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Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
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der vozok vorwärtsglitt. Wieder brüllte der General. Die Pistole flog über Ivans Kopf hinweg in den Schnee und Ivan wurde getreten und gestoßen, bis er rücklings vom Schlitten fiel.
    »Sie wird sich umbringen!«, schrie Ivan, der noch immer im Schnee lag, dem davonsausenden Gefährt hinterher. »Auf dem vozok ist viel zu viel drauf – er ist zu schwer für die Eisstraße!«
    Sophie hatte ihre Finger in das dicke Fell des alten Leitwolfs gekrallt, damit das Rudel bei ihr am Eingang blieb. Aber als sie nun zu Ivan hinstürzte, rannten die Wölfe ebenfalls los. Sie jagten den Schlitten, als wollten sie den General und die Prinzessin für alle Zeiten aus dem Winterpalast vertreiben, und versetzten Viflijanka noch mehr in Panik, indem sie ständig nach seinen Fersen schnappten. Die Glöckchen an seinem Harnisch bimmelten wild und der vozok schlingerte haltlos hinter dem scheuenden Pferd her. Anna Fjodorovna – die jetzt nichts mehr von einer Prinzessin hatte – stand hoch aufgerichtet im Schlitten, riss blindlings an den zu langen Zügeln und schlug mit der Peitsche nach den Wölfen.
    »Wir müssen sie aufhalten!«, rief Sophie und schaute Ivan an. Aber er stand nur da und starrte dem vozok nach, der auf die versunkene Eisstraße zuraste. »Ivan! Wie können wir sie aufhalten?«
    Dimitri rannte ihnen bereits nach und rief verzweifelt nach seinem Pferd. Sophie hörte das Schluchzen in seiner Stimme: Das Tier war völlig außer Kontrolle und würde weitergaloppieren, bis es tot umfiel oder erschossen wurde.
    Aber Anna Fjodorovna war das halsbrecherische Tempo noch nicht schnell genug, denn sie knallte wieder mit der Peitsche, ein Geräusch, so scharf wie ein Gewehrschuss. Die Wölfe sprangen vom Schlitten weg. Sophie hörte die Prinzessin lachen.
    Viflijanka raffte seine letzten Kräfte zusammen, um noch schneller zu galoppieren, und raste die Böschung hinauf. Kurz bevor der Schlitten auf der anderen Seite verschwand, geriet er ins Schlingern und kippte zur Seite.
    Dann folgte ein gewaltiger Aufprall. Eine Ladung Silber flog in hohem Bogen ins Dämmerlicht hinauf, und eine kleine Schale hüpfte über das Eis, gefolgt von einem Silbertablett.
    Ivan stürzte los und Sophie hinterher, aber bald fiel sie zurück. Ihre Brust brannte von der eiskalten Luft, die ihr in die Lungen strömte.
    Ein paar Minuten nach Dimitri erreichten sie die Böschung der Eisstraße. Der vozok lag auf der Seite. Viflijanka zerrte verzweifelt an seinem Harnisch. Die Prinzessin war aus dem Schlitten herausgeschleudert worden und aufs Eis geknallt. Benommen lag sie da und aus einer Schnittwunde an ihrem Kopf quoll Blut. Der General kletterte über den umgekippten Schlitten, die Diamanten um seinen Hals geschlungen. Die Wölfe warteten auf der Böschung, liefen knurrend hin und her, blieben aber vom Eis weg.
    Ivan starrte entsetzt auf die gefrorene Straße. »Das Eis ist brüchig! Die Wölfe gehen nicht drauf – sie wissen es.«
    Dimitri, der schon die Böschung hinunterschlitterte, um seinem Pferd zu Hilfe zu eilen, bremste seinen Schwung, indem er die Absätze in den Schnee rammte.
    »Runter da!«, brüllte Ivan ihm zu, denn schon breiteten sich tiefe schwarze Risse blitzschnell im Eis aus.
    Dimitri warf sich zurück und landete der Länge nach im Schnee. »Viflijanka!«, heulte er und schlug mit seinen Fäusten in den Schnee. Das alles ging so schnell, dass Sophie kaum folgen konnte. Dann ertönte ein gewaltiges Grollen, wie Kanonendonner.
    Der General rannte über das Eis, nur weg von den Wölfen, so dass noch mehr schwarze Risse im Eis aufbrachen. Dann verschwand er in den Bäumen, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen.
    Durch das Donnern des aufbrechenden Eises hörten sie Anna Fjodorovna mit schwacher Stimme »Grigor!« rufen. Mühsam richtete sie sich auf und taumelte ein, zwei Schritte vorwärts, aber dann rutschte sie aus. Zitternd starrte sie auf die Wölfe, die heulend und knurrend am Ufer entlangliefen, und schrie vor Angst. In ihrer Panik schlitterte sie von ihnen weg, auf die Mitte der Eisstraße zu.
    Dimitri stolperte jetzt auf die Eisstraße hinunter. Aber das Eis trug nicht mehr.
    Womm!
    »Dimitri!«, brüllte Ivan verzweifelt und konnte sich nicht entscheiden, wem er als Erstes zu Hilfe eilen sollte, der Prinzessin oder dem Jungen. »Komm zurück. Du machst es nur noch schlimmer mit deinem Gewicht!«
    Aber Dimitri schlitterte bereits auf das tobende Pferd zu, das noch immer im Harnisch festhing und an das aufbrechende

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