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Wo unsere Träume wohnen

Wo unsere Träume wohnen

Titel: Wo unsere Träume wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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dass ihr Stolz sich vehement wehrte. Niemals, dachte sie. Aber die Idee verfestigte sich mehr und mehr, und langsam, aber sicher schmolz ihr Widerstand dahin.
    Violet zwang sich, das Für und Wider abzuwägen, und schließlich gab sie nach. Als zeitweilige Notlösung konnte es durchaus funktionieren – bis ihr etwas Besseres einfiel.
    Kaum hatte sie sich damit abgefunden, bog ein weißer Wagen um die Ecke, kam im Schein der Straßenlaternen wie eine geisterhafte Erscheinung näher und hielt vor Betsys Haus.
    Und als Rudy Vaccaro ausstieg, mit kantigem Kinn und blauen Augen, die wahrscheinlich mehr sahen, als ihr lieb war, schüttelte Violet ungläubig den Kopf und schaute zum Sternenhimmel hinauf. Das ist ein Scherz, oder?
    Hätte das Licht der Straßenlaterne die orangefarbenen Strähnen unter dem albernen Hut nicht leuchten lassen, hätte Rudy sie wahrscheinlich gar nicht erkannt. Violet stand auf, als er näher kam, und schaute ihm unsicher entgegen. Aber nur für einen Moment, dann wurde ihr Blick entschlossen, als hätte sie ihn aufgespürt, nicht umgekehrt. Interessant, dachte er.
    „Ich habe Darla gefragt, wo Sie wohnen“, begann er, bevor sie etwas sagen konnte.
    „Warum?“
    „Weil Sie verschwunden sind, bevor ich Ihnen Ihr Trinkgeld geben konnte.“
    „Ich habe Sie doch gar nicht bedient.“
    „Reine Formsache.“
    „Aha. Na ja, dann …“ Mit ernster Miene streckte sie die Hand aus.
    Rudy zog die Geldbörse aus der Gesäßtasche und nahm einen Geldschein heraus. Doch als er ihn auf den dicken Fausthandschuh legte, bemerkte er die Röte an ihren Wangen. Trotz der bitteren Kälte wurde ihm warm.
    Überrascht hob sie den Blick. Überrascht und erfreut. „Danke“, sagte sie und steckte den Zwanziger ein. „War’s das?“
    Irgendwie ist sie wie das Haus, schoss es Rudy durch den Kopf. Vernachlässigt, viel zu lange geschlossen, das wahre Gesicht verborgen unter den unzähligen Schichten, die harte Jahre hinterlassen haben. „Nein, eigentlich nicht. Ich … wir müssen reden. Über den Gasthof.“
    „So?“
    „Ja. Darla hat mir erzählt, dass Sie damit gerechnet haben, ihn zu bekommen. Und …“ Ein Windstoß fuhr unter seine Jacke, und es lief ihm kalt den Rücken hinunter. „Können wir irgendwohin gehen? Um uns in Ruhe zu unterhalten? Irgendwohin, wo es warm ist?“
    „Ich kann die Jungen nicht allein lassen.“ Violet warf einen Blick über die Schulter. Im Haus schrie eine Frau. „Sie schlafen.“ Frag mich nicht, sagten ihre Augen.
    „Können wir wenigstens reingehen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Setzen wir uns in den Wagen?“
    „Glauben Sie allen Ernstes, ich steige zu einem wildfremden Mann ins Auto?“
    „Verdammt, Violet – ich finde auch schlimm, was passiert ist, okay? Geben Sie mir die Chance, das wiedergutzumachen. Aber wenn das in Ordnung ist, friere ich mir dabei lieber nichts ab.“
    „Wiedergutmachen?“, wiederholte sie. „Wie denn?“
    „Ich möchte Ihnen einen Job anbieten. Und ein Dach über dem Kopf.“
    Sie schnappte nach Luft, und er nutzte die Gelegenheit. „Mein Wagen hat eine Heizung. Und es gibt heiße Schokolade.“
    „Heiße Schokolade?“
    „Ich bin auf dem Weg hierher an einem Dunkin’ Donut vorbeigekommen.“ Rudy zuckte mit den Schultern. Ihr Blick wanderte zu seinem Wagen hinüber. „Ich war Polizist. Ein guter Polizist. Ich schwöre, bei mir sind Sie sicher.“
    „Mehr als Ihr Wort habe ich darauf nicht?“
    Er schlug den Kragen hoch. Die Kälte kroch langsam in seinen Körper, und er wollte nicht daran denken, was sie bei bestimmten Teilen seiner Anatomie anrichten konnte. „Zugegeben, Sie haben allen Grund zur Vorsicht. Ich könnte durchaus ein Irrer sein. Ehrlich gesagt, meine Tochter hält mich für einen, weil ich sie hergeschleift habe.“ Rudy beugte sich leicht vor und betrachtete Violets Gesicht. Es war hübsch und weich und rosig von der Kälte. Wie bei einer der alten Porzellanpuppen, die seine Mutter sammelte. „Ich schlage vor, Sie bitten Ihre Freundin, Sie durchs Fenster im Auge zu behalten, und wir bleiben vor dem Haus.“
    „Ich weiß nicht …“
    „Violet. Bitte. Lassen Sie mich wenigstens versuchen, die Sache in Ordnung zu bringen.“
    Sie zögerte einige Sekunden, dann nickte sie, ging die Stufen hinauf und sprach mit jemandem, der hinter der Tür stand. Danach folgte sie ihm zur Straße.
    „Wehe, die Schokolade ist nicht mehr heiß“, murmelte sie, als er ihr die Beifahrertür öffnete.

3. KAPITEL
    War es

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