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Wo Tiger zu Hause sind

Wo Tiger zu Hause sind

Titel: Wo Tiger zu Hause sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Marie Blas de Roblès
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Strabo Phtirophagen Asiens, welche genussvoll ihre Flöhe äßen?
    Die Frauen schüttelten sich voll Ekels ob solcher Sitten, doch weit schlimmer noch wurde es, als La Mothe Le Vayer über Anthropophagie zu reden anhub …
     
    Diese Leute, die sich rühmten, Philosophen zu sein, verfügten über eine gute Kenntnis ihrer Klassiker, & auch die Frauen stunden nicht an, ihr Geschlecht als bildungsreich zu verteidigen. Einzig die Fürstin blieb schweigsam. Ich sah sie erröten, jedes Mal, wenn die Grenzen der Schicklichkeit von gewissen Worten verletzt wurden, & erwiderte den Druck ihres Beines mit dem meinen, um ihr zu bedeuten, dass ich ihre Verlegenheit teilte & mich ihrer Missbilligung anschloss.
    Mit dem Argument, die Liebe sei eine Leidenschaft, & diese Leidenschaft könne entweder von uns selbst oder aber mit der Hilfe eines anderen gestillt werden, lieferte der Sieur Jean-Jacques Bouchard eine Analyse jener Nervenverirrung, die da »Masturbation« genannt, einer verwerflichen Handlung, die er aber anhand etlicher berühmter Exempel rechtfertigte. Diogenes natürlich, Xenon & Sextus Empiricus wurden herangezogen, welche auf diese Praktik schworen, da sie und nur sie allein zur Unabhängigkeit gereiche, doch auch das lydische Volk ganz insgesamt, das sich am hellerlichten Tage diesem abscheulichen Handwerk hingebe.
    Conde Manuel Cuendias, ein junger Spanier mit von Pockennarben entstelltem Gesicht, verurteilte diese Verirrungen, doch nur, um hinterher zu einer Apologie der mannmännlichen Liebe anzusetzen. Er ertränkte sein Publikum mit einer Flut lateinischer und griechischer Namen, die einst sämtlich rühmten, was uns heute als schändliches Laster gilt. Der Olymp war voller Ganymeds und Antinus’, Herkules hatte Augen einzig für seinen Hylas oder seinen Tarost, Achill für Patroklos; die weisesten & angesehensten Philosophen ließen nichts über ihre Lustknaben kommen: Plato verzieh Alexis, Phaedrus, Agathon all ihre Launen und Xenophon seinem Clenias ebenso; Aristoteles zerschmolz vor Hermias, Empedokles vor Pausanis; Epikur machte Pythokles den Hof, & Aristipp lag vor Eutykides auf Knien …
    Die anwesenden Frauen protestierten lauthals gegen derlei Sitten & wandten ein, die Menschheit müsste alsbald vergehen, wenn derlei Sitten sich über die Maßen verbreiteten; nie könne die Liebe so wachsen wie dank der Ungleichheit der Geschlechter & eben nicht in der von Plato, diesem Schelm, so gerühmten Androgynie, mit der er seine Laster rechtfertigen wollte.
    »Wenn man Euch folgen soll, werte Damen«, äußerte der Fürst in seiner Sprache, »so gäbe es wahre Liebe nur mit Tieren, diese nämlich besitzen vor Eurem Geschlechte den Vorzug nicht nur größerer Ungleichheit, sondern auch den, dass sie keine philosophischen Reden schwingen …«
    Der Fürst hatte hierbei eine Betonung gewählt, die es ganz und gar unmöglich machte zu erkennen, ob er scherzte oder im Ernst sprach. Da er nun jedoch lächelte, beschloss die Tischgesellschaft, es als geistreiches Wort zu verstehen, & lachte aus vollem Halse, während die Fürstin, Tränen in den Augen, mir unterm Tisch die Fingernägel in den Handrücken schlug.
    »Auch für dies, die Zoophilie«, fuhr ihr Gatte fort, »liefert die griechische Mythologie uns mannigfaches Beispiel. Erwähnt seien nur Pasiphaë & der Stier, Leda & der Schwan, die Matrone des Apuleius & der Esel. Was mit der Wirklichkeit verglichen gar nichts ist. Ein jeder unserer Hirten zieht die Begegnung mit seinen Ziegen jener mit dem schönen Geschlechte vor, & die Böcke paarten sich gewöhnlicherweise mit den Frauen der Stadt Mendes in Ägypten, wo Pan als Gott verehrt wurde. Im Moskowitischen ist diese Sitte derart verbreitet, dass Kyrill von Nowgorod, befragt, ob man die Milch einer Kuh, die von einem Manne besessen ward, trinken & ihr Fleisch essen dürfe, antwortete, freilich dürfe man das, außer jener, der sie in diesem Sinne gebraucht hatte. In Ostindien erfreuen die Portugiesen sich der Meerkühe in gleicher Weise wie der Frauen, & die Neger in Mosambik verkünden, dass sie sich an demselben Wassertier höchlichst erfrischen, sogar nach dessen Tod. Nun kann man nicht einmal behaupten, derlei Paarungen entsprängen nur der menschlichen Verderbtheit, denn manche Tiere haben die nämlichen Gefühle für uns, & hat man ja auch allerlei Mischungen unter ihnen gesehen. Man erinnere sich nur an das, was Plinius von jenem Vogel in Argos sagt, der für eine Gitarrenspielerin

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