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Wo Träume im Wind verwehen

Wo Träume im Wind verwehen

Titel: Wo Träume im Wind verwehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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begrüßte ihn Caroline. »Darf ich Sie mit meiner Familie bekannt machen? Das ist Sam Trevor.« Ihre Stimme klang wie immer, und sie lächelte Sam an, aber innerlich spürte sie, wie sich etwas veränderte. Sam war hier und Joe, und Joes Anwesenheit änderte alles.
    »Ich bin gekommen, um dem schlechten Ruf der Piraten in aller Welt gerecht zu werden«, sagte Sam entschuldigend.
    »Indem Sie was tun?«
    »Sie zum Tanz entführen.« Sam reichte ihr die Hand.
    Caroline folgte ihm auf die Tanzfläche. Die Kapelle spielte ein etwas langsameres Stück, und sie hatten viel Platz, um sich zu bewegen. Sam tat sein Bestes, daran war nicht zu zweifeln. Er wusste, wo seine Hände hingehörten und welche Schritte er machen musste, aber er tanzte in einem völlig anderen Rhythmus als Caroline und die Musik. Caroline sah an seiner Miene, wie verlegen er war. Sie passte sich seinen Bewegungen an, dankbar, dass er sich so große Mühe gab.
    »Tut mir Leid«, sagte er, rot vor Verlegenheit.
    »Wieso? Ich habe mich doch freiwillig bereit erklärt, mit Ihnen zu tanzen.«
    »Das ist aber gefährlich. Ich verheddere mich andauernd.«
    »Mögen Sie Musik?«
    »Über alles Maßen.«
    »Das ist das Einzige, was zählt«, sagte Caroline, als würde sie einen jüngeren Bruder ermuntern. »Das Wichtigste ist, dass es Spaß macht.«
    »Danke.« Sie tanzten stumm weiter. Er entspannte sich, aber sein Gefühl für Rhythmus besserte sich nicht. Während sie sich über die Tanzfläche bewegten, warf Caroline einen raschen Blick in die Menge. Sie sah die Piraten, die an der Bar standen und tranken, aber keine Spur von Joe.
    »Wie geht’s mit dem Wrack voran?«, fragte Caroline.
    »Prima. Ich war zweimal unten. Joe hat mich mitgenommen.«
    »Oh. Ist er …«
    Da war er, der Anführer der Piraten. Joe Connor stand abseits vom Trubel an einen Baum gelehnt. Er trug ein weißes Hemd, an Schultern und Brust zerrissen. Seine schwarzen Hosen saßen hauteng, und er war barfuß. Er hatte einen schwarzen Schlapphut auf, die Krempe über ein Auge heruntergezogen. Caroline zitterte wie bei einem unverhofften Temperatursturz um zwanzig Grad.
    »Wir haben die Überreste von Skeletten gefunden«, sagte Sam, »teilweise im Schlick eingegraben und bemerkenswert gut erhalten. Und wir haben schon einen Großteil des Goldes geborgen …«
    Vor lauter Begeisterung geriet Sam immer mehr aus dem Takt. Sie wirbelten im Kreis herum, und Caroline verlor Joe aus den Augen. Als Sam sich mit ihr in die entgegengesetzte Richtung drehte, erspähte sie ihn erneut. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge. Seine blauen Augen waren dunkel und ließen sie nicht los. Die Gäste traten beiseite und blickten ihm nach. Er bewegte sich geschmeidig wie ein Raubtier, wirkte verwegen wie ein echter Pirat.
    Die Nachtluft duftete nach Geißblatt und Rosmarin. Sam sah Joe kommen und grinste. Caroline spürte, wie eine Hitzewelle in ihr aufstieg.
    »Hast du Lust zu tanzen?«, sagte Joe und sah ihr in die Augen.
    »Der Klügere gibt nach«, seufzte Sam ergeben und trat beiseite. »Sonst kann es mir noch passieren, dass er mich kielholt, wie es früher die Piraten mit ihren Gefangenen gemacht haben.«
    Caroline stand reglos da und lauschte der Musik. Die Paare tanzten um sie herum, rempelten sie versehentlich an, aber sie nahm es kaum wahr, auch nicht, wie Sam sich entfernte. Joe fixierte sie, ohne Erwartungen oder Wünsche, was ihre Antwort betraf. Er hätte ein Wildfremder sein können, der zufällig hereingeschneit war. Caroline nickte. Joe trat näher und legte den Arm um sie.
    Er überragte sie um Haupteslänge, und sie holte tief Luft, in dem Bemühen, ihre Fassung wiederzugewinnen. Sie tanzten miteinander, so eng, dass sie seinen Atem warm an ihrem Ohr spürte. Die Kapelle spielte eine langsame, sentimentale Melodie. Sie schwiegen, aber sie bewegten sich im Gleichklang, biegsam wie Gräser im Wind. Ihre Kehle brannte, ohne dass sie wusste, warum.
    »Danke, dass du mit Sam getanzt hast«, sagte Joe schließlich.
    »Das habe ich doch gerne getan«, erwiderte sie verwundert.
    »Der Junge kann nicht tanzen. Er hat zwei linke Füße.«
    »Aber er versucht es zumindest. Das allein zählt.« Caroline warf einen Blick an Joes Schulter vorbei auf ihre Familie. Simon und Skye hatten den Tisch verlassen. Sie hoffte, dass die beiden tanzen wollten, aber Simon steuerte die Bar an, und Skye stand am Rande der Tanzfläche und beobachtete das Treiben.
    »Sam hat mir erzählt, dass du ihn zum Wrack

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