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Wo Tiger zu Hause sind

Wo Tiger zu Hause sind

Titel: Wo Tiger zu Hause sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Marie Blas de Roblès
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eine Umformung von
deserto
: Wüste. Sie sagen auch »das Innere«.
Sertanejo:
der in der Wüste lebt, der seinerseits
desertiert
ist …
     
    EINE NOTIZ über die von Kircher erfundene »anämische Maschine« einfügen: funktionslos, aber mildtätig. Ist sie funktionslos bis zur Mildtätigkeit? Jedenfalls lässt sie ihn menschlicher wirken.
     
    UNENTBEHRLICHE MASCHINEN:
    zum Affenbürsten
zum Seifenlecken
zum Recyceln der beim Koitus freigesetzten Energie
um schneller zu altern
um den Jahrtausendwechsel hinauszuzögern
zum Einfärben der Albinos
zum Teeabkühlen
zum Degradieren von Militärs
     
    ANMERKUNG . Wenn man sich schon täuscht, dann gleich gründlich! Kircher und seine Zeitgenossen veranschlagen für unsere Welt gönnerhaft ein Alter von 4000  Jahren; die überlebenden Mayas zählen unterdessen in Millionenjahresschritten, und die Hindus berechnen die sukzessiven Schöpfungszyklen des Universums in Perioden von 8 , 64 Milliarden Jahren …

10 . Kapitel
    In dem Wort um Wort die schlüpfrige Konversation der Gäste des Fürsten & verschiedenerlei schändliche Akte wiedergegeben werden, die Caspar der Verdammnis gefährlich nahe brachten.
    A ls wir in die Empfangsräume zurückkehrten, war unterdessen in unserer Abwesenheit eine riesenhafte Tafel aufgebaut worden. Kircher wurde gebeten, den Ehrenplatz dem Fürsten gegenüber einzunehmen, während ich mich zu meiner Freude zur Linken der Fürstin wiederfand. Das Bankett begann unverzüglich. Die Überfülle der aufgetragenen Gerichte zu schildern überstiege die schwachen Kräfte meines Gedächtnisses, umso mehr, als ich meine Aufmerksamkeit den Ausführungen meines Meisters & denen der Fürstin widmete. Ich erinnere mich allerdings daran, dass vielerlei Meeresfrüchte aufgetischt wurden, so Langusten & Muscheln, dazu verschiedenes Geflügel & Wild, das die Esser ohne Mühe vertilgten. Da ich den Inhalt meines Tellers kaum anrührte, auf der Hut vor dem Laster der Völlerei, hielt mein Meister mir eine freundliche kleine Predigt & meinte, es sei schließlich ein Festtag & durchaus nichts Übles daran, unseren Körper & Geist an der Ankunft unseres Heilandes zu erfreuen. Ich gestehe, dass ich diesem Rat recht übermütig folgte & an jenem Abend dem, was unsere Gastgeber uns vorsetzten, gründlich Ehre antat. Kaum waren sie leer, so wurden unsere Gläser von den Bediensteten erneut gefüllt, das Kristall funkelte, die Tafel rauschte von durcheinanderklingendem Lachen & Worten; die Fürstin scherzte anmutig, & ich war so froh, wie ich es bei unserem Eintreffen an diesem Orte nie für möglich gehalten hätte.
    Das Gespräch kreiste nun um leichtere Themen, & jedes Mal wandte man sich an Kircher & erwartete von ihm, wenn nicht das letzte Wort zum jeweiligen Gegenstande, so doch das profundeste. Unter den Gästen entbrannte eine Art Wettstreit, wer nämlich eine Meinung zum Besten gäbe, welcher mein Meister hernach Gültigkeit zusprechen würde, welch Bestätigung demjenigen sodann zu höchstem Ruhm gereichte … Die Vielfalt der Gerichte inspirierte uns dazu, die Vorzüge der verschiedenen Nahrungsmittel zu vergleichen & die merkwürdigen Speisegewohnheiten ferner oder alter Völker zu beschreiben. La Mothe Le Vayer erinnerte an die vollkommen fleischlose Kost der Pythagoreer und der Brahmanen des Fernen Ostens, die sogar Kräuter noch verschmähen, es sei denn, diese wären bereits getrocknet, aus dem Grunde, dass allem, was noch grün sei, eine Seele innewohne; oder auch an die Rhizophagen, Spermatophagen, Hylophagen & Blätteresser, die sich von nichts sonst nähren denn von Wurzeln, Samenkörnern oder von Baumsprossen & Blättern & die ebenso behände von Ast zu Ast hüpfen wie die Eichhörnchen. Bei Mendes Pinto, so sagte einer, könne man lesen, dass in den Metzgereien von China & der Tartarei das Fleisch von Eseln, Hunden, Tigern und Löwen öffentlich feilgeboten werde. Und Plinius berichte, so ein anderer, die Makrobier verdankten ihr langes Leben dem Umstand, dass sie einzig von Schlangen lebten, ähnlich wie es von manchen Fürsten Europas bekannt ist, die das Geflügel, das sie hernach verzehren, ebenfalls mit Schlangen füttern. Und was sagt Ihr, führte Kircher an, zu den Kynamolger oder Hundemelkern, die von der Milch ihrer Hündinnen leben, bei denen sie trinken? Zu des Diodor von Sizilien Strutophagen, die sich an ihren Straußenvögeln gütlich tun, den Acridophagen, die sich von Heuschrecken nähren, oder gar zu des

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