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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Mal zu betreten, wenn Tide und Strömungen stimmten, und deshalb beeilte er sich, zurückzukommen. Es gab nichts Besseres als einen Tauchgang, um sich von seinen Gefühlen und Empfindungen abzulenken.
    Doch vor seiner Rückkehr aufs Meer musste er noch etwas erledigen. Er fuhr die Main Street hinunter, verließ das kleine Geschäftsviertel und kam in die Außenbezirke der Stadt. Er bog in den schattigen Parkplatz des General Hospital ein, das an der Küstenstraße lag.
    »Ich möchte Blumen für eine Patientin abgeben«, sagte er zu der Angestellten im blauen Kittel, die an der Information saß.
    »Wie lautet der Name?«, erkundigte sie sich freundlich.
    »Skye Renwick.«
    »Sie meinen Whitford«, korrigierte ihn die Frau lächelnd. »Sie ist verheiratet.« Sie musste nicht einmal Skyes Namen in den Computer eintippen, und Joe wurde klar, dass in einer Kleinstadt jeder jeden kennt und nichts verborgen bleibt.
    »Tut mir Leid, aber sie darf noch keinen Besuch empfangen.«
    »Oh, ja«, sagte Joe erleichtert, weil er ohnehin keinen Wert darauf legte, ihr persönlich zu begegnen. Er schrieb ein paar Zeilen auf einen Zettel und gab ihn der Frau zusammen mit den Blumen. »Würden Sie freundlicherweise dafür sorgen, dass sie das bekommt?«
    »Sind die aber schön! Ja, natürlich, gerne!«
    »Danke.« Joe drehte sich um und eilte aus der Klinik. Die Klimaanlage war voll aufgedreht, und er hatte das Gefühl, zu einem Eiszapfen zu erstarren. Er konnte es kaum noch erwarten, wieder Meeresluft zu atmen. Spätestens in einer Stunde wollte er im Wasser sein und zum Schiff hinuntertauchen. Dann würde er alles hinter sich lassen, würde frei sein.
     
    Caroline wusste, dass Skye eigentlich keinen Besuch haben durfte, nicht einmal Familienangehörige, aber sie trat mit gebieterischer Miene aus dem Fahrstuhl, einen Aktenordner unter dem Arm, bedachte die Schwester mit einem knappen Gruß und eilte an ihr vorüber, ohne anzuhalten und sich zu erkundigen, ob sie auf einen Sprung hineindürfe. Keiner hielt sie auf. Sie wusste aus der Zeit, als ihr Vater im Krankenhaus lag und sie sich zu ihm geschlichen hatte, dass niemand sie mit Fragen behelligen würde.
    Skye war wach. Sie saß auf Kissen gestützt im Bett und betrachtete eine Karte, die ihr jemand geschickt hatte. Es war eine große, teure Grußkarte mit Drosseln, Rosen, einem Wasserfall und einem Regenbogen auf der Vorderseite. Sie war handgemalt und wäre ein Genuss gewesen, wenn der Künstler, vielleicht unbeabsichtigt, den großen Augen der Drosseln nicht einen lasterhaften Ausdruck verliehen hätte. Sie schauten aus wie geflügelte Wüstlinge.
    »Ich sehe schon, die Buschtrommel hat ganze Arbeit geleistet«, sagte Caroline zur Begrüßung. »Die erste Fanpost ist eingetroffen.«
    Skye schaute mit einem gezwungenen Lächeln auf. Die Prellungen hatten sich dunkel und gelblich verfärbt. Der Verband um ihren Kopf war im Schlaf verrutscht; sie hatten ihn heute Morgen noch nicht gewechselt. Caroline fand es schmerzhaft, mit anzusehen, wie die Hände ihrer Schwester in Folge des Entzugs zitterten, aber sie konnte den Blick nicht abwenden.
    »Von wem stammt die Karte?«, fragte sie, obwohl sie es ahnte.
    »Von Mom.« Nun lächelte Skye wirklich. Sie reichte Caroline die Karte. Ihre Mutter war dafür bekannt, dass sie Grußkarten für alle erdenklichen Anlässe kaufte und verschickte, je rührseliger und pompöser, desto besser. Wenn Augusta ihrerseits eine Karte im Briefkasten vorfand, überprüfte sie immer die Rückseite, um zu sehen, wie viel der Absender für sie ausgegeben hatte.
    Caroline drehte die Karte um und warf einen Blick auf den Preis.
    »Wow, du bist wirklich erste Sahne.«
    »Vier Dollar hat sie gekostet.« Skye lächelte noch mehr. »Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, oder?«
    »Reib’s mir nur unter die Nase!«, sagte Caroline und tat, als ob sie schmollen würde. Sie las, was handgeschrieben darauf stand.
    Liebling,
wann lernst du endlich, den Mund aufzumachen, wenn du etwas brauchst? Du kannst meinen Wagen haben, wann immer du willst. Du hättest mit der alten Schrottkiste keinen Meter mehr fahren dürfen – und schon gar nicht die weite Strecke zum Moonstone Point. Welcher Teufel hat dich nur geritten, dorthin zu fahren? Komm bald nach Hause! Ohne dich fühle ich mich in dem großen Haus verloren!
    Alles Liebe
Mom
    »Typisch Mom«, sagte Caroline und legte die Karte neben Skyes Frühstückstablett.
    »Sie vermisst mich, wie du siehst!«
    »Ich sehe nur,

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