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Wo Tiger zu Hause sind

Wo Tiger zu Hause sind

Titel: Wo Tiger zu Hause sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Marie Blas de Roblès
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von der Angst, sich jeden Moment an Ort und Stelle erleichtern zu müssen, ein Dilemma, das sie völlig absorbierte.
    Mauro hatte unterdessen seinen Walkman wieder angeschaltet, eher aus Trotz denn aus Sorglosigkeit; den Blick fest auf Milton gerichtet, lehnte er an der Reling und trällerte ostentativ mit.
    Petersen erschien wieder an Deck und trat hastig auf Detlef zu.
    »Ich kann nichts dafür, das schwöre ich. Sie haben eine Flugzeugpanne, die sie nicht beheben können. Wir sollen ihren Mechaniker nach Cáceres bringen, da gibt es einen Flugplatz, und er kann Ersatzteile beschaffen.«
    »Nach Cáceres!«, rief Detlef. Sofort sah er die Gabelung des Flusses ein paar Meilen aufwärts vor sich. »Das ist nicht unsere Richtung, im Gegenteil!«
    »Ich weiß.« Herman schaute konsterniert. »Machen Sie es jetzt nicht noch komplizierter. Ich habe alles versucht, das schwöre ich Ihnen; ich habe sogar vorgeschlagen, dass ich Sie erst ans Ziel bringe und dann hierher zurückkomme und Sie später wieder abhole … Aber die wollen nichts davon wissen. Die sind unter Zeitdruck, unter schwerem Druck, verstehen Sie …«
    Detlef war klar, dass man den Mechaniker dann auch wieder hierher würde zurückbringen müssen. Diese Erkenntnis vernichtete seine letzten Hoffnungen, die Expedition weiterführen zu können. Nach Cáceres dauerte es mindestens drei Tage, günstigstenfalls, und so wären sie genau zum Ende ihres geplanten Aufenthalts im Mato Grosso von dort wieder hier.
    »Das ist Piraterie«, grollte er. »Ist Ihnen klar, was das bedeutet? Ein Jahr Vorbereitung für nichts und wieder nichts, wegen dieser Bastarde …«
    »Das war doch nicht vorhersehbar, Amigo, ich schwöre es!«
    »Und da ist wirklich nichts zu machen? Wir können ihnen Geld anbieten, damit sie uns erst an unser Ziel lassen …«
    »Geld!?« Petersen starrte ihn verständnislos an. »Diese Leute sind tausendmal reicher als Sie, die brechen zusammen vor Dollars! Sie scheinen nicht zu begreifen, Detlef, wir können von Glück reden, dass wir noch am Leben sind. Denen sind Sie alle so was von scheißegal, und ihre Expedition und die verfickten Fossilien sowieso!«
    »Wir müssen tun, was sie sagen, ganz klar!«, steuerte Milton aus tiefster Furcht bei. »Ich habe genug von … von alldem. Ich blase hiermit die Expedition ab, hören Sie?! In Cáceres nehmen wir das Flugzeug … Ich blase alles ab!«
    »Was denn für ein Flugzeug?«, fragte der Paraguayer spöttisch. Er stellte einen großen Karton voller Konservendosen und Flaschen ab: »Und die Kleine, ist sie fertig? Ach, du hast ihr noch gar nichts erzählt, du Pfeife? … Also, mach hin, ich muss den Mechaniker holen.«
    »Bitte, Hernando«, bettelte Petersen jammernd, »das muss nicht sein, ich hab dir doch mein Wort gegeben. Ich bring den Mann zurück, was auch immer passiert; ich muss ja sowieso wieder hier vorbei …«
    »Herman?«, fragte Detlef scharf.
    Seine Stimme klang einen Ton tiefer als sonst, als ahnte er schon die Antwort, die der Deutsche ihm geben würde.
    »Sie wollen Professora von Wogau hier behalten, bis wir wieder da sind, als eine Art Garantie …«
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage!«, rief Detlef, ohne lange nachzudenken, und sagte zu Hernando: »Wir bringen Ihren Mechaniker nach Cáceres und wenn nötig meinetwegen bis nach Cuiabá, wir machen alles, was Sie wollen, aber sie bleibt hier, verstanden?«
    »Jetzt reicht’s.« Der Mann richtete seine Waffe auf Detlef. »Herman, du bringst die Vorräte aufs Boot, und du, Hübsche, steigst schön brav dazu. Wir tun dir schon nichts Böses …«
    Das lüsterne Glimmen in seinen Augen ließ nur zu deutlich darauf schließen, was Elaine an »Gutem« bevorstand.
    Elaine konnte nicht mehr stehen, sie saß auf Deck, mit angezogenen Beinen, und bewegte den Kopf hin und her, anders konnte sie in ihrer Panik nicht ausdrücken, dass sie sich weigerte mitzugehen.
    Resolut baute Mauro sich vor dem Paraguayer auf:
    »Sie kommt nicht mit!«, erklärte er mit bebender Stimme. »
No venga, non viene
, in welcher Sprache muss man Ihnen das klarmachen?! Wenn es nicht anders geht, dann nehmen Sie mich!«
    »Heh, der hat ja richtig was in der Hose, der kleine Gockel«, grinste Hernando. »Du gefällst mir …«
    Und mit einem raschen Hieb des Gewehrkolbens ins Gesicht schlug er Mauro nieder, der umfiel wie eine Stoffpuppe.
    Detlef trat mit geballten Fäusten vor.
    Milton wollte ihn am Ärmel zurückhalten: »Wenn er doch sagt, dass sie ihr

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