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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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jungen Frau in einem schlichten weißen Kleid – aber ihr Gesicht war mit brutalen Säbelhieben zerfetzt worden. Über dem Halsausschnitt des Kleides war nichts mehr zu sehen als ein paar dunkelblonde Locken und ein Strang funkelnder grauer Diamanten, die über das Kleid herunterhingen. Die Kette war so lang, dass sie an der Seite hochgerafft worden war.
    Marianne und Delphine hatten sie inzwischen eingeholt und standen ebenfalls vor dem Bild.
    »Was ist mit ihrem Gesicht passiert?«, rief Delphine entsetzt.
    Und Marianne murmelte betroffen: »Wer macht denn so was Grässliches?«
    Das war also die junge Frau, die Mascha »Wolfsprinzessin« genannt hatte. Die letzte Volkonskaja, die als junges Mädchen in den Palast gekommen war, einen Wolf gesund gepflegt und einen Prinzen geheiratet hatte. Wer hatte das Porträt nur so zugerichtet? Und warum dieser Hass? Sophie konnte buchstäblich die Wut spüren, die hinter diesen Säbelhieben steckte.
    »Ich kann es verstehen«, flüsterte die Prinzessin, als hätte sie ihre Gedanken gelesen. »Den Hass auf so viel unverdienten Reichtum. Dir müsste es doch genauso gehen, Sophie – würdest du nicht auch gern ein Messer nehmen und dieses Gesicht zerfetzen?«
    »Aber was hätte sie davon?«, warf Marianne altklug ein. »Das würde ihr auch nichts nützen.«
    Die Prinzessin zuckte die Schultern und ignorierte Mariannes Einwand. Sie trat noch näher an das Bild heran und fuhr mit dem Zeigefinger das Diamantcollier um den gemalten Hals nach. »Stell dir doch mal vor, was man damit alles anfangen könnte«, wisperte sie. »Ein Diamantcollier, das lang genug ist, um einen erwachsenen Mann damit zu erhängen! Das ist ein Vermögen wert!« Eine einzelne Träne schoss ihr plötzlich ins Auge und fiel auf ihre Wange. Mit einem diamantenüberladenen Finger tupfte sie sich die Träne ab. »Ach, was hilft es – die Kette wird nie wieder auftauchen.«
    Die Mädchen schauten einander betroffen an.
    »Bitte weinen Sie nicht, Prinzessin!«, bat Sophie und berührte ihren Arm.
    »Aber verstehst du denn nicht – die verschollenen Volkonski-Diamanten! Sie hat sie nicht mitgenommen, also sind sie noch … irgendwo. Müssen irgendwo sein.«
    Die Prinzessin wandte ihr Gesicht Sophie zu, einen verzweifelten Ausdruck in den Augen. »Ich bin in einer schrecklichen Lage«, wisperte sie. »Siehst du das nicht, Sophie?«
    Sophie lief es kalt über den Rücken.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Marianne.
    »Ja, genau«, sagte Delphine verwirrt. »Sie sind doch eine Prinzessin. Und noch dazu eine schöne Prinzessin. Wie kann man da in einer schrecklichen Lage sein?«
    »Ich habe Schulden«, hauchte die Prinzessin. »Große Schulden. Und die muss ich jetzt zurückzahlen. Ich hatte gehofft, dass mir mehr Zeit bleiben würde … nur noch ein kleiner Aufschub. Aber der General wird bald hier sein … Es kostet viel Geld, das Vermögen der Volkonskis aufzuspüren, und er hat es mir geliehen. Oh, ja, so ist das: Man braucht Geld, um an Geld zu kommen. Ich musste Unsummen für Dokumente bezahlen und Beamte bestechen. Alles war umsonst. Ich habe dem General alles versprochen, was ich habe – oder auch nicht habe. Aber das reicht ihm nicht. Er ist kein geduldiger Mann.«
    Eine hektische Röte zeichnete sich auf den Wangen der Prinzessin ab. Sophie starrte sie entsetzt an.
    »Aber Sie können doch ein paar von den Bildern hier verkaufen«, schlug Marianne vor. »Die Leute bezahlen viel Geld für alte Gemälde, oder nicht?«
    Die Prinzessin schüttelte den Kopf und drehte an den Diamantringen an ihren Fingern. »Die Bilder hier sind wertlos. Und auch sonst gibt es nichts, was ich verkaufen könnte. Die Zeit läuft mir davon, versteht ihr?«
    »Aber Sie müssen doch irgendwas tun«, sagte Sophie und schaute auf die beiden Porträts – das eine von Säbelhieben zerfetzt, das andere von Gewehrkugeln durchsiebt. Vielleicht lag ein Fluch auf den Volkonskis? Sophie hatte schon von solchen Familien gehört, die über viele Generationen hinweg vom Pech verfolgt waren und schließlich daran zu Grunde gingen. War es das Schicksal der schönen Anna Fjodorovna, dass sie in diesem Leben nie ihr Glück finden würde?
    Die Prinzessin trat vor das Porträt hin und legte einen zitternden Finger auf die zerstörte Leinwand. Die graue Ölfarbe war hier und da mit weißen Tupfern aufgehellt, die das träge Funkeln der Diamanten wiedergeben sollten.
    »Wo sind sie?«, wisperte die Prinzessin. »Prinzessin Volkonskaja …

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