Wo wart ihr, als die Finsternis hereinbrach
mitzuteilen.
Sie lachte und führte den Zeigefinger an die Lippen, als wollte sie andeuten, daß sie mit mir verbündet sei, ich mich jedoch zugleich nicht weiter vorwagen solle. Ich nickte lächelnd. Ich wollte ebenfalls zeigen, daß ich verstanden hatte, was sie meinte.
Ich blieb für eine kurze Weile alleine. Ich schaute mich um. Der Laden war sehr geschmackvoll wie von der Hand eines Innenarchitekten eingerichtet … Dann kamen sie zurück. Teller, Tassen, Besteck, Papierservietten … Jedes Detail zeugte von diesem feinen Geschmack. Ja, Şeli hatte sich ein gutes Leben geschaffen, alles dafür getan. Das Gebrachte wurde vorsichtig auf einem Beistelltisch angeordnet, auf dessen unterer Ablage Zeitschriften lagen, in denen es um Wäsche und Bademoden ging, soviel ich sah. Berfin nahm ihren Kuchenteller und ihre Tasse und ging an den Ladentisch etwas weiter vorne, wo sie ein paar Wäschestücke zusammenlegte, die sie sorgsam in die Regale einordnete. Es schien, als lächle sie leicht. Ich konnte meine Augen nicht von ihr wenden. Ich rettete mich, indem ich ein Stück von der Torte nahm. Einerseits um mich abzulenken und leichter ein neues Thema anschneiden zu können und andererseits um Şeli das Lob zu spenden, das sie zweifellos erwartete … Wie sie gesagt hatte, war die Torte wirklich sehr lecker … Diese einfachen Worte genügten, die Situation für mich etwas zu entspannen und es ihr zu ermöglichen, von den Konditoreien der Stadt zu sprechen … In dieser Konditorei war auch der Blätterteig mit Erdbeeren gut. Für eine gute Sahnerolle hingegen mußte man in die schräg gegenüber gelegene Konditorei Bonjour gehen. Um Kaffee zu trinken, hätten wir hingegen zum Kordon gehen müssen. Ich hörte, was sie sagte, versuchte zuzuhören, und konnte doch nicht wirklich zuhören. Denn meine Blicke, sosehr ich das auch zu vermeiden suchte, glitten mit einem anderen Lächeln zu Berfins Lächeln hinüber. Wie reizvoll war es, wie sie die Wäsche zusammenlegte. Ich stellte mir ihre dunkle, weiche Haut in dieser Wäsche vor, wie hätte mir dieser Anblick nicht aufreizend vorkommen sollen? … Der Laden war nicht sehr groß. Es war mir bewußt, daß sie alles hörte, was wir sprachen. Obwohl sie sich nicht um uns kümmerte, vielmehr so tat, als wäre sie gar nicht da … Dieser Rückzug in sich selbst, ihr Unbeteiligtsein, war natürlich ebenfalls aufreizend. Plötzlich schien es mir, als täte sie das alles mit Absicht, wissend, welche Gefühle sie in mir erweckte. Ich kam mir plötzlich vor wie das Spielzeug eines kleinen Mädchens. Danach erzählte ich Şeli, da sie schon von Konditoreien sprach, wie ich ursprünglich das Tortenbacken ganz erstrebenswert gefunden hatte und später dann eine Zeitlang sogar ein Restaurant hatte aufmachen wollen und mit welchen Worten mir mein Vater diese Flausen ausgetrieben hatte. Wir lachten. Auf diese Weise hatte auch ich eine bildhafte Erzählung von mir zum besten geben können. Natürlich wollte ich auch, daß Berfin hörte, was ich erzählte. Ihr Lächeln war gleich geblieben, es hatte sich nicht verändert. Sie zeigte weiterhin, daß sie uns nicht lauschte und sich nicht dafür interessierte, was gesprochen wurde. Wieder einmal erlebte ich das Nichtbeachtetwerden, mit dem ich irgendwie nicht fertig wurde. Doch wir konnten uns nicht länger mit diesem oberflächlichen Gerede begnügen. Langsam mußten wir zu unserem eigentlichen Thema gelangen. Wieder war es Şeli, die das bemerkte. Sie sagte zu Berfin, sie könne nach Hause gehen, wenn sie mit der Arbeit fertig sei. Diese freute sich über den frühen Feierabend. Dieses Mal hatte sie, warum auch immer, das Gesagte gehört. Zudem hatte sie die gesamte Wäsche vom Ladentisch in die Regale eingeräumt und wie wir ihren Kuchen aufgegessen und den Kaffee ausgetrunken. Als sie sich über den Beistelltisch beugte, um das Geschirr abzuräumen, sah ich ziemlich deutlich ihren Brustansatz im offenen Ausschnitt ihres Hemdes. Sie trug einen schwarzen, spitzenbesetzten Büstenhalter. Wieder tat sie so, als bemerke sie mein Interesse an ihr nicht. Ich wußte, das war unmöglich. Ich war mir sicher, auch ihr gefiel dieses aufreizende Spiel. Wir führten das Gespräch nur mit Blicken und Gesten, mal verhalten, mal allzu mutwillig. Dann ging sie in die Küche. Sie blieb ein Weilchen dort. Wir sprachen jetzt auch über den Laden. Das Geschäft ging nicht schlecht, Şeli hatte sich einen Kreis von Stammkundinnen geschaffen … Doch sie mußte
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