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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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ungeachtet dessen, wie er sich aufführte. Das Gleiche galt für Caroline, Clea und Skye.
    »Wie lange willst du dich hier noch einsperren lassen?«, fragte Simon.
    »Keine Ahnung. Meine Verletzungen sind im Abklingen begriffen, aber sie wollen mich zu einem Entzug überreden.«
    Simon lachte sarkastisch; in seinen Augen lag ein lauernder Ausdruck. »Gemeinsam mit Trunkenbolden und Drogensüchtigen?«
    »Ja. Auf der Entzugsstation.«
    »Das ziehst du doch wohl nicht ernsthaft in Erwägung, oder?«
    »Ich habe noch nicht zugestimmt.«
    »Dann kannst du dir deinen persönlichen Stil ein für alle Mal abschminken, Skye. Du wirst dich in eine von diesen mittelmäßigen Nullachtfünfzehn-Hobbykünstlerinnen verwandeln, die es wie Sand am Meer gibt. Du trinkst also zu viel, wenn ich dich recht verstehe. Wie kommen die überhaupt darauf? Du bist schließlich kein Heimchen am Herd, das sich mit den Nachbarn zu einer Fahrgemeinschaft zusammengeschlossen und eine Hypothek aufs Eigenheim aufgenommen hat. Du bist Bildhauerin!«
    »Meistens bin ich so verkatert, dass ich nicht arbeiten kann.« Skye starrte ihre Hände an und versuchte sich darauf zu besinnen, wann sie das letzte Mal Ton angerührt hatte.
    »Schau dir die Künstler an, die tranken. Oder die Schriftsteller. Du bist ein Mensch mit tiefen Gefühlen, und das offenbart sich in deiner Arbeit. Wenn der Alkohol dich beflügelt, musst du es akzeptieren, wie es ist.« Er rückte näher zu ihr und stupste sie mit der Hüfte an. »Ich möchte meinen Zechkumpanen nicht verlieren.«
    »Ich weiß.« Er sprach einen Punkt an, vor dem sie ebenfalls Angst hatte. Wie würden Simon und sie miteinander auskommen, wenn sie keinen Tropfen mehr anrührte? In ihrer Beziehung hatte der Alkohol stets eine wichtige Rolle gespielt. Wilde Nächte, in denen die Ideen schneller flossen als der Scotch, dekadente toskanische Mittagessen mit Wein und Grappa, die an ihre Flitterwochen in Alta Badia erinnerten. Oder die leidenschaftlichen, vom Alkohol ausgelösten Streitereien an den Abenden, wenn sich der teure Wein in billigen Fusel verwandelte. Auch diese wollte sie nicht missen.
    »Denk an eine köstliche Flasche Calon-Ségur. Sie zeigt dir, dass du lebendig bist. Oder ein schöner frischer Frühlingswein aus Portugal. Erinnerst du dich an unsere Reise in die Algarve? Wir liefen sechs Tage splitterfasernackt herum, aßen Garnelen und tranken diesen kühlen Weißwein dazu.«
    »Ich erinnere mich.«
    Er holte Bleistift und Papier hervor und breitete ein Blatt auf seinem Knie aus. Nach einem flüchtigen Blick auf Skye begann er zu zeichnen.
    Skye lehnte sich zurück und versuchte sich zu entspannen. Er war ein guter Maler. Heute befand er sich in Hochstimmung, weil ein namhafter Sammler seine Bilder gelobt und seinen Besuch im Atelier angekündigt hatte. Trotzdem hatte Skye ein schlechtes Gewissen, weil ihre Werke in der Kunstwelt höher im Kurs standen als seine. Sie wusste, dass es ihn kränkte, von seiner Frau übertrumpft zu werden.
    Ihre Augen schlossen sich; sie hörte, wie sein Bleistift über das Papier flog. Dass er sie an einem sonnigen Tag unter freiem Himmel malte, war in ihren Augen eine liebevolle Geste, ein hoffnungsvoller Neuanfang. Sie hatte mehrere Kartons mit wundervollen Skizzen aufgehoben, die er von ihr gemacht hatte, genau wie ihre Mutter, die viele Bilder von Hugh besaß. Skye war stolz und glücklich, von einem Maler geliebt zu werden. Ihre blonden Haare waren zerzaust, und sie wusste, dass ihr Gesicht bleich war, aber sie beschloss, Simon zu vertrauen.
    »Hier«, sagte er schließlich.
    Die Skizze war gelungen. Simons Stil war minimalistisch, seine Linien schlicht; der Körper war in der Horizontalen dargestellt, das Haar hing herab, die Augenlider waren geschlossen. Er hatte Skye auf dem Totenbett gezeichnet, auf einer Gruft liegend.
    »Du bringst dich um, wenn du hier bleibst, abgeschottet von der Welt, von deiner Inspiration.«
    »Ich brauche Hilfe«, erwiderte Skye.
    »Du brauchst deine Arbeit. Das ist dein Talent. Verschwende diese einzigartige Gabe nicht in dem Versuch, dich dem Rest der Welt anzupassen. Bring sie in Ton zum Ausdruck, sonst würgst du deine eigenen Möglichkeiten ab. Und jetzt komm. Wir gehen auf der Stelle.«
    »Ich kann nicht.«
    »Du kannst.« Simon streckte die Hand aus. »Tu’s einfach. Wir brauchen uns gegenseitig. War das nicht immer so?« Er schenkte ihr einen leidenschaftlichen Blick.
    Skye nickte benommen. Er hatte Recht, der Weg lag klar

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