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Wo Tiger zu Hause sind

Wo Tiger zu Hause sind

Titel: Wo Tiger zu Hause sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Marie Blas de Roblès
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stimmte ich diesem Urteil von ganzem Herzen zu.
    Wir nahmen also unsere Studien wieder auf, trafen aber auch weiterhin die Patres Grueber & Roth, um ihren Berichten aus China zu lauschen.
    In dem Kometen, welchen wir im Januar 1665 zusammen mit den Astronomen Lana-Terzi & Riccioli beobachteten, sahen wir ein höchst günstiges Vorzeichen für die Geschicke des Werkes meines Meisters, aber auch eine schreckliche Drohung gegen die Ungläubigen & die Völker des Ostens: Der
Mundus Subterraneus
erreichte uns aus Amsterdam. Dies Buch, das die Gelehrten ebenso ungeduldig erwarteten wie einst den
Œdipus Ægyptiacus
, erlebte einen ganz außerordentlichen Zuspruch.
    Auf diesen Donnerschlag folgte im Juni der Druck der
Arithmologia
, jenes Werkes, das mein Meister gleich nach seiner
Polygraphia
begonnen hatte. Neben einer ausführlichen, der Bedeutung der Zahlen & ihrer Nutzung bei den Griechen & Ägyptern gewidmeten historischen Abteilung brachte Kircher hier eine klare & umfassende Darstellung der jüdischen Kabbala, wie er sie von Rabbi Naftali Herz ben Jacob gelernt, mit welchem er den
Sepher Jesira
und den
Sohar
eingehend studiert hatte, jene Bücher, in denen dies Wissen beschlossen ist. Seine perfekte Beherrschung des Hebräischen & Aramäischen hatte ihm diese weit über meine bescheidenen Fähigkeiten hinausgehende Arbeit ermöglicht, & ich konnte beglückt endlich lesen, was es mit dieser großartigen Wissenschaft auf sich hatte.
    Schließlich erschien zu einem Zeitpunkt, da die Wirkung dieser beiden Werke noch nicht abgeklungen war, auch noch die
Historia Eustachio Mariana
, worin mein Meister die Umstände schildert, unter denen wir einst die Kirche Nostra Signora della Mentorella entdeckt hatten, & Schritt um Schritt darlegt, warum diese Kirche ein Ort der Wunder ist. Dank der Unterstützung zahlreicher Mäzene, die wir schon früher hatten gewinnen können, wurden die Restaurierungs- und Renovierungsarbeiten in demselben Monat vollendet. Um die Einweihung dieser neuen Pilgerstätte würdig zu begehen, beschloss Kircher, dass sie am Pfingstsonntag stattfinden solle, mit allem gebotenen Glanz & voller Andacht. Nachdem dann Papst Alexander  VII . zugesagt hatte, sich dorthin zu begeben, um die Kirche zu weihen & die Gläubigen zu segnen, bereitete sich die ganze römische Gesellschaft eifrig darauf vor, ihn dorthin zu begleiten.

Alcântara
    Sachen, die auf dem Meer treiben.
    Hätte Eléazard jemals Zweifel daran gehabt, dass Moreira ein Verbrecher war, so wären sie angesichts der Unterlagen zerstreut worden, die Carlotta ihm gegeben hatte. Keine leichte Aufgabe hatte er da übernommen – manchmal ist es nur ein kleiner Schritt, dachte er, vom Spitzel zum Rächer –, doch war er schon zu sehr für dieses Land und seine Bewohner eingenommen, zu empört über Korruption und Machenschaften aller Art, um davor zurückzuschrecken. Er würde seinem Gewissen folgen, ohne Furcht oder Zurückhaltung. Gerechtigkeit … Ja, aber wie?, dachte er, während er mit langen Schritten zum Hotel Caravela ging.
    »Es gibt Neuigkeiten«, begrüßte er Alfredo, den er im Eingang des Hotels traf. »Wir drei müssen miteinander reden … Wo ist Loredana?«
    »In ihrem Zimmer. Socorró sagt, sie wäre heute Mittag fast ohnmächtig geworden. Sie hat jedenfalls nichts gegessen …«
    »Was fehlt ihr?«
    »Ich weiß nicht, aber sie sieht jedenfalls nicht gut aus …«
    Ohne genau zu wissen, warum, drängte es Eléazard, Loredana einzuweihen. Er spürte, dass sie in politischen Fragen entschiedener war als er, aber auf paradoxe Weise auch beherrschter. Also riskierte er, sie zu stören, und ging mit Alfredo zu ihrem Zimmer hoch.
    Loredana hatte sich eben fertiggeschminkt. Sie freute sich, Eléazards Stimme zu hören, und bat beide herein.
    »Scheint dir ja nicht gerade blendend zu gehen …«
    »Ich hab’s gestern Abend wohl ein bisschen mit der Cachaça übertrieben«, erklärte sie, »aber es geht schon wieder.«
    »Dann halt dich mal fest.« Eléazard legte die Fotokopien der Unterlagen aufs Bett. »Kriegsrat! Wir haben etwas in der Hand, um Moreira abzusägen.«
    Zwei Tage früher, und diese Ankündigung hätte Loredana begeistert; jetzt war ihre Welt eingestürzt, und sie hörte regungslos zu.
    »Dieser Mistkerl«, zischte Alfredo, als Eléazard fertig war. »Diesmal kriegen wir ihn dran! Aber wir müssen das geschickt anstellen …«
    »Darum wollte ich auch hören, was ihr darüber denkt. Ich weiß noch nicht,

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