Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)

Titel: Wo Schneeflocken glitzern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathryn Constable
Vom Netzwerk:
gehört er mir. Du … und die Volkonskis … jetzt habt ihr wirklich alles verloren.«
    »Ein Volkonski-Diamant? Aber wie kann das sein?«
    »Du bist so dumm!«, krähte die Prinzessin. »So typisch Volkonski – alles an dir! Glaubst du etwa, ich hätte nicht gemerkt, wer du bist, nur weil du den Mantel mit deiner lächerlichen Freundin getauscht hast? Das war der Moment, in dem ich ein Messer genommen und das Porträt zerschnitten habe – dieses dumme, lächelnde, selbstzufriedene Gesicht. Ich musste es mir lange genug anschauen. Und du bist ihr ja so ähnlich …«
    » Sie haben das Porträt zerstört? Aber warum denn?«
    »Ich habe gesehen, wie Dimitri dich angeschaut hat. Ich wusste genau, was die da unten in ihrer stinkigen Küche denken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie es merken und den Mund aufmachen würden, auch wenn ich ihnen noch so oft mit Rauswurf gedroht habe.« Angewidert wandte sie ihr Gesicht ab und spuckte auf den Boden. Sophie sog die Luft ein.
    »Gefallen dir meine groben Manieren nicht?«, lachte die Prinzessin. »Umso besser. Du gefällst mir nämlich auch nicht!«
    Sie griff in ihre Tasche und holte einen Schlüssel heraus. Die Wölfe, die unablässig weitergeheult hatten, wurden jetzt noch lauter, als sie die Tür aufschloss.
    Sophie wich einen Schritt zurück, aber Anna Fjodorovna streckte die Hand nach ihr aus, ohne sich umzudrehen, und packte sie an den Haaren.
    »Du bleibst schön da«, murmelte sie und öffnete die Tür einen Spaltbreit, so dass der Schnee hereindrang. »Hättest du gemacht, was ich dir gesagt habe, und nicht mit Dimitri gesprochen«, zischte sie Sophie ins Ohr, »dann hätte ich dich vielleicht ein paar Jahre hierbehalten und Prinzessin spielen lassen. Bis ich genug von dir gehabt hätte … Und dann … DAS HIER!«
    Mit einem kräftigen Stoß schubste sie Sophie in den Schnee hinaus.

Sophie hämmerte verzweifelt gegen die geschlossene Tür, während der Schnee wild um sie herumwirbelte. »Prinzessin!«, schrie sie. »Bitte lassen Sie mich rein, bitte!« Sie rüttelte an dem großen eisernen Türgriff, während drinnen schwere Riegel vorgeschoben wurden, einer nach dem anderen.
    Es war hoffnungslos. Sophie drehte sich um und fasste ihre Umgebung ins Auge. Sie stand auf der Treppe zu einem ummauerten Hof, in einem Teil des Palasts, der noch älter und verfallener aussah als der Rest. Überall ragten große steinerne Tiergestalten auf. Sophie schaute an den hohen Mauern hinauf. Alle Fensterläden waren geschlossen. Selbst wenn hier jemand wäre, könnte er sie nicht sehen.
    Einen Augenblick blieb es still. Das Heulen, das sie im Gang gehört hatte, war verstummt.
    Und dann drang ein Schluchzen an ihr Ohr. Hinter einem rostigen Eisengitter, das wie eine große Klaue aussah, die sich in die Hofmauer krallte, kauerten Marianne und Delphine, in Pelze gehüllt.
    Sophie wollte nach ihnen rufen, aber es kam nur ein heiseres Krächzen heraus.
    »Sophie!«, schrie Marianne und klammerte sich an die Eisenstangen.
    Sophie setzte ihren Fuß auf die nächste Stufe hinunter und löste eine Mini-Schneelawine aus, die auf den Boden hinunterstäubte.
    »Pass auf!«, schrie Delphine. »Sophie! Die Wölfe!«
    Es war wie in einem Albtraum. Sophie verstand die Worte, die sie ihr zuriefen, aber nicht, was sie bedeuteten. Dann sah sie, wie Marianne ihren Kopf an Delphines Schulter vergrub, und das bedeutete nichts Gutes.
    »Prinzessin!« Sophie stolperte hastig wieder die Treppe hinauf und hämmerte gegen die Tür. »Bitte … lassen Sie mich rein! Ich mache auch alles, was Sie wollen … Ehrlich, ich verspreche es … die Wölfe …«, schrie sie und brach in Tränen aus. »Die Wölfe …«
    Kein Laut kam von drinnen. Sophie schloss die Augen und drückte sich so eng wie möglich an die riesige Tür mit der abblätternden Farbe. Aber sie wusste, dass es nichts nützte. Die Wölfe rückten jetzt näher.
    Sie drehte sich halb um, und die weißen Gestalten, die sich zwischen den steinernen Tieren bewegten, erstarrten, als wollten sie »Bäumchen, wechsle dich« mit ihr spielen. Und obwohl sie noch ein gutes Stück entfernt waren, sah sie, was sie lieber nicht gesehen hätte: rot funkelnde Augen, zurückgezogene Lefzen, erschreckend lange, spitze Fänge, die darunter zum Vorschein kamen, Blut im weißen Fell, als kämen die Wölfe frisch von der Jagd … Sophie holte tief Luft und dachte: Wie viele Atemzüge lassen mir die Wölfe noch?
    Dann ein sonderbares Geräusch, das

Weitere Kostenlose Bücher