein wahrer Wasserschwall, hätte ich glatt zwei von den Snickers für einen großen Regenschirm eingetauscht. Dann entdeckten wir, dass das Laubdach einiger Bäume so dicht war, dass man halbwegs trocken blieb, wenn man sich an den richtigen Stellen aufhielt. Ich versuchte Laura, so gut ich konnte, vor dem Regen zu schützen. Der Boden dampfte, als es endlich vorbei war. Die Luftfeuchtigkeit hatte kein bisschen nachgelassen, nur brauchte man jetzt einen Löffel, um diese Luft zu atmen. Ein Strohhalm hätte nicht mehr gereicht.
    Von uns selber ging ein ziemlich überreifer Duft aus.
    Ich stellte Laura vorsichtig auf die Füße, den Arm um ihre Taille geschlungen, um sie aufrecht zu halten.
    »Kannst du dir vorstellen, wie herrlich jetzt eine kalte Dusche wäre, Mac?«, fragte sie sehnsüchtig.
    »Das«, sagte ich und schloss kurz die Augen, »stünde im Moment ganz oben auf meiner Liste. Nun ja, vielleicht an dritter Stelle. Noch besser wäre es, mit dir zusammen unter der Dusche zu stehen, Laura. Mit einer gesunden, lachenden Laura.«
    Dazu gab sie keinen Kommentar ab, und das machte mir Angst. Wir gingen weiter.
    Jetzt mussten wir uns nicht nur durch undurchdringliches - dampfendes! - Unterholz kämpfen, jetzt war der Boden obendrein ein einziges Schlammbad. Der zuvor einigermaßen begehbare Lehmboden war nun mindestens zehn Zentimeter tief aufgeweicht. Der Schlamm stand uns rasch bis zu den Knien. Das machte das Gehen so schwer, als würde man versuchen, mit einem Strohhalm Zitronensaft aus einer Zitrone zu saugen. Einmal wäre ich fast hingefallen. Sherlock war es, die mich auffing.
    Der Schweiß lief uns in Bächen herunter. Savich ächzte bei jedem Hieb. Über uns kreischten Vögel und Affen, ließen sich jedoch nicht blicken. Der Lärm war zeitweise ohrenbetäubend.
    Gerade als ich dachte, ich müsste auf die Knie sinken und für immer liegen bleiben, sah ich ein paar Schmetterlinge in den unglaublichsten Farben - Rot, Gelb, Grün, Ich konnte nur wortlos auf sie deuten. Einer folgte uns ein gutes Stück weit, flatterte neben meinem Kopf umher, ein riesiger, leuchtend blauer Schmetterling mit schwarz umrandeten Flügeln. Als die Schmetterlinge wieder verschwanden und ihre Schönheit mitnahmen, merkte ich erst, dass wir mindestens zwanzig Schritte weitergekommen waren. Der Regenwald war einfach schrecklich, die Hölle auf Erden, doch diese Schmetterlinge waren das Schönste, was ich je in meinem Leben gesehen hatte.
    Sherlock entdeckte zwei Korallenschlangen. Sie blieb abrupt stehen und starrte nach links ins Gebüsch. Eine Korallenschlange war einfach nicht zu übersehen. Die leuchtend orange-weiß geringelten Kreaturen glitten blitzschnell davon.
    Mein Blick flog über die Beine meiner Gefährten, um sicherzugehen, dass auch jedes Hosenbein fest im Stiefel steckte. Schwer zu sagen, so schlammig wie wir waren. Na, wenigstens hatten wir keinen Schlamm auf der Haut. Gott, wie das juckte. Aber kein Insekt konnte den Drillichstoff durchdringen, auch keine Schlange. Ich bemerkte Insektenstiche auf

Weitere Kostenlose Bücher