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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sag Hallo zu Grubster.«
    Der Kater gähnte und rollte sich neben Laura auf dem Sofa zusammen. Der Mynah hüpfte von der Sessellehne auf den Sofarücken, bis er schließlich auf den Kater hinuntergucken konnte. Grubster machte ein Auge auf und musterte den Vogel mit einem vollkommen gleichgültigen Ausdruck.
    »Möchten Sie noch einen Kaffee, Mac?«
    Ich nickte und starrte von Grubster zu Nolan. Irgendwer verarschte mich hier. Irgendjemand trieb sein Spielchen mit mir, und ich hatte keine blasse Ahnung von den
    Regeln. Ich hatte keine Ahnung, wo das Spiel aus war und die Wirklichkeit begann. Und ich hatte keine blasse Ahnung, wo Jilly war. Lauras Behauptung, sie hätte Kopfschmerzen gehabt, war ganz schön gerissen, denn das konnte ich nicht nachprüfen.
    Laura reichte mir eine zweite Tasse Kaffee. Er dampfte verlockend. Ich nahm einen Schluck. Es schmeckte köstlich. Vielleicht hatte sie einen Schuss Amaretto hineingetan. Ich nahm noch einen Schluck und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Sie reichte mir ein Chocolate Chip Cookie. Nein, sie konnte nicht wissen, dass das meine Lieblingskekse waren. Ich aß zwei, um den Alkohol im Kaffee zu neutralisieren und sagte dann, während ich zusah, wie sie ihren eigenen Kaffee trank: »Als Sie Dienstagabend bei Jilly und Paul waren, was haben Sie da nach dem Abendessen gemacht?«
    Sie nahm noch einen Schluck Kaffee. »Also gut. Wir waren zu dritt, Paul, Jilly und ich. Ich kam um zirka halb sieben. Jilly wollte Fisch. Paul hat einen Salat gemacht, Spinat, glaube ich. Ich habe Brot aufgeschnitten, mit Knoblauch bestrichen und kurz in den Ofen geschoben. Dann aßen wir, danach hörten wir Musik. Jilly und ich haben sogar zu ein paar Songs getanzt. Paul hat ganz schön was getrunken. Jilly wusste, dass ich nicht lang bleiben konnte, weil ich am nächsten Morgen wieder arbeiten musste und weil Grubster seine Medizin brauchte. Sie sagte, später würden noch ein paar Leute kommen, aber die könnte ich ja ein andermal kennen lernen. Wir würden bald wieder eine Party in Edgerton steigen lassen, sagte sie.«
    Ich beugte mich vor. »Ist das auch die Wahrheit, Laura?« Sie schwieg eine ganze Zeit lang. Ich nippte an meinem Kaffee und beobachtete sie.
    »Da ist noch mehr, stimmt’s?«
    Sie blickte Grubster an und kraulte ihn hinter den Ohren. Ich konnte den fetten Kater bis zu meinem Sessel schnurren hören.
    Schließlich nickte sie. »Ja, da war noch was. Es widerstrebt mir sehr, darüber zu sprechen, aber Jilly ist verschwunden, und ich weiß, dass Sie erst Ruhe geben, wenn Sie alles erfahren haben, selbst wenn es nichts mit dem zu tun hat, was Jilly zugestoßen ist.« Sie holte tief Luft. »Als Jilly in die Küche ging, hat Paul mir an den Busen gefasst und mich aufs Sofa geworfen. Er hat versucht mich zu küssen und sein Knie zwischen meine Beine zu drängen. Dann hörte er, wie Jilly etwas aus der Küche rief und sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Er war ganz rot im Gesicht und schnaufte heftig. Ich habe ihn wütend angeschaut und ihm gesagt, wie sehr er mich anekelt.
    Als Jilly wieder ins Wohnzimmer kam, habe ich ihr weisgemacht, Grubster brauche seine Medizin früher als normalerweise. Ich wollte nur noch raus. Ich wollte nicht, dass Jilly merkt, was ihr perfekter Ehemann, das Schwein, gemacht hat. Sie betet ihn geradezu an. Sie will ein Kind von ihm. Ach, es war einfach schrecklich.«
    »Und Sie hatten nie das Gefühl, dass Jilly mehr ist, als nur das Heimchen am Herd?«
    Sie schüttelte stumm den Kopf. »Nein. Keiner von beiden hat je was gesagt, das mich hätte glauben machen können, dass sie nicht die Wahrheit sagte.«
    »Und das ist alles?«
    »Ja, das ist alles, die ganze Wahrheit. Ich schwör’s.«
    »Also gut. Dann sagen Sie mir, Laura, welchen Fisch hatten Sie denn zum Abendessen?«
    »Welchen Fisch?« Sie blinzelte mich verständnislos an. »Ich hab’s nicht so mit Fisch, also hab ich nicht sonderlich drauf geachtet. Barsch oder Heilbutt, glaube ich.«
    Sie hatte es auf den zweiten Anhieb getroffen. Zumindest war der Rest der Mahlzeit wohl genau so verlaufen, wie Paul sie mir geschildert hatte, was immer mir das auch nützen mochte.
    Auf einmal war ich so müde, dass ich keine zwei zusammenhängenden Worte mehr denken konnte. Die Müdigkeit schlug wie eine Flutwelle über mir zusammen und zog mich nach unten. Ich stand rasch auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Es half nichts. Ich hatte das Gefühl, als würde ich durch zähen Schlamm waten.
    »Mac,

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