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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Magén
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sollen danach die Regenfälle kommen, wie es der Lauf der Natur ist. Das neue Jahr wird seine Segnungen bringen, Gideon wird nach Hause zurückkehren, wir werden uns an den Händen halten, wie wir es auf unserem Weg von der Klinik nach Hause getan haben, und wie es die beiden Alten auf der anderen Seite des Paravents taten.
    »Willst du noch darüber nachdenken?«
    »Nein.«
    »Wenn du es dir anders überlegst, weißt du, wo du mich finden kannst.« Die Worte kamen trocken aus dem Telefon, kein Regen und nichts.
    Gleich danach rief noch jemand an.
    »Wegen der Wohnung …«, sagte eine müde Stimme, leblos, alt, heiser von Zigaretten oder vom Weinen.
    Am folgenden Morgen erwartete ich den Mann um zehn Uhr in der Wohnung. Er erschien mit einer Verspätung von sieben Minuten. Weder alt noch jung. Seine Augen waren blau, kalt, mit feinen roten Adern. Auf dem Kopf hatte er dichte Stoppeln grauer Haare. Er hatte einen zerknitterten Kragen und kräftige Hände mit großen, gewölbten Daumen, Hände, wie man sie durch körperliche Arbeit bekommt. Er war einfach gekleidet, die Falten seiner Hose bewiesen, dass sie von einer Wäscherei gebügelt worden war.
    »Tausend Dollar im Monat.« Ich nannte einen überhöhten Preis, um aus der Sache herauszukommen, ich wollte, dass er erschrak und zurücktrat. Aber er schaute aus dem Fenster, betrachtete die trockenen Hänge der judäischen Wüste und sagte: »In Ordnung.« Wegen Zigaretten oder einem Lungenleiden klang seine Stimme viel älter, als er tatsächlich war. Er fragte, wann er einziehen könne.
    »Heute.« Ich wollte ihn loswerden, und ich brauchte das Geld, je eher, umso besser.
    Im Treppenhaus warteten zwei neue graue Koffer auf ihn, und das war seine ganze Ausrüstung. Hätte ich die ganze Angelegenheit geschoben, wäre er mit den Koffern woandershin gegangen. Ich fragte nicht, woher er kam, was er arbeitete, ob er allein hier wohnen würde, ich wollte auch keine Empfehlungen. Er hatte ein Bündel neuer Geldnoten in der Tasche, zählte sie mithilfe seines seltsamen Daumens ab und bezahlte mir drei Monate im Voraus, und während der ganzen Zeit sah er mich kein einziges Mal direkt an.
    »Man muss einen Vertrag machen«, sagte ich.
    »Einen Vertrag? In Ordnung.« Er schaute hinüber zu den Bergen, die im Fenster zu sehen waren. Am Nachmittagerwartete er mich beim Rechtsanwalt, unterschrieb an der Stelle, die man ihm zeigte, er las nichts durch, stellte keine Fragen, bat um nichts. Der Rechtsanwalt verglich sein Aussehen mit dem Foto in seinem Pass, verglich noch einmal und gab sich zufrieden. Dem Vertrag entnahm ich, dass der Mann, den ich beiläufig in unser Leben gebracht hatte, Gabriel Bar hieß.

6
    Die Natur tat alles zu Ehren der Winde des Monats Elul, von den Bäumen fielen Nadeln, und Zapfen zerplatzten auf dem Boden, die Wipfel wurden dünner und bekamen Lücken, Wind blies die Wäsche auf, riss am Rosmarin und ließ das Küchenfenster klappern, bis wir gezwungen waren, es am Rahmen festzubinden. Und zu allem Neuen, das wir durch den Wechsel der Monate erlebten, kam noch Kim, Nadavs neuer Freund, dessen Mutter Mirjam geheißen hatte, bis ihre neue Villa gebaut war und sie zu Maja wurde, und aus seinem Vater Aharon wurde Ron. Wir standen an ihrer Tür, wir streckten die Hände aus. »Sehr angenehm, Amia, sehr angenehm, Maja.« Sie sagte, Mirjam und Aharon würden, obwohl es biblische Namen seien, nicht mehr passen, deshalb hätten sie beschlossen, sich mit dem neuen Haus auch neue Namen zuzulegen.
    »Für unsere Kinder haben wir von vornherein Namen ausgesucht, die zum Dorf passen, nicht zu diesem Dorf«, sie lachte, »sondern zum globalen Dorf, Kim und Natalie, Namen, die man in jedem Land der Welt kennt. Kann ich dir eine Tasse Kaffee anbieten?« Sie lächelte freundlich und legte eine Hand auf Nadavs Kopf. »Er ist so süß, ich binschrecklich froh für Kim, dass er ihn hat, vielleicht magst du trotzdem eine Tasse Kaffee?« Die Tür war breit und ließ mich einen Teil der geräumigen Zimmer und die schön gestalteten Wohnebenen sehen, und die Hausherrin freute sich, dass ich sah, was es zu sehen gab, und genierte sich auch ein bisschen. »Wir haben da und dort vielleicht ein bisschen übertrieben, aber Roni ist so vorausschauend, wir haben das Grundstück fast umsonst bekommen, deshalb haben wir gesagt, wenn schon, denn schon.« Ihre Haare waren gefärbt und sorgfältig frisiert, und ihr mit Steinen besetzter Schmuck passte gut zu dem neuen Haus, aber ihre

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