Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
weitermachen, wo sie vor dem Drama mit Joleen aufgehört hatten, dann machte er sich etwas vor. Leise fluchend schubste er die uralte Hollywoodschaukel an.
Sein Bruder würde sich in Lonesome Bend und auf der Ranch schnell langweilen und wieder abziehen, um bei irgendeinem Rodeo-Turnier mitzureiten. Oder einer Frau hinterherzulaufen. Dieser Gedanke tröstete ihn ein wenig.
Als der Wind den Regen unter das Dach der Veranda blies, gab Conner auf und ging nach drinnen. Er stieg die Treppe hinauf, stellte dabei fest, dass der Kristalllüster staubig war, und ging in sein Schlafzimmer. Bevor sie in ihr neues Haus gezogen waren, hatten Kim und Davis darin geschlafen. Es hatte einen großen Flachbildfernseher an einer Wand. Das dazugehörige schiefergrau geflieste Bad war so groß wie die Umkleidekabine eines Footballteams und hatte eine riesige Dusche mit vielfach verstellbarem Sprühkopf und eine Badewanne, in der man wunderbar seine schmerzenden Knochen einweichen konnte.
Während so viel Platz für seine Tante und seinen Onkel wahrscheinlich sinnvoll gewesen war, erschien Conner der Raum einfach nur monströs. Am liebsten wäre er einfach wieder in das Zimmer am anderen Ende des Korridors gezogen, das er sich früher mit Brody und im Sommer auch noch mit Steven geteilt hatte. Aber leider hatte Brody vor seiner Abfahrt sein ganzes Zeug dort gelagert.
Conner stellte den Fernseher an und in der nächsten Sekunde wieder ab. Seiner Ansicht nach war das Fernsehprogramm überwiegend nervig. Zwar sah er sich gern athletische Frauen in Bikinis an, die in irgendwelchen unwirtlichen Gegenden „überleben“ mussten, aber das war es dann auch schon.
Er zerrte sein Hemd über den Kopf, um es nicht aufknöpfen zu müssen, und schleuderte es zur Seite. Dann setzte er sich auf das Bett, das für eine Person viel zu groß war, zog Stiefel und Socken aus und stand wieder auf, um auch die Jeans loszuwerden. So verharrte er eine Weile. Brody hatte gar nicht so unrecht, wenn er andeutete, dass Conner kein richtiges Leben hatte.
Schließlich schlug er die Bettdecke zurück, legte sich hin und nahm die dicke Biografie von Thomas Jefferson vom Nachttisch. Er seufzte. Eine weitere Nacht im Bett mit niemandem als einem toten Präsidenten.
Verdammt großartig!
Tricia öffnete ein Auge – konnte es tatsächlich schon Morgen sein? – und nahm nach und nach ihre Umgebung in sich auf. Blick für Blick, Geräusch für Geräusch, Duft für Duft.
Die Sonne schien. Regen tropfte zwar noch von der Dachrinne, trommelte aber nicht mehr aufs Dach. Die Zeitschaltuhr an der Kaffeemaschine piepte, und kurz darauf drang der verlockende Duft von frisch gebrühtem Kaffee in ihre Nase.
Valentino tappte herbei, um seine Schnauze nur Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt auf das Kopfkissen zu legen. Er wimmerte leise.
Irgendwo klirrte etwas.
Tricia setze sich auf, sah auf den Wecker, den sie zu stellen vergessen hatte, und holte scharf Luft. Sie hatte verschlafen. Das passte überhaupt nicht zu ihr.
Klirr, klirr, klirr.
Da sie einen Jogginganzug trug, zog sie sich keinen Bademantel über. Sie schlüpfte auch nicht in ihre hässlichen pinkfarbenen Hausschuhe. Sasha kam in ihrem rosa Schlafanzug in die Küche und sah sie mit aufgerissenen Augen an.
„Was ist das?“, flüsterte sie.
„Das werde ich gleich herausfinden“, erklärte Tricia eher verärgert als beunruhigt. Sie ging zur Spüle, schnappte sich das Geschirrhandtuch und wischte einen großen Kreis in das von Dampf beschlagene Fenster, um in den Hof zu spähen. Die Auffahrt war leer.
„Wird gleich etwas explodieren?“, fragte Sasha, die sich wahrscheinlich gerade ausmalte, wie ein veralteter Ofen odersogar ein Dampfkessel in Nattys Keller mit großem Getöse in die Luft fliegen würde.
„Nein, meine Süße.“ Tricia schenkte ihr ein, wie sie hoffte, ermutigendes Lächeln. „Ganz sicher wird hier nichts explodieren. Das ist einfach ein altes Haus, und manchmal machen die Rohre komische Geräusche. Genauso wie die Bodendielen.“
„Oh“, murmelte Sasha, nicht überzeugt.
Valentino drückte sich an sie. Er war ganz offensichtlich kein Wachhund.
„Wartet hier, ich geh nach unten und seh mal nach“, sagte sie zu den beiden Helden.
Sasha, die winzig und verletzlich aussah, schluckte sichtlich und nickte.
Das klirrende Geräusch hörte nicht auf.
Tricia lief die Treppe hinunter und folgte dem Krach durch Nattys kühle Räume bis in die Küche.
Stille.
Dann ging es wieder los,
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