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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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als menschenmöglich war. Mit einem langen, abschätzigen Blick fasste er die Halle ins Auge und sagte: »So! Das ist also der prunkvolle Winterpalast der Volkonskis, von dem ich schon so viel gehört habe!« Geschmeidig schritt er zu einem großen vergoldeten Spiegel mit trübem, stockfleckigem Glas und beugte sich zu seinem Spiegelbild vor. »Sie hat mir Bären und Wölfe und Diamanten versprochen.« Abrupt drehte er sich um. »Aber bis jetzt habe ich hier nur drei Schulmädchen vorgefunden.«
    Damit stolzierte er auf sie zu.
    »Du musst unsere französische Besucherin sein«, sagte er zu Delphine. »Sehr stylish – genau wie ich es mir vorgestellt habe.«
    Delphine wurde rot. Sie wollte den Mund aufmachen und etwas sagen, aber der General hatte bereits Mariannes Hand ergriffen und sie wie ein Kavalier der alten Schule an seinen Mund geführt. Marianne zog ihre Hand erschrocken zurück.
    »Marianne? Die Kluge?« Er lachte. »Es ist die Brille – die verrät dich.« Marianne blinzelte und drängte sich enger an Delphine.
    »Und das hier …« Der General wich einen Schritt zurück, wie um ein Gemälde zu bewundern. »Das ist das große Rätsel! Die berühmte Sophie Smith!« Er streckte die Hand nach Sophie aus und kniff sie in die Wange. Sophie zuckte zusammen. An seiner Haut haftete ein schwerer Aftershave-Duft. Entsetzt sah sie, dass seine Augen praktisch nur aus Pupillen bestanden, ohne jede Farbe. »Nichts Aufsehenerregendes – und mutterseelenallein auf der Welt, ohne einen einzigen Beschützer.« Lächelnd zupfte er ein Haar von seiner makellos sauberen Uniformjacke ab.
    Sophies Herz fing an zu flattern. Dieser Mann war gefährlich. Ein Wolf.
    Mit einem vielsagenden Blick zur Prinzessin fuhr er fort: »Da muss ich also von meinem Geschäftspartner hören, dass drei Mädchen als Gäste der Prinzessin Anna Fjodorovna Volkonskaja im Winterpalast eingetroffen sind.« Er legte eine Pause ein, als warte er auf eine Antwort. »Nun, ich hätte gedacht, dass man mich anruft und zu der Party einlädt«, fuhr er schließlich fort und starrte die Prinzessin an.
    »Ich habe keine Informationen für Sie«, entgegnete die Prinzessin.
    »Aber sie sind schon seit über vierundzwanzig Stunden hier!«
    »Ich habe trotzdem nichts …«
    Mit schneidender Stimme fiel ihr der General ins Wort: »Wenn sie nichts weiß, warum ist sie dann noch hier?«
    Was in aller Welt ging den General ihr Besuch im Winterpalast an? Was interessierte ihn so an ihr? Und von welchem Geschäftspartner redete er? Sophie schaute ihre Freundinnen an, aber Delphine zuckte nur die Schultern und Marianne schüttelte den Kopf. Anscheinend konnten sie sich auch nicht erklären, was hier vorging.
    Ivan trat jetzt aus dem Dunkel hervor und schaute Sophie ängstlich an.
    »Ivan?«, rief der General. »Der Kriegsveteran! Unser selbstloser Held!«
    »Das reicht jetzt, Grigor«, fauchte die Prinzessin. »Er hat mir geholfen.«
    »Keine Sorge, Ivan«, sagte der General. »Jetzt bin ich ja da! Und ich werde mich gebührend um die Prinzessin kümmern!«
    Ivan funkelte ihn wütend an. »Ich habe mich gut genug um sie gekümmert – und um unsere Gäste.«
    Sophie wollte es bestätigen, aber sie brachte keinen Ton heraus.
    »War nur ein Scherz«, lachte der General. Dann runzelte er die Stirn. »Haben Sie nicht etwas vergessen, Husar?«
    Ivan stand sofort stramm und salutierte, wie aus alter Gewohnheit, aber seine Augen blieben ausdruckslos.
    Der General nickte und wandte sich der Prinzessin zu. »Also: Haben Sie es? Ich habe einen langen Weg in Kauf genommen und möchte nicht, dass die Reise umsonst war.«
    »Ich habe allen Papierkram«, antwortete die Prinzessin und reckte herausfordernd ihr Kinn hoch.
    Der General brüllte vor Lachen. »Anna … Anna …«, schrie er. »Sie sind köstlich! Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich tausend Kilometer weit reise, nur um mich mit Ihrem Papierkram abspeisen zu lassen? Ich hoffe für Sie, dass sie mir etwas Substanzielleres zu bieten haben.« Drohend beugte er sich zu ihr vor. »Die Diamanten, Anna. Sie haben mir die Diamanten versprochen.«
    »Ja, aber Sie haben mir nicht genug Zeit gelassen.«
    »Ach ja? Zeit!«
    Sophie rückte näher an Marianne und Delphine heran. Sie hätte dem Mann gern gesagt, dass er die Prinzessin in Ruhe lassen sollte, aber das war zwecklos. Sie konnte ihn nicht aufhalten, selbst wenn sie den Mut dazu gehabt hätte. Er würde sie einfach ignorieren und weitermachen.
    »Ah, Anna – Sie

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