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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Magén
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gefangen war und herausdrängen wollte, tat mir so weh wie die Schläfe, wie alles, was eingesperrt war und darum kämpfte, freigelassen zu werden.
    »Hör zu, Gideon. Wir müssen miteinander sprechen und entscheiden, was mit unserer Ehe passiert, mit dem Jungen, dem Geld, dem Leben, mit allem.«
    »Es gehört alles dir, Amia. Du bestimmst auch den Zeitpunkt, wann wir alles auflösen.«
    »Ich will keine Zeit. Ich will die Entscheidung jetzt.«
    »Dann entscheide. Ich werde deine Entscheidung akzeptieren.« In seiner Stimme lag eine unerwartete Weichheit oder eine tiefe Verzweiflung. Ich hörte, wie die Hunde draußen ihren Herrn mit Bellen begrüßten, auch die Pferde fingen an zu wiehern, und plötzlich kam ein Nordwind auf, peitschte gegen die Fensterläden und schlug einen von ihnen zu. Nur der Mann im Telefon schwieg. Ich verdrängte meine schmerzende Schläfe, unter dem Einfluss von Kopfschmerzen zu agieren war zu gefährlich, zu plötzlich, ein Blutgefäß, das sich in meiner Stirn zusammenzog, durfte nicht über unsere Zukunft entscheiden.
    »Ich habe Kopfschmerzen, lassen wir es jetzt. Was für eine Arbeit suchst du?« Ich war bereits nicht mehr kühl und trocken, nur leidend und neugierig, wenn ich wüsste, welche Arbeit er suchte, würde ich etwas über ihn erfahren,was er anstrebte und wie weit er sich schon von uns entfernt hatte.
    »Keine Ahnung, vielleicht Hirte, irgendetwas, wozu man kein Gehirn braucht, etwas, was jeder Dummkopf machen kann.«
    Ohne die Kopfschmerzen, die sich von der Schläfe bis zum Hinterkopf hinzogen, hätte ich gesagt, hör doch auf mit Hirte, Gideon. Warum willst du auf das Gehirn verzichten, mach doch etwas … Aber ich hatte das Gefühl, als schlüge mir jemand mit dem Hammer gegen die Schläfen, ich schloss die Augen und sagte nichts. Zwischen dem Flackern in meinem Kopf flammte die Anzeige auf, die wir unterwegs gesehen hatten: »Arbeiter gesucht, für Wachdienste und zur Instandhaltung …«
    »Ich habe eine Idee für dich. Hör zu, lass es mich checken, reden wir morgen früh.« Ich brach das Gespräch ab, machte die Augen auf und fühlte mich wie eine Mutter, die endlich einen Hort für ihren gestörten Sohn gefunden hat, obwohl niemand versprochen hatte, ihn dort aufzunehmen.
    Trotz meiner Kopfschmerzen und trotz des Jungen, der im oberen Stockwerk schlief, und trotz der Warnung meiner Vernunft ging ich hinaus und suchte Amos, als wäre der Job von hundert Bewerbern belagert und jede Sekunde wichtig. Ich stand im Lichtkreis auf der Schwelle des Hauses, die Hunde waren von meiner Anwesenheit unbeeindruckt und blieben ruhig liegen, sie bellten nur einmal kurz auf, das war alles.
    »Hi«, rief Amos mir aus der Dunkelheit zu.
    »Sag, der Mann, den du zu Wachdiensten und zur Instandhaltung suchst, ist das noch aktuell?«, rief ich in seine Richtung.
    »Was ist los, willst du diesen Job?«, rief er zurück und lachte, und sein Geisterlachen breitete sich aus und kam als Echo von allen Seiten zurück.
    Eine wahnsinnige Eile trieb mich dazu, mir durch die Dunkelheit einen Weg in die Richtung zu ertasten, aus der das Lachen kam, als würde ich den Job verlieren, wenn ich nicht schnell genug war. Er drückte irgendeine Fernbedienung, und das Hoflicht ging an, ich sah, dass er an die Stallwand gelehnt dastand, die Hände im Nacken verschränkt, ein nicht mehr ganz junger Mann, seine Zähne leuchteten im schwachen Licht, als lache er noch immer. Ich ging zum Stall, das Licht erlosch wieder. Er sagte, Pferde und Hunde würden die Dunkelheit vorziehen, die Nacht sollte Nacht sein. »Wenn es dir unangenehm ist, mit mir hier in der Dunkelheit zu stehen, können wir wieder ins Haus gehen.«
    »Im Gegenteil, mir tut die Dunkelheit gut, ich habe heftige Kopfschmerzen, das Licht stört mich.« Ich drückte die Hände an die Schläfen. Die Dunkelheit und die Stille waren tief, vielleicht wie vor der Erschaffung des Menschen, und sie mischten sich mit den Werken Gottes. Die Pferde schliefen, die Hunde schwiegen, mit ein bisschen Mühe konnte man das Gras wachsen hören und wie das Heu sich mit Tau vollsaugte und anschwoll. Dieser Mann hatte sich einen leeren, sauberen Platz geschaffen, einen Platz, an dem man sich selbst treffen konnte.
    Ich sagte, Gideon suche eine Arbeit. Ich sprach schnell und viel, als stünden andere Bewerber hinter mir und würden mich vorwärtstreiben. »Hör zu, er ist ein verantwortungsbewusster Mann, er ist aufrichtig, anständig, fleißig, er ist nie zu spät

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