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Wo unsere Träume wohnen

Wo unsere Träume wohnen

Titel: Wo unsere Träume wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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Mut. Und Zuversicht. Irgendwann, ohne Vorwarnung, ergibt sich eine Gelegenheit, und plötzlich sieht man wieder nach vorn, will etwas Besseres, will mehr!“
    Sie schaute zur Seite, doch ihm entging nicht, wie ihre Augen feucht wurden. „Ich weiß“, sagte er sanft.
    „Nein, das wissen Sie nicht!“, explodierte sie. „Sie haben nicht die leiseste Ahnung, was dieses heruntergekommene, schäbige Gasthaus für mich bedeutet hat! Nicht nur für mich, auch für Doris, die es wie ihr Kind geliebt hat. Für die ihre Gäste wie eine große Familie waren, weil sie ihr das Gefühl gegeben haben, gebraucht zu werden, wichtig zu sein. Und anerkannt.“
    Blinzelnd schaute Violet nach vorn. „Ich habe nie erwartet, dass Doris mir das Haus vererbt. Ich habe immer damit gerechnet, dass ihre Tochter es bekommt. Und als sie mir sagte, dass sie es mir hinterlassen wolle … Sie glauben gar nicht, wie geehrt ich mich gefühlt habe. Dass sie mir zutraute, das Beste aus ihrem Geschenk zu machen. Ich hatte Pläne, Rudy“, wisperte sie. „So große Pläne.“
    Stirnrunzelnd wischte er ihr mit seinem Ärmel eine Träne von der Wange. „Aber selbst wenn Doris es Ihnen vererbt hätte, wie hätten Sie das alles schaffen wollen? Das Haus kann so nicht eröffnet werden. Erst steht eine Renovierung an.“
    Sie trank einen Schluck der inzwischen vermutlich kalten Schokolade und verzog das Gesicht. „Ich wollte es verkaufen“, gab sie zu, ohne ihn anzusehen. „Es verkaufen, von hier verschwinden, meine Ausbildung beenden. Geld zurücklegen, damit die Jungen später aufs College gehen können. Ein Auto mit weniger als 150.000 Meilen auf dem Tacho kaufen. Doris und ich sprachen andauernd davon. Deshalb weiß ich, dass ich das Haus bekommen sollte. Um meinen Traum zu verwirklichen. So, wie sie ihren leben konnte.“
    In all den Jahren als Polizist hatte Rudy gelernt, Menschen zu durchschauen und ihre Körpersprache zu deuten. Er erkannte, wie ihr Tonfall sich änderte, sobald sie nicht ehrlich waren. Und in diesem Moment ließ Violet Kildare Alarmglocken in ihm schrillen – laut genug, um bis China gehört zu werden.
    „Also wollten Sie das Gasthaus nie übernehmen?“, fragte er wie beiläufig.
    „Es übernehmen?“ Sie lachte. „Nein, so wie Doris Hicks wollte ich nie werden.“
    „Oh. Na ja. Dann muss ich Sie wohl missverstanden haben.“ Er kniff die Augen zusammen. „Darla schien zu glauben, dass Sie an dem Haus hängen.“
    Selbst in der Dunkelheit sah er, wie sie errötete. „Das Haus war nur Mittel zum Zweck“, sagte sie in den leeren Becher hinein, bevor sie ihn ansah und matt lächelte. „Es ist spät. Ich muss zurück, bevor Betsy durchdreht.“
    „Heißt das, Sie nehmen mein Angebot nicht an?“
    Sie schob den Becher in den Halter unter dem Radio. „Kann ich ein paar Tage darüber nachdenken? Bis die Schule wieder anfängt, also übermorgen?“
    „Übermorgen?“, wiederholte er überrascht. „Ich dachte, die Schule fängt am Montag an.“
    „Nein, eigentlich schon morgen, aber da haben sie eine Konferenz oder so etwas.“
    Verdammt. Er kannte jemanden, der darüber ganz und gar nicht erfreut sein würde. Wieso hatte er angenommen, dass ihm noch mindestens eine Woche bis zu jenem traumatischen Datum blieb?
    „Na schön“, murmelte Rudy resigniert, bevor er eine seiner alten Karten aus der Brieftasche nahm. Eine Sekunde lang betrachtete er das winzige, körnige Foto von sich in Uniform, dann reichte er sie Violet. „Meine Handynummer steht drauf, falls Sie die brauchen.“
    Sie nickte. „Ich gebe Ihnen dann Bescheid.“ Sie stieg aus und drehte sich um, sichtlich erleichtert, dass sie es hinter sich hatte. „Nochmals danke für das Trinkgeld“, rief sie und eilte davon.
    „Was war das denn?“, fragte Betsy, als Violet das Haus betrat. Der Lärmpegel war beträchtlich gesunken, da zwei Drittel ihres Nachwuchses endlich eingeschlafen waren. Nur der kleine Trey lag neben seiner Mutter und lutschte am Daumen, während auf der Mattscheibe gerade CSI zu Ende ging.
    Wie die meisten Einwohner von Mulligan Falls wusste auch Betsy längst, dass Rudy der neue Eigentümer des alten Gasthofs war. Wenn man Wert auf Diskretion legte, war es keine gute Idee, Linda Fairweather als Maklerin zu engagieren. Von ihr hatte Violet erfahren, dass Rudy das Haus bar bezahlt hatte. Und dass er es vorher nicht besichtigt hatte. Ziemlich verrückt.
    Sie zog den Mantel aus und setzte sich vorsichtig in Joeys Fernsehsessel. Betsy war

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