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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Meer, das Gesicht Black Hall zugewandt, wo sich Caroline jetzt mit Sicherheit befand. Er hatte ihr Gesicht gesehen, als ihre Mutter ihr eine Szene machte. Die graublauen Augen, die ruhig sein konnten wie ein sicherer Hafen und erregt vor Liebe und Sorge um ihre Mutter und Schwester, Empfindungen, die Joe verstand, aber nie Zeit gehabt hatte, selbst auszukosten. Wie konnte er auch? Er war ständig unterwegs gewesen, hatte nach Abschluss seines Studiums Schätze geborgen und Vorträge an geheiligten Institutionen wie Yale gehalten.
    Joe hatte die Gefühle gesehen. Sie standen in Carolines Gesicht geschrieben. Aber er war machtlos gewesen, konnte nur das tun, was er am besten beherrschte – die Flucht ergreifen. Wie jetzt.
    Er ließ seinen Bruder alleine an Deck und schickte sich zum Gehen an. Er berührte erneut die Kameenbrosche, und ihm war, als würde sie seine Hand versengen. Das Salz, das der Wind mit sich trug, brannte in seinen Augen und auf der Kratzwunde, die Skye ihm beigebracht hatte. Black Hall lag in weiter Ferne, jenseits des Meers. Yale war für Akademiker. Sollte Sam doch Professor werden. Joe war mit Leib und Seele Schatzsucher, nicht mehr und nicht weniger.
    Und Schatzsucher arbeiteten alleine.
     
    Caroline wartete auf Clea.
    Augusta hatte sich mit ihrer Petit-Point-Stickerei in den Schatten zurückgezogen, als wüsste sie, dass ihre Töchter etwas Wichtiges zu besprechen hatten, bei dem ihre Gegenwart nicht erforderlich war. Oder nicht erwünscht. Caroline und Clea gingen die Treppe im hinteren Teil des Hauses hinauf. Das Treppenhaus, dunkel und kühl, roch nach den Gespenstern der Vergangenheit und nach Sommer.
    »Was sagen wir ihr?«
    »Keine Ahnung.«
    Augusta hatte Caroline erzählt, dass Simon gestern Nacht nicht nach Hause gekommen war. Von seinem Wagen fehlte noch immer jede Spur. Da Skye allein war, betraten sie ohne anzuklopfen ihr Zimmer. Sie blieben am Fußende des Bettes stehen und beobachteten sie, während sie schlief. Carolines Herz schlug bis zum Hals.
    Skye hatte die Beine angewinkelt und das weiße Laken bis zum Kinn hochgezogen. Sie sah sehr jung aus. Homer lag zusammengerollt am Fußende. Bei Carolines Anblick hob er den Kopf, sprang vom Bett und streckte sich. Seine Knochen waren steif, und er bewegte sich wie ein klappriger alter Mann. Er trottete zu Caroline hinüber und hob seine weiße Schnauze, um sich streicheln zu lassen. Sie blickten sich an, und Caroline sah, wie stumme Laute des Behagens in seiner Kehle vibrierten. Sie empfand eine tiefe Liebe zu dem alten Hund und seiner Herrin, die zu beschützen er sich zur Aufgabe gemacht hatte.
    »Skye«, sagte Caroline leise.
    »Aufwachen. Es ist Morgen«, fügte Clea mütterlich hinzu.
    Skye drehte sich um. Sie öffnete die Augen, sah ihre Schwestern, dann schloss sie sie wieder mit einem Stöhnen. Ihre Augen wirkten eingefallen, der Mund war zusammengepresst. Sie lag reglos da, stellte sich tot wie ein Kaninchen in höchster Not.
    »Raus aus den Federn, Skye!« Caroline riss die Vorhänge auf. »Wir gehen an den Strand.«
    Skye ließ sich Zeit.
    Sie duschte und machte sich anschließend eine Tasse Pulverkaffee, aber ihr war so übel, dass sie ihn nicht trinken konnte. Sie führte mehrere Telefonate in der Bibliothek – ihre Schwestern nahmen an, dass sie nach Simons Verbleib fahndete. Sie stellten keine Fragen. Simon war Nebensache.
    Während Clea den Garten goss, saß Caroline im Schaukelstuhl auf der Veranda vor dem Haus und dachte daran, wie sie als Kinder an den Firefly Beach gegangen waren. Sie hatten einfach die Badeanzüge angezogen und waren auf und davon, die ausgetretene Felsentreppe hinunter. Nun saß sie auf der Veranda, Homer neben sich, und versuchte sich in Geduld zu üben. Er lag mit geöffneten Augen auf der Seite und sah zu, wie sie hin und her schaukelte.
    Endlich war Skye fertig, und sie gingen gemeinsam die Stufen hinab. Homer trottete durch den Garten und schnupperte an sämtlichen Rosenbüschen.
    »Die Sache mit Joe tut mir Leid«, sagte Skye. »Ich habe das Gefühl, es war meine Schuld, dass Mom …«
    »Lass nur, Skye«, unterbrach Caroline sie. »Es war nicht deine Schuld. Aber das ist sowieso egal.«
    Die Wellen brachen unmittelbar vor dem Ufer und strömten bei Ebbe in schäumenden weißen Rinnsalen über den Sand. Die Meeresluft war frisch und kühl auf ihren bloßen Armen und Beinen, als sie durch das seichte Wasser wateten. Die
Meteor
schaukelte weit draußen vor der Küste an ihrer Muring

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