Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
abhält?“, wiederholte Tricia zugleich frustriert und verlegen. Auf einmal fühlte sie sich wieder so wie das kleine schüchterne Mädchen, fehlten nur noch die Zahnspange und die Pickel. „Das sagte ich doch bereits. Erst muss ich die Sache mit Hunter klären. Und selbst wenn ich – selbst falls ich letztlich …“, sie senkte die Stimme zu einem Wispern, „mit Conner Creed ins Bett gehe, wird das nichts ändern.“
„Oh, und ob das etwas ändert“, entgegnete Diana grinsend, dann stand sie auf und ging zum Tisch in der Ecke, um ihre Handtasche zu holen. Nachdem sie eine Weile darin herumgewühlt hatte, legte sie einen Schlüsselbund vor Tricia. „Normalerweise behalte ich gewisse Beobachtungen lieber für mich, aber jetzt mache ich einmal eine Ausnahme. Du benimmst dich genau wie deine Mutter, Tricia.“
Obwohl Tricia sich ertappt fühlte, protestierte sie. „Quatsch. Meine Mutter hat zu allem einen emotionalen Abstand, einschließlich zu sich selbst. Sie hat Angst, sich auf irgendetwas anderes einzulassen als auf Naturkatastrophen.“
Diana setzte sich wieder, verschränkte die Arme und fragte:„Und? Ist das nicht genau der Grund, warum du die ganze Zeit an Hunter festgehalten hast? Weil du auf diese Weise Abstand halten und dir zugleich einbilden kannst, eine echte Beziehung zu führen?“
„Nein“, behauptete sie, allerdings etwas zu zögerlich. „Um Himmels willen, Diana, du tust ja gerade so, als wäre ich wie eine von diesen Frauen, die einen Typ heiraten, der lebenslang im Gefängnis sitzt.“
„So weit würde ich nicht gehen. Aber du hast Angst, dich wirklich auf einen Mann einzulassen – speziell auf einen Mann, der sich anders als Hunter nicht mit weniger zufriedengibt. Ich schätze mal, der Cowboy jagt dir Angst ein.“
„Das ist doch lächerlich“, stotterte Tricia. Doch in ihrem Kopf begannen sich bereits die Zahnräder zu drehen: Bin ich wirklich wie meine Mutter? Bin ich unfähig, einem anderen Menschen gegenüber mein Herz zu öffnen?
Lächelnd schob Diana ihr die Schlüssel zu. „Hier. Nimm meinen Wagen und fahr in Hunters Studio, um diesem Egomanen zu sagen, wo er sich seine romantische Kreuzfahrt nach Mexico hinstecken kann – zusammen mit seinen ganzen Versprechungen. Das wäre zumindest mal ein Anfang.“
Tricia schluckte schwer. Ihr kam das weniger wie ein Anfang, sondern wie das Ende einer bequemen und sicheren, allerdings auch langweiligen Sache vor.
Plötzlich kam ihr ein vollkommen neuer Gedanke. „Gibt es vielleicht etwas, das du mir sagen solltest?“, fragte sie sehr leise, während sie nach dem Autoschlüssel griff. „Diana, was weißt du über Hunter?“
„Ich bin deine beste Freundin“, erwiderte Diana liebevoll. „Wenn ich irgendetwas über diesen Kerl wüsste, hätte ich es dir sofort erzählt. Ich habe einfach nur so ein Gefühl, das ist alles. Das Gefühl, dass er nicht gut genug für dich ist. Er ist irgendwie – nicht zu greifen.“
„Nicht zu greifen“, wiederholte Tricia seufzend. „Ich bin bald zurück.“
Wenige Minuten später fuhr sie in Dianas blauem BMW Richtung Innenstadt und überlegte sich, was sie Hunter sagen könnte.
Tut mir leid, dass ich nicht vorher angerufen habe. Ich weiß, es ist nicht okay, einfach so aufzutauchen.
Das Problem war nur, dass sie keine Lust hatte, sich zu entschuldigen. Schließlich hatte sie nichts falsch gemacht.
Da gibt es jemanden in Lonesome Bend … ich kenne ihn kaum, verstehst du, aber ich würde einfach gern herausfinden, was daraus werden könnte.
Nein, das war auch nicht gut. Was zwischen ihr und Conner geschehen oder nicht geschehen würde, ging Hunter, sobald sie sich getrennt hatten, sowieso nichts mehr an.
Seien wir doch ehrlich, Hunter. Wir sind schon lange kein Paar mehr.
„Toll“, rief Tricia verächtlich.
An der nächsten Ampel bog sie falsch ab. Da die Innenstadt von Seattle nur aus Einbahnstraßen bestand, musste sie jede Menge Umwege fahren, bis sie endlich am Pioneer Square ankam. Sie wusste nach wie vor nicht, was sie Hunter sagen sollte.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie sich weder die Lippen geschminkt noch die Haare gekämmt hatte.
Aber sie war zumindest anständig angezogen. Denn sie und Diana hatten geplant, später ins Einkaufszentrum zu fahren, weshalb sie nicht ihre übliche Lonesome-Bend-Kluft – Jeans und T-Shirt im Frühjahr und Sommer, Jeans und Sweatshirt im Herbst und Winter – gewählt hatte, sondern eine schwarze Hose und eine schlichte, weiße
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