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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ihre Doktorarbeit nur deshalb nicht mehr beendet hat, weil sie mehr an ihren Forschungsprojekten interessiert war als daran, >eine blöde Dissertation zu schreiben, wie sie sich ausdrückte?
    Wieso sollte Jilly ausgerechnet Sie anlügen? Und wieso sollte Paul diese Lüge Ihnen gegenüber auch noch unterstützen? Kommen Sie, Laura, falls Sie gestern Abend von jemandem gesehen wurden, dann sagen Sie mir das besser, denn offen gesagt, ich glaube Ihnen nicht. Es gibt zwar bis jetzt noch keinen Beweis dafür, dass ein Verbrechen stattgefunden hat, dass man Jilly aus dem Krankenhaus entführt hat, aber soweit es mich betrifft, brauchen Sie dringend ein Alibi.«
    »W-was?«
    Ich dachte, jetzt fällt sie mir gleich in Ohnmacht. Sie wurde kalkweiß und lehnte sich gerade noch gegen eine weiße Wand, wobei sie einen Spiegel mit einem grellbunten Rahmen gefährlich ins Wackeln brachte. Sie schüttelte fassungslos den Kopf. Das Dumme war, ich hätte sie am liebsten getröstet, sie in die Arme genommen, ihr über den Rücken gestreichelt. Das Gesicht in ihren langen, herrlich glänzenden Haaren vergraben.
    Krächz.
    Sie warf einen wilden Blick auf Nolan und streckte dann abwehrend die Hände aus. »Nein, das haben Sie erfunden, Mac. Jilly hat mir gesagt, sie ist Hausfrau und hat überhaupt nichts gelernt. Ich hab sie immer ausgelacht, wenn sie sich’s wieder mal gab. Sie ist so umwerfend schön, wissen Sie, und hat ein natürliches Selbstbewusstsein, mit dem sie ihre Mitmenschen ausnahmslos bezaubert. Sie ist klug, kann sich gut ausdrücken. Ich kann’s nicht glauben. Eine Wissenschaftlerin? Ein abgeschlossenes Studium?« Auf einmal sah sie aus, als wolle sie in Tränen ausbrechen. Noch immer schüttelte sie vollkommen fassungslos den Kopf, und ihr Haar schwang dabei anmutig. Sie war total verwirrt, vollkommen durcheinander. Das konnte nicht gespielt sein. So gut war niemand.
    »Ich hab die ganze Nacht geschlafen. Ich war allein. Wieso sollte Jilly mich anlügen?«
    Ich seufzte. »Paul hat mir gesagt, dass am Dienstag, an dem Abend, als diese Sache mit Jilly passierte, gar keine Party stattgefunden hat. Er sagte, sie hätten allein zu Abend gegessen. Er sagte, Jilly wäre um einundzwanzig Uhr aus dem Haus gegangen, um noch ein wenig mit ihrem Porsche rumzufahren und er hätte noch in seinem Labor gearbeitet.
    Er hat außerdem endlich zugegeben, nichts mit Ihnen gehabt zu haben, dass er wohl mit Ihnen schlafen wollte, Sie aber nicht interessiert gewesen wären.«
    Wie eine Blinde tastete sie sich an zwei Sesseln vorbei und sank schließlich aufs Sofa. Dann ließ sie den Kopf auf die Hände sinken, so dass ihr Haar sie wie ein Vorhang verhüllte. »Das ist doch vollkommen verrückt«, flüsterte sie. »Ich begreif das einfach nicht.«
    »Da sind Sie nicht die Einzige. Aber es bleibt die Tatsache, dass Jilly weg ist. Wie vom Erdboden verschluckt.« Ich musste sie noch mehr in die Enge treiben, ob es mir gefiel oder nicht. »Ich will wissen, wo sie ist, Laura. Ich will wissen, wie Sie sie dazu gebracht haben, mit Ihnen zu kommen. Ich will wissen, wie es Ihnen gelungen ist, sie unbemerkt aus dem Krankenhaus zu schaffen.«
    Jetzt blickte sie mich zornig, aber auch gefasst an. Ihre Stimme klang fest. Kein Schock, kein Herzflattern mehr. »Jetzt hören Sie mir mal zu, Mac. Ich hab Sie nicht angelogen. Es stimmt alles, auch das mit der Party. Ich hab Ihnen gesagt, dass ich früh wegmusste, um Grubster seine Medizin zu geben. Falls dann doch keine Party mehr stattfand, hat das nichts mit mir oder dem zu tun, was Paul und Jilly mir erzählten.«
    »Wo ist überhaupt dieser Grubster?«, erkundigte ich mich und überflog den Raum. Wer würde eine Katze halten, wo Nolan seelenruhig auf einer Sessellehne hockte und meine Kaffeetasse anstarrte?
    Sie erhob sich kopfschüttelnd. »Jetzt glauben Sie mir nicht mal mehr, dass ich eine Katze habe.« Sie verließ das Wohnzimmer. Ich hörte, wie sie leichtfüßig die Treppe hinauflief. Als sie ein paar Minuten später wieder auftauchte, hatte sie eine riesige, fette, getigerte Katze auf den Armen. »Das ist Grubster. Wie Sie sehen, liebt er sein Futter. Er wiegt neun Kilo und ist nicht mehr der Allerschnellste. Ist schon fast elf Jahre alt. Er schaut Nolan einfach an und gähnt. Manchmal starren sie einander so lange an, bis einer von beiden als Erster aufgibt. Manchmal hüpft Nolan sogar auf seinen Rücken und pickt ihn hinter den Ohren.«
    Krächz.
    Laura blickte den Vogel an. »Komm her, Nolan, und

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