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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Magén
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aushalten. Aber angenommen, er schlägt sie, dann ist es etwas anderes.«
    Woher sollte ich wissen, ob es nur um Worte oder auch um Ohrfeigen ging? Auch das Messer, mit dem er den Hahn erledigt hatte, hatte ich nicht vorausgeahnt, Voraussagen waren nicht meine starke Seite.
    Die Sonne drang mit langen Strahlen in den Laden, brach auf dem Regalfach mit dem Öl und brachte das gelbe Blut der Hülsenfrüchte zum Leuchten. Im Billigmarkt galt: Volkes Stimme ist Gottesstimme, Neonlicht beleuchtete Flaschen, Dutzende, Hunderte Liter kränklich gelblich grünen Öls in durchsichtigen Plastikflaschen. Kaum vorstellbar, dass sie früher Samen von Sonnenblumen gewesen waren, die ihre Köpfe zur Sonne reckten, in der Blüte ihres Lebens gepflückt, geknackt, ausgepresst und verpackt worden waren, und damit war ihr Leiden noch nicht zu Ende. Was für eine Welt, auch Samenkörner in ihren Schalen haben ihre Via Dolorosa vor sich. Ich seufzte, und Amjad wusste nicht, warum.Die Dinge passierten, und ich hatte keine Zeit, über die Schrauben und Verbindungsstücke nachzugrübeln, die sich in unserem Leben gelockert hatten, denn ich hatte genug damit zu tun, sie wieder zu befestigen. Ich begann mit einer Notbluttransfusion für unser Bankkonto und schrieb die Wohnung zum Vermieten aus, vier Zimmer, teilweise möbliert, Aussicht auf die judäische Wüste, Miete drei Monate im Voraus, ohne Makler.
    Nach dieser Notbehandlung konnte ich aufatmen und mich Schoschanas Problem zuwenden und rief sie an. »Es könnte sein, dass ich jemanden für deinen Vater habe«, sagte ich.
    Schon am gleichen Tag kam sie von Herzlija, traf Amjad im Laden und fuhr mit ihm in ihrem Auto zum Haus ihres Vaters.
    »Er ist verrückt, ihr Vater«, sagte Amjad später, nachdem sie ihn zurückgebracht hatte und wieder losgefahren war, »aber sie bezahlen gut. Weil ich Araber bin, verlangt er ein polizeiliches Führungszeugnis. Ich habe gesagt, in Ordnung. Ich habe gehört, wie er mit seiner Tochter redet und dass sie nicht beleidigt ist, und da habe ich mir gesagt, warum sollte es mir besser gehen als ihr, ich werde auch nicht beleidigt sein. Man lässt einen Menschen, der krank im Kopf ist, einfach reden, was er will. Sie, seine Tochter, hat gesagt, mein Vater hat viel mitgemacht im Leben, er ist kein schlechter Mensch, er ist nur seltsam und schwierig. Als sie mich durch das Haus geführt hat, hat er mich nicht aus den Augen gelassen, und da gab es eine Schublade, von der hat er gesagt, die rührst du nicht an. Hast du gehört? Hast du gehört? Und seine Tochter hat gesagt: Papa, er ist nicht taub. Und als wir draußen waren, sagte sie zu sich selbst, gut, ich habe also schon jemanden zum Putzen, jetzt muss ich nochjemanden zum Kochen finden. Ehrlich gesagt, sie hat mir leidgetan. Sie wollte mir Geld im Voraus geben, ich habe gesagt, nein, wieso denn.«
    Der Junge war bei Kim, dem neuen Freund, den wir für ihn im Dorf gefunden hatten, und ich lief durch den Wald, um nachzudenken. Ich lief langsam, wie es die Menschen im Kino tun, die ihren Gedanken nachhängen, mit auf dem Rücken verschränkten Händen. Doch ich stammte nicht aus dem Kino, ich kam aus dem richtigen Leben, und meine gemessenen Schritte brachten mir keine neuen Erkenntnisse. Was ich vorher gedacht hatte, war dasselbe, was ich jetzt dachte, ich würde zu ihm fahren, ich würde den Jungen bei meinem Bruder Jonathan lassen, nach Eilat fahren und an eine Tür nach der anderen klopfen, bis ich ihn gefunden hätte. Der Abend senkte sich sehr schnell über den Wald, und die Bäume akzeptierten das Urteil des Himmels, sie zogen ihre Zweige ein und standen stumm da. Kein Vogel zwitscherte, nicht ein Vogel flog … Heruntergefallene Nadeln zerbrachen unter meinen Sandalen, laut und lärmend, als würde die Erde Karotten kauen, und schnelle Zuckungen gingen durch die Wipfel. Vielleicht war es besser, ihn zu lassen, um was hatte er denn gebeten, um Zeit und Ruhe, ich werde anständig sein, ich werde ihm die Zeit und die Ruhe lassen, die er braucht. Er ist klug, er weiß, was sein Problem ist und wie es sich lösen lässt. Schließlich hat er sich wegen dieses genauen Wissens die Klienten und die Ehre erworben, die die anderen dazu brachte, ihm Platz zu machen, wenn er an ihnen vorbei durch die Flure lief. Aber auch Wissen kann, wie alles im Leben, Schaden nehmen, auch Wissen hängt von Fleisch, Blut und Nervenzellen ab. Reicht nicht eine einzige widerspenstige Zelle, die außerKontrolle gerät und sich

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