Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo Tiger zu Hause sind

Wo Tiger zu Hause sind

Titel: Wo Tiger zu Hause sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Marie Blas de Roblès
Vom Netzwerk:
und beglückwünschte sich, dass er sie nicht zusammen mit Hernandos Leichnam ins Wasser geworfen hatte. Zufrieden mit diesen Vorbereitungen, ging er zurück aufs Unterdeck und zur Küche. Yurupig war nicht mehr dort.
Nie da, wenn man ihn mal braucht, dieser Affe. Der denkt doch nicht etwa, dass ich das Gepäck selber mache! Noch nicht mal richtig hell, und ich bin schon wütend auf ihn …
Aber gut, es gab Wichtigeres. Er stieß auf eine Flasche Cachaça, nahm einen Schluck daraus, zog eine Grimasse und ging in seine Kajüte. In der Decke gab es ein Versteck, aus dem er den merkwürdigen Packgürtel zog, den Hernando ihm gegeben hatte, dann schnallte er ihn sich um. Er ging zwei, drei Schritte, um die Gewichtverteilung zu prüfen, verschob ein paar Säcke an dem Gürtel und schien zufrieden: Ideal war es nicht, aber es würde gehen.
    Wieder auf Deck, hörte Herman Stimmen. Seine Passagiere waren wach.
    »Morgen, Leute«, rief er ihnen friedfertig zu. Dann jedoch sah er, dass Yurupig seinen Kaffee zusammen mit Elaine und Detlef trank, und er schaute finster drein. »Na, wie geht es unserem Verletzten heute?«
    »Nicht übel«, antwortete dieser. »Wir können aufbrechen, sobald Yurupig mir eine Trage gebaut hat.«
    Der Deutsche erstarrte:
    »Das ist doch Wahnsinn, Amigo … In Ihrem Zustand halten Sie keine zwei Tage durch! Ich habe schon zur Professora gesagt, sie warten besser alle hier, und ich hole Hilfe.«
    »Nur dass wir nicht genug Wasser haben, um länger als eine Woche zu überleben – was wir übrigens Ihnen verdanken –, und Sie aus einem Grund, den ich noch nicht kenne, beschlossen haben, nicht wiederzukommen.«
    »Sie spinnen doch!«, begehrte Petersen auf. »Wie kommen Sie auf so einen Blödsinn?«
    »Lassen Sie das Theater.« Elaine klang verächtlich. »Sie sind gesehen worden, wie Sie die Kanister zerstochen haben …«
    Das konnte sie nur von einem haben – mit zornrotem Gesicht drehte sich Petersen zu Yurupig um:
    »Dich mach ich fertig, das versprech ich dir!«
    Und da der Indio ihn mit Blicken herausforderte, drehte er sich jäh um; er wollte die Kalaschnikow holen und das Palaver abkürzen. Doch hielt er jäh in seinem Schwung inne: Vor ihm stand Mauro, die Waffe in der Hand.
    »Die hier wollten Sie holen, oder?«, fragte er tonlos. »Ich bin kein Waffennarr, aber ich habe gelernt, damit umzugehen.« Zum Beweis feuerte er eine knappe Garbe in die Luft, dann legte er wieder auf den alten Deutschen an: »Zum ersten Mal ist der Militärdienst zu etwas nutze …«, meinte er locker.
    »Sie sind ja völlig durchgeknallt!« Petersen wurde grau im Gesicht.
    »Wir treffen unsere Vorkehrungen, das ist alles«, sagte Detlef entschlossen. »Bleiben Sie ruhig, dann wird Ihnen nichts passieren. Wir brechen alle gemeinsam auf, aber erst einmal müssen Sie Verschiedenes erklären … Zum Beispiel, warum Sie die Wasserkanister zerstochen haben!«
    »Was denn für Wasserkanister, Gott im Himmel? Sie werden doch diesem Wilden nicht glauben? Der erzählt wer weiß was, der falsche Hund, der bescheißt uns alle!«
    »Im Moment steht sein Wort gegen Ihres, und nach dem, was passiert ist, wiegt Ihres nicht besonders schwer. Egal, was Sie sagen, Sie werden sich sowieso der Polizei erklären müssen. Und als Erstes geben Sie mir den Packgürtel.«
    »Das sind persönliche Dinge!« Herman wurde blass. »Dazu haben Sie kein Recht!«
    »Den Gürtel!«, drohte Mauro.
    »Schießen Sie doch, wenn Sie wollen! Mir doch egal …«
    »Cocaína«
, sagte Yurupig nur. »Er macht immer den Kurier.«
    »Ah, verstehe!« Detlef zog die Augenbrauen hoch. »Das erklärt so einiges. Zum Beispiel, warum dieser saubere Freund nicht will, dass wir mit ihm kommen.« Und angesichts von Elaines begriffsstutziger Miene: »Über den Daumen gepeilt dürften das fünf, sechs Kilo sein – also rund 50 000  Dollar. Unser wackerer Kapitän hier wollte sich mit diesem kleinen Vermögen aus dem Staub machen, spurlos. Mit Sicherheit verstehen die Paraguayer keinen Spaß, ihm ist klar, dass er sich hier in der Gegend nie wieder blicken lassen kann. Uns mitzunehmen, kann er da nicht riskieren, das würde bedeuten, dass er sich früher oder später mit den Behörden auseinandersetzen muss.«
    »Nicht 50 000  Dollar, sondern 500 000 , armer Idiot!«, rief Herman, der seinen Schneid wiedergefunden hatte. »Und die Hälfte gehört Ihnen, falls Sie mich gehen lassen, wenn es so weit ist. Denken Sie gut nach, das ist mehr, als Sie in Ihrem

Weitere Kostenlose Bücher