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Wo Tiger zu Hause sind

Wo Tiger zu Hause sind

Titel: Wo Tiger zu Hause sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Marie Blas de Roblès
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dass wir jetzt in der Gegend sind, die von den Wilderern kontrolliert wird; die Landschaft hier ändert ihr Erscheinungsbild ja sehr schnell, es ist kaum möglich, einen bestimmten Ort nach einer Woche wiederzufinden. Da ich das Boot gechartert habe, hat er mich informiert, er werde nicht umhinkommen, ein paar Päckchen zu befördern …«
    »Das hätten Sie uns aber erzählen müssen, das wäre das Mindeste gewesen!«
    »Ich wusste nicht, dass die so einen Lärm veranstalten würden. Es gab keinerlei Grund zur Sorge, und auch jetzt gibt es keinen. Sobald Petersen wieder hier ist, fahren wir weiter, als ob nichts gewesen wäre. Wir müssen ja nicht Sheriff spielen, oder? Also, wir beruhigen uns und machen niemandem unnötige Vorwürfe.« Und liebenswürdig lächelnd fügte er hinzu: »Macht uns einen Drink, ich schau so lange, wie Yurupig zurechtkommt.«
    »Moment noch«, meinte Elaine, sie klang ganz merkwürdig. »Und das da, was soll das bitte heißen?«
    Alle folgten der Richtung ihres Blicks: Rund hundert Meter hinter dem Boot, an einer Stelle, wo beide Ufer aufeinander zutraten und einen Engpass bildeten, war wie von Geisterhand ein Baumstamm quer zum Flußbett gelegt worden. Eine stumme Drohung, die die Rückkehr flussabwärts unmöglich machte.
     
    Yurupig benötigte keine Hilfe am Steuer, und so versammelten sie sich in der Messe, um die Lage zu besprechen. Erst einmal zeigte Detlef ihnen auf den mitgebrachten Satellitenfotos, wo sie sich überhaupt befanden:
    »Ich habe unsere Position fortlaufend verfolgt. Hier ist die Engstelle, und hier der weiße Fleck etwas weiter nordöstlich, das ist wahrscheinlich die Landepiste. Tatsächlich sind wir nur noch drei Tagesreisen vom Zielgebiet entfernt. Gut, fassen wir zusammen: Petersen ist mittlerweile länger als eine Stunde weg, umkehren ist unmöglich, was recht beunruhigend ist, das muss ich zugeben, obwohl es wohl nur eine einfache Schutzmaßnahme ist …«
    »Eine einfache Schutzmaßnahme?« Milton war jetzt fast hysterisch. »Sie haben Nerven! Wir sitzen in der Falle, und Sie finden, das ist nichts als ›eine einfache Schutzmaßnahme‹!«
    Detlef hatte sichtlich Mühe, ruhig zu bleiben:
    »Jetzt denken Sie doch mal nach, Milton. Die Wilderer identifizieren Petersens Schiff, wissen aber nicht, wer sich mit an Bord befindet. Die müssen auf der Hut sein: Wer weiß, vielleicht hat Herman sich kaufen lassen und bringt Polizei mit oder sogar Soldaten … was würden Sie denn an ihrer Stelle machen? Diese Leute sind bestens organisiert, davon hängt ihr Überleben ab!«
    »Und wenn Herman gar nicht zurückkommt?«, fragte Elaine äußerlich ruhig.
    »Natürlich kommt er zurück. Schlimmstenfalls nicht allein. Aber egal wie, wir können sowieso nichts tun, also können wir es uns sparen, den Teufel an die Wand zu malen. Morgen wird uns die ganze Sache schon lächerlich vorkommen …«
    »Wir sind denen ausgeliefert, und Ihnen ist das ganz egal!«, beharrte Milton. »Mir aber nicht! Das ist alles Ihre Schuld, und eines sage ich Ihnen, wenn wir zurückkommen, sorge ich dafür, dass Sie gefeuert werden! Sie fliegen von der Universität, verlassen Sie sich drauf!«
    »Na wunderbar! Sie rechnen also auch damit, dass wir zurückkommen, das beweist doch, dass Sie nicht ganz dumm sind … Und was einen Wechsel der Universität angeht, dazu brauche ich Ihre Hilfe nicht: Ich habe einen Ruf nach Tübingen und einen weiteren nach Harvard. Mir bleibt nur noch die Qual der Wahl, die nehme ich aber liebend gern auf mich, denn das heißt, dass ich Ihr dämliches Gesicht nicht mehr zu sehen brauche!«
    »Detlef, bitte!« Elaine war entsetzt von der Wendung, die das Gespräch genommen hatte.
    »Ich weiß, ich weiß …«, sein Blick heischte um Entschuldigung, »aber er geht mir so langsam wirklich auf die Eier.«
    »Das wird Folgen haben, verlassen Sie sich drauf! Der Rektor ist mein enger Freund, und ich sorge dafür, dass …«
    »Dass was?« Detlef packte Milton am Kragen. »Dass was? Noch ein Wort, und Sie kriegen ein paar in die Fresse!«
    Die Brillengläser vor Angst beschlagen, stammelte Milton nur noch ein-, zweimal »… also wirklich … also wirklich …«, wie eine verschreckte alte Jungfer. Verächtlich schubste Detlef ihn auf eine Bank.
    »Ich brauch mal ein bisschen frische Luft!« Er zwinkerte Elaine beruhigend zu. »Mach dir um mich keine Sorgen. Ich hatte schon seit Ewigkeiten Lust, dem alten Sackgesicht mal die Meinung zu sagen.«
    »Ich komme mit.

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