Wo Tiger zu Hause sind
lange aus.«
Die Schiffsbatterie gab nur schwaches Licht. In dem blassgelben Schimmer sah die Verwüstung in der Kabine nur noch schlimmer aus; das Durcheinander wirkte einfach deprimierend. In der Küchentür stand Elaine auf einmal Nase an Nase mit Yurupig.
»Sie sollten nicht hierbleiben«, sagte er leise und bedeutete ihr zu schweigen. »Sie müssen mit uns kommen, in den Wald …«
»Aber warum?« Sie flüsterte ebenfalls.
»Das ist ein schlechter Mann. Er weiß, dass Sie keine Chance haben, er wird Sie tagelang warten lassen und nicht zurückkommen.«
Und da sie immer noch zu zögern schien:
»Das Wasser … Ich habe es gesehen, er hat die Kanister selbst angestochen!«
Nach einer Katzenwäsche zog sich Elaine eine Jeans und eine Bluse über, beides sauber, wenn auch feucht, und ging wieder an Deck, mit einer Petroleumlampe und einem Napf schwarzer Bohnen, die Yurupig zubereitet hatte. Detlef war eben zu sich gekommen:
»Jetzt verstehe ich Junkies!« Seine Wangen rundeten sich, so lächelte er. »Hab ich geträumt! Absolut nicht jugendfrei …«
»Er wollte nicht, dass ich Sie rufe«, antwortete Mauro auf Elaines Blick.
»Wie geht es dir?« Sie hockte sich neben Detlef.
»Oh, es könnte gar nicht besser sein … als hätte ich eine halbe Flasche Schnaps getrunken! Ich hoffe nur, der entsprechende Kater bleibt mir erspart …«
»Du musst etwas Entzündungshemmendes nehmen. Ich hole dir was.«
»Schon passiert, keine Angst. Ich hab eine Handvoll genommen, als ich aufgewacht bin …«
»Hier« – sie hielt Mauro den Napf hin –, »fang du an. Yurupig hat es gemacht. Ich muss euch das Neueste erzählen, ihr glaubt es nicht.«
Mit raschen Worten fasste sie für Detlef zusammen, was in der Zwischenzeit passiert war, dann erzählte sie von Yurupigs Beobachtung. Mauro konnte nicht an sich halten, er verfluchte Petersen.
Detlef hatte Farbe im Gesicht bekommen.
»Das ändert die Grundbedingungen des Problems«, sagte er nach kurzem Überlegen. »Wir müssen es irgendwie schaffen, das Gegenteil von dem zu tun, was er will. Yurupig steht auf unserer Seite, das ist schon mal gut. Aber Achtung, der ist zu allem imstande … Mauro, du könntest die Satellitenkarten holen, die scheinen uns doch von mehr Nutzen zu sein, als ich gedacht hätte.«
Kopfschüttelnd schluckte Mauro rasch hinunter:
»Die können wir vergessen, die sind völlig aufgeweicht.«
»Sicher?«
»Leider ja. Nach denen hab ich als Erstes geschaut, als ich runterging.«
»Gut, dann hol etwas zu schreiben. Ich habe noch ein paar Details im Kopf, dann notieren wir die, solange ich mich erinnere.«
Als Mauro fort war, nahm er Elaines Hand:
»Und du, wie geht es dir?«
»Irgendwie scheine ich durchzuhalten. Sorgen macht mir vor allem dein Bein. Ich bin an allem schuld … Aber ich glaube, ich wäre lieber ins Wasser gegangen als mit diesem Typen in den Urwald.«
»Erzähl keinen Unsinn. Mauro ist mir nur um Sekunden zuvorgekommen. Nie im Leben hätte ich dich mit dem gehen lassen. Der Junge hat super reagiert. Und mein Bein wird doch bis ins Krankenhaus durchhalten?«
Elaine sah ihn an, fand aber keine ermutigenden Worte.
»Wenn nicht«, lächelte er, »dann müssen wir es eben abschneiden, fertig. Ich hab immer von einem Holzbein geträumt, so einem wie von John Silver in der
Schatzinsel
. Das macht was her!«
»Hör sofort damit auf! An so was will ich nicht mal denken.«
»Hier, mehr habe ich nicht gefunden.« Mauro trat wieder ins Licht und hielt Detlef zwei Blatt Schmierpapier und einen Bleistift hin.
»Wird schon gehen. Hilf mir ein bisschen hoch. Also, rekapitulieren wir«, sagte er und zeichnete auf, was ihm noch einfiel: »Der Fluss, die Gabelung, hier der Ort, wo wir uns befanden, als ich das letzte Mal auf die Karte geschaut habe, kurz vor dem Camp der Wilderer. Gut, weit wird euch das nicht bringen, aber es mag helfen, die schlimmsten Irrtümer zu vermeiden. Wenn ihr die Sümpfe umgeht, müsste es möglich sein, in zwei, drei Tagen wieder den Fluss zu erreichen. Wahrscheinlich muss man doppelt so lange rechnen, weil man schlecht durchkommt. Ich mache euch eine Liste mit allem, das ihr mitnehmen müsst.«
»
Ihr?
Wir!«, korrigierte Elaine ihn.
»Nein, ich bleibe hier und warte brav auf euch, während ihr von den Mücken aufgefressen werdet …«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage! Wir nehmen dich mit, ob du willst oder nicht!«
»Sie hat recht«, meldete Mauro sich zu Wort. »Wir können Sie
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