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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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ist, willst du oder nicht?«
    »Ja«, flüsterte sie. Die Lüge kam ihr einfacher über die Lippen als die Wahrheit.
    Er krallte seine Finger in ihre Haare und riss ihren Kopf zurück. Sie spürte Tränen auf ihren Wimpern, schmeckte Salz in ihrer Kehle. Er ist mein Mann, dachte sie. Ist das Liebe? Ich tue es nur, damit wir nicht mehr reden müssen. Sie öffnete seinen Reißverschluss und griff hinein. Homer stupste sie mit der Nase ins Gesicht; seine großen braunen Augen blickten sie sanft und mit bedingungsloser Liebe an.
    »Hallo, Homer«, sagte sie.
    »Verdammt noch mal, schaff ihn raus!«, herrschte Simon sie an.
    Skye versuchte Homer beiseite zu schieben, aber er wich nicht von der Stelle. Sie bemerkte zum ersten Mal, dass seine Ohren nahezu kahl waren – das Fell war schütter wie bei einem Plüschtier, das viel gestreichelt worden war. Homer schob sich zwischen Skye und Simon. Er drängte sie zurück, weg von Simon.
    »Mistvieh!«, schrie Simon und versetzte Homer einen Fausthieb.
    Der alte Hund stand reglos da und blickte Simon abgeklärt mit seinen verhangenen braunen Augen an. Simon hob erneut die Hand. Homer zuckte mit keiner Wimper und fletschte auch nicht die Zähne. Er blickte Simon nur an, als würde er das Schlimmste von einem solchen Menschen erwarten.
    »Rühr ihn nicht an!«, schrie Skye.
    »Ihr dämlicher Köter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, und zwar besser, als wäre sie höchstpersönlich auf der Bildfläche erschienen!« fauchte Simon und zog den Reißverschluss seiner Hose wieder zu.
    Skye hätte am Liebsten laut losgeprustet. Sie hatte den Kopf gebeugt, spürte, wie das lachen in ihrer Brust explodierte, und fragte sich, ob sie langsam aber sicher den Verstand verlor. Eine verkaterte Alkoholikerin, die bis zum Umfallen trank, sich von ihrem Mann erniedrigen ließ, um nicht der Wahrheit ins Gesicht sehen und sich eingestehen zu müssen, dass sie ihn widerwärtig fand, und die sich von dem sanften Golden Retriever ihrer Schwester beschützen ließ.
    Simon stürmte wutentbrannt aus dem Atelier. Skye hörte, wie die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, seine eiligen Schritte auf der Treppe und wie er den Wagen anließ und davonbrauste. Homer legte sich neben sie auf den Fußboden. Er schien ihr den Unfall, der sie zusammengeführt hatte, schon lange verziehen zu haben. Als Skye neben ihm lag, die Wange auf dem kühlen Steinboden und die Hand auf seiner Pfote, schloss sie die Augen und wünschte, sie könnte sich selbst verzeihen.
     
    Caroline inspizierte noch einmal das festlich geschmückte Gelände. Der Firefly Ball würde in der Abenddämmerung eröffnet werden, und sie wollte sich vergewissern, dass sämtliche Vorbereitungen getroffen waren. Flirrende Hitze lag wie ein Film auf den Bäumen, den Lampions und dem Gemäuer des Gasthofs. Die langen weißen Tischdecken wehten in der leichten Brise. Die Mitglieder der Kapelle hatten ihre Instrumente aufgebaut. Der Bassist stand ohne Hemd alleine auf der Bühne und machte seinen Soundcheck.
    Zu beiden Seiten des Tanzbodens wurden Bars aufgebaut. Der Champagner wurde in der Scheune kalt gestellt und wartete darauf, nach Einbruch der Dunkelheit mit Sererwagen nach draußen befördert zu werden. Caroline gesellte sich zu Michele, die mit einem Klemmbrett die Runde machte.
    »Bitte schärf den Barmixern ein, dass sie Skye keinen Tropfen ausschenken dürfen«, sagte sie.
    »Was soll ich?«
    »Sie ist krank. Sie darf keinen Alkohol trinken, solange sie Medikamente einnimmt.«
    Michele durchschaute die Lüge. Aber sie war Caroline treu ergeben und wusste, dass sie sich große Sorgen um ihre Schwester machte. »In Ordnung. Kommt deine Mutter?«
    »Natürlich.« Caroline lächelte trotz allem Stress. Augusta würde sich das glanzvolle Ereignis um keinen Preis der Welt entgehen lassen.
    »Die Bootsbesatzung behauptet, du hättest sie eingeladen – die Schatzsucher, meine ich. Sie freuen sich wie die Schneekönige.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich. Halt, noch was, Caroline.«
    Caroline drehte sich um und sah Michele an. Diese drückte das Klemmbrett an ihre Brust und lächelte wie eine stolze Mutter.
    »Du siehst fantastisch aus.«
    »Danke.« Caroline errötete. Da sie wusste, dass noch einiges vor Beginn des Balls zu tun war, hatte sie sich bereits umgezogen. Das dunkle Haar war kunstvoll hochgesteckt. Sie trug ein langes weißes Abendkleid mit Schleppe und keinen Schmuck, außer ein Paar Perlenohrringen.
    »Stellt das eine Figur aus einem

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