Wo Träume im Wind verwehen
vor ihr. Das Bild, das er gezeichnet hatte, war ein unheilvolles Omen, das sie verstörte. Skye konnte es nicht ertragen, in der Klinik zu bleiben, einsam und alleine. Sie würde auf eigene Faust versuchen mit dem Trinken aufzuhören.
Er breitete die Arme aus, und als Skye sich von ihnen umfangen ließ, war ihr bewusst, dass sie ihre Schwestern enttäuschte. Wie hatte Caroline es geschafft, keinen Kompromiss einzugehen, was die Liebe betraf? Aber Caroline lebte allein. Ihr Vater hatte sie gewarnt und ihnen dringend nahe gelegt, sich zu schützen, um nicht verletzt zu werden. Ihre Mutter hatte sie dagegen gelehrt, einem Mann alles zu opfern.
Skye ergriff die Hand ihres Mannes. Gemeinsam verließen sie den Park.
Clea warf gerade eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine, als das Telefon klingelte. Sie goss Waschmittel hinein und lief los, um den Hörer abzunehmen.
»Hallo?«, rief sie in einem Ton, der die Hoffnung erkennen ließ, dass der Anrufer noch nicht aufgelegt hatte.
»Clea, ich bin’s«, sagte Caroline.
»Was ist passiert?«
»Skye hat die Klinik verlassen. Auf eigene Verantwortung. Sie ist einfach verschwunden, ohne jemandem ein Wort zu sagen.«
»Wo steckt sie?« Clea spürte, wie ihr eiskalt wurde.
»Keine Ahnung. Ich wollte auf einen Sprung zu ihr, und sie war nicht mehr da. Niemand hat sie weggehen sehen …«
»O Caroline.« Clea hörte die Panik in der Stimme ihrer Schwester. Sie hatten wenig Einfluss auf Skye. Clea hörte einen Ton in der Leitung, der anzeigte, dass ein weiteres Gespräch wartete.
»Moment«, sagte sie. »Vielleicht ruft sie gerade an.« Sie klinkte sich aus. »Hallo?«
»Hallo, Liebes.« Es war Augusta.
»Mutter, kann ich dich gleich zurückrufen?«, sagte Clea. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. »Hast du etwas von Skye gehört?«
»Skye? Sie ist oben in ihrem Zimmer. Sie hatte genug von der Klinik und ist nach Hause gekommen, wo sie hingehört. Mit Simon. Ich muss unbedingt mit dir über unsere Kostüme reden.«
»Kostüme? Ich habe Caroline in der anderen Leitung. Ich muss ihr sagen, wo Skye ist. Sie ist außer sich vor Sorge.«
Clea kehrte zu Caroline zurück. »Sie ist bei Mom. Es geht ihr gut.«
»Was ist passiert? Warum hat sie die Klinik verlassen? Wenn dieser verdammte Simon sie dazu bringt, irgendetwas Verrücktes anzustellen, dreh ich ihm den Hals um. Ist sie das in der anderen Leitung? Sag ihr, ich will mit ihr reden. Kannst du uns verbinden?«
»Es ist Mom. Ich beeile mich. Bleib in der Nähe des Telefons, ich rufe so schnell ich kann zurück und erzähle dir dann die ganze Geschichte. In Ordnung?«
»Verdammt noch mal, ja.« Caroline legte auf.
»Das war Caroline in der anderen Leitung«, teilte Clea Augusta noch einmal mit.
»Prima. Ich muss es ihr ja auch sagen. Ich habe endlich eine Idee, als was ich zum Firefly Ball komme.«
»Ball?« Clea strich sich über die Stirn. »Mom, was ist mit Skye? Caroline und ich machen uns große Sorgen um sie.«
»Ich finde es wunderbar, dass ihr euch so nahe steht«, erwiderte Augusta mit Wärme in der Stimme. »Das ist ein Geschenk, für das man dankbar sein kann. Weißt du, wie froh du sein kannst, dass du Schwestern hast? Habe ich dir jemals erzählt, wie brennend ich mir als kleines Mädchen Schwestern gewünscht habe, wie ich ganz allein mit meinen Puppen spielen musste und wie traurig ich oft war?«
»Ja, Mom, aber …«
»Nun gut. Also, Liebes, was den Ball angeht – ich dachte, ich komme als Figur aus Picassos Rosenperiode. Als Harlekin, genauer gesagt. Alle erwarten, dass ich mich wie auf einem Bild deines Vaters kostümiere – für sie ist das offenbar selbstverständlich –, aber ich werde ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Die schockierten Gesichter möchte ich sehen! Das wird eine herrliche Überraschung werden.«
»Als Harlekin«, wiederholte Clea resigniert.
»Oder findest du das zu verspielt? Zu ausgefallen für eine Frau in meinem Alter? Ich meine, wer würde auf die Idee kommen, dass sich Hugh Renwicks Witwe als Picasso-Figur kostümiert? Noch dazu als Harlekin!«
»Klingt perfekt.«
»Ich stelle mir eine kleine schwarze Maske vor, Karos in kühnen Farben, Schnabelschuhe. Einfach himmlisch …«
Clea hörte zu und unterhielt sich noch ein paar Minuten mit ihrer Mutter, bis sie das Thema abgehakt hatte. Augusta war bester Laune. Die Beschäftigung mit dem bevorstehenden Ball war angenehmer als der Gedanke, dass Skye auf eigene Verantwortung die Klinik verlassen
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