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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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einen Blick, bemüht, die für sie neue Information zu ermessen.
    »Das ändert die Situation natürlich«, meinte Clea schließlich. »Obwohl es so aussieht, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
    »Selbst wenn es stimmt, dass sie dich angerufen hat, sie braucht dich nicht.« Carolines Augen verengten sich. »Nur um das klarzustellen.«
    »Denkt doch, was ihr wollt.«
    »Also gut, du kannst bleiben«, sagte Caroline. »Ich werde ein Zimmer für dich frei machen.«
    »Ich nehme auch mit der Scheune vorlieb …«
    Caroline schüttelte den Kopf. »Du wohnst im Gasthof. Und das ist deine letzte Chance, ein guter Ehemann zu sein.«
    »Danke.« Er trat einen Schritt vor, als wollte er Caroline umarmen, aber ihr eisiger Blick ließ ihn innehalten. Mit gesenktem Kopf wich er zurück. Dann drehte er sich um und ging zum Parkplatz, um seine Sachen zu holen.
    »Der größte Mistkerl aller Zeiten«, seufzte Clea. »Aber was will man machen, Skye liebt ihn.«
    »Noch.«
    Die Schwestern überquerten das satte Grün des Rasens und betraten die alte Scheune, die Caroline angesteuert hatte, bevor sie mit Simon zusammentraf. Die Scheune mit ihrer pittoresk abblätternden roten Farbe, umgeben von halbhohen Steinmauern und weißen Zäunen, bot ein malerisches Bild. Viele Künstler, allen voran Hugh Renwick, hatten ihr zu Weltruhm verholfen. Gemälde von der Renwick-Scheune hingen im Clark Institute, in der Phillips Collection im Guthrie Museum, im Farnsworth, in der Corcoran Gallery und im Metropolitan Museum of Art.
    In der Scheune war es kühl und dunkel. Es roch nach Heu. Carolines Großvater hatte Pferde und Kühe gehalten. Ihr Vater hatte ihnen hier das Reiten beigebracht. Heute dienten die Pferdeboxen als Miniaturateliers. Sie waren im Preis inbegriffen, wenn man die teureren Zimmer im Gasthof bewohnte. Die Boxen waren ausnahmslos besetzt. Sie wurden zum Malen, Bildhauern und als Treffpunkt genutzt, um einander besser kennen zu lernen. Nun drangen die unmissverständlichen Geräusche der Leidenschaft aus einem der Miniaturateliers am anderen Ende der Scheune an ihr Ohr, und Caroline und Clea lachten leise.
    »Ich habe meine Unschuld in der Scheune verloren«, flüsterte Clea.
    »Mindestens zweimal«, sagte Caroline lachend.
    »Der Firefly Ball macht uns ganz kribbelig.« Clea betrachtete die Kulisse und spürte, wie die Spannung Besitz von ihr ergriff. Sonnenstrahlen fielen schräg vom Heuboden ein.
    »Was meinst du, war es richtig, Simon zu erlauben, hier zu bleiben?«, fragte Caroline.
    »Skye ist erwachsen. Das sollten wir nicht vergessen, auch wenn es manchmal schwer fällt. Wir können sie nicht ein Leben lang beschützen.«
    »Oder überhaupt jemals.« Dann hörte sich Caroline plötzlich sagen: »Ich habe Joe übrigens eine Kopie von dem Tagebuch geschickt, das Maripat mir mitgebracht hat.«
    »Aha.«
    »Und er hat mich Donnerstag zum Abendessen auf sein Schiff eingeladen.«
    »Wer hätte das gedacht!« Clea lächelte, und ihre Augen blitzten.
    »So ist es. Aber ich weiß nicht, ob ich hingehen soll. Oder hingehen will.«
    »Wieso nicht?«
    »Ach, wir kommen nicht besonders gut miteinander aus, würde ich sagen.« Carolines Stimme klang wie ein Reibeisen.
    »Vielleicht stellst du ja fest, dass der Schein trügt und er gar nicht so übel ist. Von dir weiß ich es. Warte ab, möglicherweise werdet ihr beide angenehm überrascht!«
    »Außerdem hatte ich überlegt, ob ich nicht kurz nach Schottland fliege. Nur für ein paar Tage. Ich wollte mir eigentlich ein Hotel anschauen, das gerade auf einer der westlichen Inseln eröffnet worden ist. Ein ehemaliges Kloster mit einem herrlichen Blick auf die Berge und aufs Meer und einem echten Irrgarten. Ein Irrgarten, klingt das nicht spannend? Ich habe bei meinem letzten Rückflug von Venedig in einer Reisebroschüre einen Artikel darüber gelesen, und ich brauche ein paar neue Ideen für meinen Gasthof …«
    »Und du musst morgen weg? Wie passend. Ich finde, du solltest bleiben und mit Joe zu Abend essen.«
    »Vielleicht.« Das Bedürfnis nach einem Tapetenwechsel war stark. Sie hatte ihm immer entsprochen, wenn sie aus ihrem eigenen Leben aussteigen wollte. Sie besichtigte idyllische Landgasthöfe mit einer beinahe zwanghaften Besessenheit, auf der Suche nach Inspiration, wie sie jedermann erklärte. Doch hatten ihre Reisen mehr Ähnlichkeit mit einer Flucht. Sie hetzte von Ort zu Ort, mietete sich kurzfristig irgendwo ein, blickte ständig über die Schulter, als

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