Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
Bluse.
Es dürfte nicht allzu schwer sein, sich von ihm zu trennen, entschied sie, während sie auf das Backsteingebäude zumarschierte,in dem Hunter ein elegantes Loft besaß, wo er lebte und malte.
Das ehemalige Fabrikgebäude konnte mit einem Türsteher und einem atemberaubenden Blick über Elliot Bay und die Olympic Mountains aufwarten. Tony erkannte sie sofort.
Weit riss er die Augen auf. „Ich hab Sie schon eine Weile nicht mehr gesehen“, sagte er unbeholfen. „Wie geht es Ihnen, Ms McCall?“
„Mir geht es gut, Tony“, antwortete sie und stieg in den Fahrstuhl. „Ich finde selbst hinauf, danke.“
Tony blinzelte, und sie hätte schwören können, dass er zum Telefon stürzte, als die Türen zuglitten.
Als sie den obersten Stock erreicht hatte, erwartete Hunter sie bereits.
Er sieht wirklich gut aus, dachte sie, wie ein Fernsehmoderator, viele Zähne und viel Haar.
„Tricia!“, rief er. „Mit dir habe ich gar nicht gerechnet …“
„Tut mir leid“, erwiderte Tricia, obwohl sie eigentlich beschlossen hatte, sich nicht zu entschuldigen. „Ich hätte vorher anrufen sollen.“
Hunter fuhr sich seufzend mit einer Hand durchs Haar. Er schien nicht zu wissen, was er sagen oder tun sollte, und warf immer wieder einen Blick hinter sich auf die halb geöffnete Tür zu seinem Loft. „Na ja“, stammelte er schließlich, „ist ja nicht so schlimm.“
Die Puzzleteilchen begannen bereits, sich zusammenzufügen.
Was war ich doch für ein Trottel, schoss es ihr durch den Kopf. Was für eine naive, romantische Idiotin. Hunter war nicht allein. Wahrscheinlich war er seit dem Tag, an dem sie nach Colorado gezogen war, nicht einen einzigen Tag allein gewesen.
Sie lächelte. Wenn Hunter ihr noch etwas bedeuten würde,hätte sie vielleicht etwas Gehässiges gesagt wie: „Möchtest du mich nicht hereinbitten?“
Wenn er ihr etwas bedeuten würde, wäre sie verletzt und wütend gewesen, weil sie mit jeder Faser ihres Körpers wusste, dass eine Frau in seinem Loft war und wahrscheinlich jedes Wort mithörte. Vielleicht war sie angezogen, vielleicht nicht.
Stattdessen spürte sie nichts als maßlose Erleichterung. Sie musste lachen. „Ist schon okay, Hunter. Ich bin nur hier, um dir zu sagen, dass ich nicht mit dir auf diese Kreuzfahrt komme, aber trotzdem danke für die Einladung.“
Einen kurzen Moment blieb ihm der Mund offenstehen, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. So ungeheuer erfolgreich, wie er in jedem Bereich seines Lebens war – mit Absagen konnte er offenbar nicht sonderlich gut umgehen.
Ein Gesicht tauchte zwischen Tür und Türrahmen auf. Hunters Besuch war hübsch mit fransigem blondem Haar und viel zu jung für ihn.
„Was für eine Kreuzfahrt?“, wollte Lolita wissen.
„Huch“, sagte Tricia amüsiert.
Hunter errötete. „Monica steht Modell für mich.“
Neben anderen Dingen, dachte Tricia.
„Monica“, zischte Hunter. „Geh wieder rein.“
„Ich möchte erst wissen, was das mit der Kreuzfahrt soll.“
„Das ist alles ein großes Missverständnis“, erklärte Tricia der jungen Frau fröhlich. „Ich muss mich im Gebäude geirrt haben.“
„Oh“, erwiderte Monica noch immer verwirrt, aber besänftigt. Leise schloss sie die Tür.
„Du warst eben so lange fort“, murmelte Hunter zerknirscht. Dann hellte sich sein Gesicht auf. „Aber jetzt bist du zurück …“
Tricia schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich bin nicht zurück, Hunter. Jedenfalls nicht so, wie du es meinst.“
„Wenn du mir nur eine Chance geben würdest – die Kreuzfahrt …“
„Keine Kreuzfahrt.“ Tricia drückte auf den Knopf, um den Fahrstuhl zu rufen. „Leb wohl, Hunter. Ich wünsche dir ein wunderbares Leben.“
Und das meinte sie ehrlich.
Es war vorbei.
Sie war frei.
„Warte“, protestierte Hunter. „Was ist mit all unseren Plänen? Mit der Galerie, die wir zusammen eröffnen wollten? Was ist mit …“
Die Fahrstuhltüren glitten auf. Tricia trat ein, winkte Hunter zum Abschied zu und formte lautlos mit den Lippen „Das war’s“.
Tony, der Türsteher, erwartete sie bereits aufgeregt, als sie Sekunden später die Eingangshalle betrat. Wahrscheinlich war er daran gewöhnt, dass hier weinende Frauen ein- und ausgingen.
Ihr Strahlen ließ ihn zurückweichen.
Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder und hastete dann zur Eingangstür, um sie ihr aufzuhalten. „Sind Sie in Ordnung?“, fragte er kleinlaut.
„Oh, mehr als das“, antwortete Tricia.
Und ich bin nicht
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