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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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klappte es mit der Verbindung nicht richtig, und sie wurde aus der Leitung geworfen. Aber wieso sollte das wichtig sein? Sie sind doch befreundet, oder?«
    Es war drei Uhr morgens, und das Ergebnis unserer Bemühungen war gleich Null. Niemand hatte Jilly gesehen. Niemand hatte gesehen, ob sie aus dem Krankenhaus getragen worden war oder dass überhaupt etwas rausgetragen worden war. Maggie Sheffield hatte eine Suchmeldung nach ihr laufen. Da wir nicht wussten, mit welchem Auto sie unterwegs war, blieb nichts weiter, als eine Beschreibung von Jilly herauszugeben und der Kleidung, die sie anhatte, ein grauer Jogginganzug mit schwarzer Paspelierung und schwarz-weiße Turnschuhe.
    Ich machte Druck auf die Telefongesellschaft und fand schließlich heraus, dass Jilly um 20:48 Uhr einen Anruf bekommen hatte, der von einer Telefonzelle am Stadtplatz von Edgerton geführt worden war. Lauras Anruf passierte gegen zwanzig Uhr, doch sie hatte nicht mit Jilly gesprochen.
    Ich fand Paul in Jillys Krankenzimmer. Er saß auf einem Stuhl und hatte den Kopf in die Hände gestützt.
    Ich sagte: »Jilly hat heute Abend einen Anruf aus einer Telefonzelle in Edgerton gekriegt.«
    »Es gibt hier nur eine einzige öffentliche Telefonzelle«, meinte Paul müde. »An der Fifth Avenue, direkt vor Grace's Deli.«
    Ich gab zu bedenken: »Jeder hätte sich aus der Party fortschleichen und den Anruf tätigen können, du eingeschlossen, Paul.«
    »Ja«, sagte er, ohne mich anzuschauen. »Cotter ist anderer Auffassung. Er glaubt, Jilly wäre stinksauer, weil alle meinen, sie hätte versucht, sich das Leben zu nehmen. Sie wollte uns einen Schrecken einjagen, uns glauben machen, dass sie’s noch mal versucht. Bald taucht sie wieder auf und lacht uns aus. O ja, Cotter war zuvor hier und hat uns suchen geholfen.«
    »Komm, lass uns schlafen gehen«, antwortete ich. »Es ist sauspät. Ich kann gar nicht mehr richtig denken. Im Moment können wir ohnehin nichts mehr tun. Los Paul, ab nach Hause.«
    Ich wollte wenigstens drei Stunden Schlaf kriegen, bevor ich zu Laura nach Salem fuhr.

11
    Es war erst kurz nach sieben, als ich am nächsten Morgen mein Auto auf einem Gästeparkplatz vor der Wohnsiedlung abstellte. Sie lag sehr hübsch in einem gepflegten Park. Die Siedlung sah nicht älter als drei, vier Jahre aus, französischer Landhausstil, drei Wohnungen pro Gebäude, alle mit hellgrau gestrichenem Holz verkleidet. Der Park war ebenfalls hübsch, überall Kiefern und Föhren, ein Kinderspielplatz und sogar ein kleiner Ententeich mit Wasserlilien. Als ich den Wohnkomplex betrat, sah ich, dass linker Hand ein Swimmingpool lag, daneben ein Clubhaus und ein kleiner Golfplatz. Laura hatte doch gesagt, die Bibliothek bezahlte ihr ein so jämmerliches Gehalt? Interessant. Das hier war jedenfalls keine billige Absteige.
    Laura Scott öffnete die Tür und schaute mich verblüfft an. Ich grinste. »Hübsch sehen Sie aus.«
    »Mac, was machen Sie denn hier?«
    »Wieso haben Sie Jilly gestern nicht besucht? Sie sagten doch, Sie würden vorbeischauen.«
    Sie schüttelte bloß den Kopf über mich. Dabei schwang und hob sich ihr langes Haar wie ein seidener Vorhang.
    Sie trug gut sitzende Jeans, darüber ein loses T-Shirt, an den Füßen Turnschuhe. Ich fand, sie sah sowohl elegant als auch sexy aus.
    »Kommen Sie rein, Mac. Möchten Sie eine Tasse Kaffee? Ich muss ihn nur rasch aufbrühen, dauert nicht lange.«
    »Ja, gut«, sagte ich und folgte ihr wohl oder übel. Ich betrat eine der schönsten Wohnungen, in denen ich je gewesen war. Das Foyer war mit kleinen, pfirsichfarbenen Fliesen ausgelegt, dazwischen Motivfliesen mit französischen Landschaftsszenen. Links führte eine herrliche Eichentreppe ins obere Stockwerk. Ich folgte ihr durch einen Türbogen in ein achteckiges Wohnzimmer, dessen viele Eckchen und Erker dem Raum Komplexität verliehen. Überall sah ich kräftige, leuchtende Farben, Fensterbänke, kleine purpurrote Kissen. Das Ecksofa war mit einem bunten Überzug aus einem Südseemotiv bespannt. Es gab Lampen und Stühle und kleine Möbelgruppen, und auf fast jedem Quadratzentimeter Abstellfläche stand irgendein extravaganter, knalliger und vollkommen nutzloser Schnickschnack. Das Ganze wirkte fröhlich und unwiderstehlich gemütlich.
    Überall standen Pflanzen und Blumen herum. Auf einer Stuhllehne hockte ein beeindruckender Vogel und beäugte mich. Er kreischte schrill, dann begann er sich am Flügel zu putzen.
    »Das ist Nolan, mein Mynah«, sagte

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