Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Magén
Vom Netzwerk:
Schulter, und die Scheibe des Mitsubishi spiegelte ein Bild ihrer Verlegenheit wider.
    Ich erschrak vor Freude, ich schnappte nach Luft, hatte das Gefühl zu ersticken. Unser Vater im Himmel hatte ihnen geholfen. Endlich hatte Jonathan einen großen Sieg über die Nazis errungen. Los, Sinn des Lebens, erhebe dich aus den Trümmern.Gute Nachrichten erweitern das Herz, sodass mehr Platz für mittelmäßige Nachrichten entsteht. »Nun, sag es ihr schon«, drängte Madonna Amjad, und er senkte den Blick auf die Theke, wurde rot wie ein Kind, das man auffordert, ein Gedicht vorzutragen.
    »Soll ich es sagen?« Sie hielt eine Zigarette und ein Feuerzeug in der Hand, ungeduldig, hinauszugehen und zu rauchen.
    »Das ist nicht deine Angelegenheit«, sagte er und fuhr mit dem Fingernagel über eine Ritze in dem weichen Holz der Theke.
    »Los, es ist mir doch egal.« Sie ging hinaus auf die Straße, zündete sich die Zigarette an und verschwand in der bläulichen Rauchwolke, die sie ausstieß.
    »Man hat mir eine Arbeit im Supermarkt angeboten.« Amjad machte eine Kopfbewegung zum Billigmarkt hinüber. »Als stellvertretender Leiter der Gemüseabteilung.« Sein Fingernagel, der durch die Ritze glitt, brach ab und blieb im Holz stecken. Ich wartete, dass er einen abschließenden Seufzer ausstieß, erleichtert, dass er es ausgesprochen hatte, aber er war traurig und versuchte vergeblich, seinen abgebrochenen Nagel aus der Ritze zu fummeln. »Drei Monate Probezeit, Anfangsgehalt viertausend im Monat, danach eine Erhöhung und Überstunden und Krankenversicherung und Vorschuss und all das.«
    »Wie haben sie dich entdeckt?«
    »Der Ausfahrer der Molkereigesellschaft hat ihnen von mir erzählt. Er kommt jeden Tag erst zu uns und dann zu ihnen.«
    »Hast du ihnen eine Antwort gegeben?«
    »Ich habe gesagt, dass ich erst mit dir reden werde.«
    »Was sagt deine Frau?«
    »Dass es nicht gut ist, dir das anzutun, sie sagt, das ist Betrug.«
    »Wie macht sie sich?« Ich deutete auf Madonna, die draußen rauchte. »Kann man sich auf sie verlassen?«
    »Bis jetzt hat sie, soweit ich gesehen habe, keine Probleme gemacht.« Er wurde jetzt noch röter als vorher. Er war nicht daran gewöhnt, den Charakter anderer Menschen zu beurteilen.
    »Was heißt das, sie hat keine Probleme gemacht, schau nach oben, es fehlt eine weitere Flasche Wodka, morgen wird sie mir dafür eine Eidechse oder eine Schildkröte bringen.«
    »Sie fehlt nicht. Sie hat die Flasche einem Russen verkauft, und eine Flasche Wein. Sie weiß, wie man mit ihnen spricht.«
    »Also, was ist?« Madonna kam zurück, eingehüllt in Zigarettengeruch. »Hast du es ihr gesagt?« Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, richtete sie auf und betrachtete in der Scheibe des Kühlschranks ihr Spiegelbild.
    Der Himmel war stumpf geworden, eine Staubwolke hing über der Straße zwischen dem Laden und dem Billigmarkt und wartete auf Wind, um weggeblasen zu werden, oder auf den Tau, der sie schwer genug machen würde, damit sie zu Boden sank. Zwei Kinder kamen herein, stellten sich vor das Regal mit den Süßigkeiten und erwogen, wie viel Gewicht an Glück sie mit der Münze in ihrer Hand kaufen konnten. Madonna empfahl ihnen Überraschungseier, riet von Kaugummi ab, lobte Vanilleeis am Stiel, und dazwischen sagte sie zu Amjad: »Die Entscheidung liegt bei dir, und schlag dir die Sache mit dem Betrug aus dem Kopf.«
    Von ihrem Platz vor dem Kaugummifach fragte sie: »Wieviele Kinder hast du, drei? Nur ihnen bist du etwas schuldig. Und deiner Frau und dem Vogel, den ich dir gebracht habe.« Sie wandte sich wieder den Kindern zu, ohne sich darum zu kümmern, welchen Eindruck ihre Worte hinterlassen hatten.
    Er wurde lauter. »Das geht dich nichts an.« Die Kinder drehten sich einen Moment lang zu ihm um, dann wandten sie sich wieder der Frage zu, wie viel Glück ihnen Vanilleeis am Stiel im Vergleich zu einem Stück Schokolade bescheren würde, die war blitzschnell aufgegessen. Was hast du, Schokolade, das sind vier Bissen, und aus …
    Amjad ergab sich zugunsten seiner Kinder, seiner Frau und des Vogels. Er sagte, er würde bis Monatsende im Laden arbeiten, dann würde er auf die andere Straßenseite umziehen.
    Ich müsste mir keine Sorgen machen wegen der Arbeit beim alten Levi, er würde weiterhin zu ihm gehen und sich die Stunden entsprechend der Schicht beim Supermarkt einrichten, so oder so wollte der Alte nichts von ihm, er sagte immer nur, mach das sauber oder das und kauf das oder

Weitere Kostenlose Bücher