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Wo unsere Träume wohnen

Wo unsere Träume wohnen

Titel: Wo unsere Träume wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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Wetter ist ziemlich schlimm. Heute Nachmittag hat sich noch keiner hergetraut. Das da mochte mein Cousin besonders gern“, meinte er, als Violet vor einem Aquarell stehen blieb, das buntes Herbstlaub zeigte. „Er hat es von einem Maler aus dem Ort gekauft, vor etwa zwanzig Jahren. Ich finde es nicht sehr schön, aber wenn Sie es wollen, gebe ich es Ihnen für zwanzig Dollar.“
    Bevor Rudy antworten konnte, legte Violet ihm eine Hand auf den Arm. „Zehn.“
    „Siebzehn.“
    „Fünfzehn.“
    Die blauen Augen des alten Mannes glitzerten. „Abgemacht.“
    Sie kauften ihm noch drei weitere Bilder, eine handbemalte Truhe und einen antiken Quilt ab. Danach verliebte Violet sich in zwei geschnitzte Kopfbretter aus Pinienholz, die im Gästezimmer im Erdgeschoss großartig aussehen würde. Leider passten sie nicht in den Wagen.
    „Na ja, wenn Sie bis nächste Woche warten, könnte mein Sohn sie Ihnen bringen“, schlug der alte Mann vor. „Er fährt nämlich zwei Mal pro Woche in Ihre Richtung. Sie brauchen auch nicht sofort zu bezahlen. Ich vertraue Ihnen.“
    Violet sah Rudy an. „Fünf“, formte er mit den Lippen.
    Damit blieben ihnen noch fünfhundert Dollar. Sie strahlte. Das hier war sogar noch besser als die Kekse seiner Mutter.
    So glücklich habe ich sie noch nie gesehen, dachte Rudy. Violet strahlte übers ganze Gesicht, während sie ihre Beute ins Auto luden. Der Hund erhob sich gähnend von der Rückbank und bellte freudig. Der alte Mann zuckte kurz und kniff die Augen zusammen. „Ich werd’ verrückt. Wie seid ihr denn an Simon gekommen?“
    „Simon?“
    „Der Hund hat meinem Cousin gehört. Ist direkt nach der Beerdigung ausgerissen. Vor etwa zwei Wochen.“
    Rudy sah, wie Violets Schultern nach unten sackten. „Er ist uns vor den Wagen gelaufen. Auf dem Weg hierher. Wir hätten ihn fast überfahren.“
    „Was Sie nicht sagen.“ Der alte Mann schüttelte den Kopf. „Na ja, er ist noch ein Welpe. Wird schon vernünftig werden. Wenn er lange genug lebt. Schätze, jetzt gehört er Ihnen.“
    Violets Schultern hoben sich wieder.
    „Mein Junge meldet sich bei Ihnen. Wegen der anderen Sachen. War nett, mit Ihnen Geschäfte zu machen.“ Der Alte ging zum Blockhaus zurück und fluchte dabei übers Wetter.
    Violet und Rudy sahen einander an.
    „Der Gasthof braucht einen Hund“, sagte sie.
    „Warum das denn?“
    „Ist eben so“, erwiderte sie. Ich habe mich in eine Verrückte verliebt, schoss es Rudy durch den Kopf. Erst nach einigen Sekunden bemerkte er, dass Violet ihn besorgt musterte.
    „Rudy? Alles in Ordnung?“
    „Zu viele Pommes frites“, sagte er und massierte sein Brustbein. „Und der Hund stinkt.“
    „Simon.“
    Als er seinen Namen hörte, schob der Hund seinen riesigen Kopf über die Rückbank und schaute zwischen ihnen hin und her. Der Himmel wusste, um was für eine Rasse es sich handelte. Vermutlich eine Kreuzung zwischen Bigfoot und einem Wookie aus Star Wars, dachte Rudy.
    Das bedeutete wohl tonnenweise Hundefutter.
    Die Kinder dagegen würden begeistert sein.
    „Schätze, du kommst mit uns nach Hause“, sagte er. Violet umarmte ihn, Simon bellte freudig, und Rudy wusste, dass sein altes Leben endgültig vorbei war.
    Aber vielleicht war das eine gute Sache, denn Violet ließ ihn nicht gleich wieder los.
    Eigentlich hatten sie vorgehabt, den Wagen vollzutanken, genug Snacks für die nächsten zwei Stunden zu kaufen und nach Hause zu fahren. Doch als sie an der Zapfsäule hielten, hatte das Wetter sich so sehr verschlimmert, dass nur Lebensmüde sich auf den Highway gewagt hätten. Und Rudy mochte sein neues Leben.
    Die gelangweilte Kassiererin schlug ihnen das Mountain View Hotel vor. „Es ist nicht weit von hier. Nichts Besonders, aber sauber und preiswert. Für eine Nacht geht’s, nehme ich an.“
    Wenn man in einem ausgewachsenen Schneesturm über die Straße kroch, nahm „nicht weit“ eine völlig neue Bedeutung an. Zum Glück hatte das Handy noch Empfang, also rief Violet Kevin an, während Rudy auf die weiße Wand vor der Windschutzscheibe starrte.
    Dann sprach sie mit den Kindern, und Rudy lauschte lange genug, um die Liebe und Zärtlichkeit in ihrer Stimme zu hören. Vielleicht war es ja doch nicht so übel, mit ihr eine Nacht in einem Motel verbringen zu müssen.
    Endlich tauchte die Neonreklame des Mountain View vor ihnen auf. Es wirkte etwas heruntergekommen, hatte aber sogar einen beleuchteten Empfang. Simon hob den Kopf, und sein lautes Gähnen ging in ein

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