Wodka und Brot (German Edition)
ein Attentat, aber ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt und drehte das Radio leiser, ich atmete tief ein und rief Gideons Eltern an, ich erzählte ihnen von ihrem Sohn, der dehydriert ins Krankenhaus eingeliefert worden war, in die Neurologie.
»Wir haben es euch ja gesagt, wir haben von Anfang an gewusst, dass das zu nichts Gutem führt«, sagte seine Mutter, und sein Vater fragte, was ihm denn gefehlt hatte, dass er zu diesem Loch gehen musste, und warum plötzlich Be’er Sheva, man hatte ihn von Eilat hingebracht, was, hat er denn nicht gewusst, dass man in Eilat viel trinken muss? Er verstand ihn nicht, wer nimmt schon eine Auszeit von seiner Karriere und bremst mitten im Aufstieg? Wer weiß, wie viele Mandanten und wie viel Geld er dadurch verloren hat. Aber du wirst sehen, er wird mit großem Appetit zurückkommen, dieser Gauner, ich kenne ihn, er wird all seine Kollegen ohne Salz verspeisen …
»Ich bin nicht so sicher, dass du ihn kennst«, sagte ich in dem Versuch, ihn auf die Veränderung zwischen dem Sohn, den er im Kopf hatte, und dem, der auf der neurologischen Station lag, vorzubereiten.
»Süße, ich will ja nichts sagen, aber wie viele Jahre bist du mit ihm zusammen, sieben, acht? Ich schon plusminus vierzig.«
Alisa erklärte einem Kunden die Vorzüge von Springbrunnen und kam zurück, um über ihren Sohn zu sprechen, sie sagte, Dehydrierung ist keine große Sache, man gibt Flüssigkeit über eine Infusion, das ist alles, sie verstehe nicht, warum man ihn über die Feiertage dort behielt. Bezalel sagte: »Was heißt warum, sie wollen noch ein paar Centsaus der Krankenkasse herausschlagen, er kostet sie nichts, und sie bekommen gutes Geld für ihn. Warte, ich sage ihm, er soll ihnen einen kleinen Skandal machen, dann lassen sie ihn gehen. Er ist ja wirklich gescheit, aber es gibt ein paar Dinge, die er noch nicht gelernt hat. Einen Moment, Alisa, dieser Springbrunnen ist nicht im Sonderangebot …«
Sie stellten die Springbrunnen ab, verschlossen die Tür von »Babek« und fuhren zu ihm. Geschockt von dem, was sie vorgefunden hatten, riefen sie mich auf dem Rückweg an. Warum ich nicht erzählt hatte, dass er so abgenommen hatte, dass er so schwach war, er habe ihnen kaum geantwortet, keine zehn Worte hätten sie aus ihm herausgebracht. Und es gab dort niemanden, mit dem man sprechen konnte, so etwas hatten sie noch nie gesehen, man hatte ihnen gesagt, er würde noch untersucht, also Negev ist Negev, dort arbeitet man im Tempo von Beduinen. Man muss ihn in ein Krankenhaus im Zentrum des Landes bringen, einen Privatarzt nehmen und die Sache beenden. Ist es euch so schlecht gegangen, dass ihr euch auf so ein Abenteuer einlassen musstet? Wenn er diese Angelegenheit hinter sich hat, kehrt ihr zu eurem normalen Leben zurück. Wenn schon nicht euretwegen, dann wegen des Jungen …
Ich war nicht wütend, ich konnte sie verstehen. Wenn mein Junge in ein paar Jahren alles stehen und liegen lässt, wenn er sich abkapselt und schwach und ausdruckslos daliegt, werde auch ich die Wände hochgehen, ich werde Beschuldigungen ausspucken, ich werde Vorschläge machen und nicht wissen, wie mir das alles geschehen konnte.
Nadav fragte, ob sein Vater zu den Feiertagen kommen werde, ob er wieder gesund werde, ob er sterben werde. Er sprach mit ihm am Telefon und erzählte ihm, dass beiuns ein Mann geschlafen habe, der Amos heiße. Er hat in Mamas Bett geschlafen und Mama bei mir im Zimmer. Der Mann ist der Sohn von Herrn Levi, und Herr Levi liegt im Krankenhaus, sein Herz macht Probleme, und vielleicht schläft der Mann auch an Neujahr hier, Mama hat ihm den Schlüssel gegeben, weil wir zu Tamar und Jonathan fahren. Weißt du, dass ich Wodka dressiere, Stöckchen zu fangen …
Dann wurde er plötzlich müde und gab mir das Telefon. Das Gerät war warm von seinem kleinen Mund, der seine Geschichten und Wünsche hineingepresst hatte.
Gideon erkundigte sich nach dem Jungen. »Hi, geht es ihm gut?« Kein Wort über den fremden Mann, der in meinem Bett geschlafen hatte, oder über Herrn Levis krankes Herz.
»Es geht ihm gut. Er pinkelt nachts nicht ins Bett, er stottert nicht, er macht keine Szenen.«
Ich drückte dem Jungen das Telefon in die Hand. »Hier, wünsch Papa ein gutes neues Jahr.« Als hätten Wünsche aus dem Mund eines kleinen Kindes größere Chancen. Er zuckte mit den Schultern und malte ein Dreieck in sein Malbuch, drückte den Stift fest auf das Papier und zog dicke Striche. Ich ließ
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