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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Sie verstehen. Was soll das? Was mach ich hier? Wo ist mein Hemd?«
    »Tja, Sie haben es fertig gebracht, fast in die Notaufnahme reinzufahren, bevor Sie zusammenbrachen. Sie sind mit dem Kopf auf die Hupe geknallt. In zwei Sekunden waren mehr als ein Dutzend Schwestern, Pfleger, Ärzte und auch Patienten um Sie versammelt.«
    Ich erinnerte mich an das laute Gehupe, direkt in meinem Ohr. »Ich hab mich wohl übernommen, stimmt’s? Das hat mir mein Körper nicht länger verziehen und ist zusammengeklappt?«
    »Paul hat uns erzählt, dass irgendwo im Ausland ein Bombenanschlag auf Sie verübt wurde und Sie bis vor kurzem selbst noch im Krankenhaus lagen. Aber nein, das hier ist kein Rückfall. Sie haben eine Menge Phenobarbital im Körper. Sie haben’s seit zirka drei Stunden hinter sich. Sobald wir herausgefunden hatten, wo das Problem liegt, haben wir mit der Behandlung angefangen, aber solche Dinge brauchen ihre Zeit. Sie werden für ’ne Weile ziemlich wacklig auf den Beinen sein.«
    Ich dachte an die wahrscheinliche Behandlung und wurde ganz grün im Gesicht. »Sagen Sie nicht, Sie haben mir den Magen ausgepumpt. Dabei hab ich mal zugeschaut und hätte fast gekotzt.«
    »Sorry, Mac, es ging nicht anders. Wir hatten keine Wahl. Aber was soll’s, Sie waren ja bewusstlos. Wir haben außerdem ein bisschen Aktivkohle in Ihren Magen gepumpt. Sie haben noch immer ein paar schwarze Flecken um den Mund und auf der Brust. Ziemlich eklig, aber es saugt das ganze Gift auf. Machen Sie sich keine Gedanken wegen der Schläuche in Nase und Arm. Die sind nur, um ganz sicherzugehen. Wir lassen’s vorläufig so. Tut Ihnen der Hals weh?«
    Und wie. Ich nickte. Endlich konnte ich wieder einiger-maßen denken. »Man hat mir ein Schlafmittel gegeben, sagen Sie? Phenobarbital?«
    »Genau. Niemand behauptet, dass Sie sich umbringen wollten. Wer hat Ihnen das Zeugs gegeben, Mac?«
    Ich blickte zuerst Dr. Coates an, dann Mrs. Himmel, die mit bleicher, geschockter Miene neben ihm stand, dahinter ein Mann, den ich nicht kannte. »Also, da laust mich doch der Affe«, sagte ich langsam.
    Ein paar Sekunden später wusste Dr. Coates ohne jeden Zweifel, dass ich wach war, denn ich hatte ihn beim Handgelenk gepackt und stieß hastig hervor: »Das ist sehr wichtig. Die Polizei muss so schnell wie möglich zu Laura Scotts Haus in Salem. Dort war ich nämlich heute früh. Sie hat wahrscheinlich versucht, mich umzubringen.«
    Dr. Coates war zwar kein junger Hüpfer mehr, aber wenn’s drauf ankam, konnte er rennen, was das Zeug hielt. Mrs. Himmel tätschelte mir die Hand. »Das wird schon wieder, Mac. Ach ja, das ist Dr. Greenfield, der, dem Sie sagten, er soll sich raushalten.«
    Mein Blick fiel auf einen mickrigen, älteren Mann mit einem schwarzen Vollbart und einer weißen Tupfenfliege. »Ich lebe noch«, sagte ich, »danke.«
    Er nickte. »Sie sind noch immer reichlich angeschlagen. Das muss ein ganz schön heftiger Unfall gewesen sein, den Sie da im Ausland hatten.«
    »Ja, ganz schön heftig.«
    »Nun ja, Sie sind jung und stark, Mr. MacDougal. Sie machen das schon. Ich lasse Sie in erfahrenen Händen.« Er wandte sich auf dem Absatz um, gab Mrs. Himmel einen kleinen Salut und ging.
    »Das war >Der Große Geists unser Chefarzt«, erklärte Mrs. Himmel. »Und jetzt ruhen Sie sich aus, Mr. MacDougal. Wieso sollte diese Frau Sie umbringen wollen?«
    »Ich weiß es nicht. Bin heute früh nach Salem gefahren, um mit ihr zu sprechen. Könnte sein, dass sie was mit Jillys Verschwinden zu tun hat, aber ich hab nichts rausgefunden. Ich habe einen Kaffee bei ihr getrunken, dann wurde ich auf einmal hundemüde. Und bin gegangen.« Ich hätte jaulen können wie ein Schlosshund. Wie hatte ich mich nur so in ihr irren können?
    »Sie hätten’s fast nicht mehr bis hierher geschafft«, sagte Dr. Coates, der gerade wieder ins Zimmer kam. »Warum sind Sie nicht einfach irgendwo am Straßenrand stehen geblieben und eingeschlafen?«
    »Auf den Gedanken kam ich überhaupt nicht, weiß nicht warum. Alles, woran ich dachte, war, nach Edgerton zurückzukommen.«
    »Na ja, das haben Sie auch fast geschafft. Die Strecke, auf der Sie fuhren, ist obendrein kurvenreich genug, auch wenn man alle Sinne beisammen hat und nicht bis zum Halskragen voll Schlafmittel ist.«
    »Ich wäre fast in einen Lastwagen gerast; der Schreck hat mich für ein paar Minuten wieder munter gemacht. Ich hab gesungen, gebrüllt, alles, nur um wach zu bleiben. Ich konnte nicht einfach über

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