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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Magén
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du, zehn Jahre hat er keinen Kontakt mehr zu ihm, er hat keine Ahnung, wie sein Vater aussieht, und von allen ist ausgerechnet er da, in den schwersten Stunden, denn es gibt keinen anderen, alle sind gegangen, mein Vater hat seine Frau verloren, die Schwiegertochter, den Enkel,alle  … Du darfst mich nicht falsch verstehen, ich gebe Amos keine Schuld, nicht die geringste, Gott bewahre uns vor dem, was er mitgemacht hat … Ihre Stimme am Telefon brach. Wäre sie neben mir gewesen, hätte ich ihr eine Tasse Kaffee angeboten, kaltes Wasser, irgendetwas, aber weil ich keine Wahl hatte, stieß ich banale Trostworte aus, alles wird gut, Schoschana … Du wirst sehen, aus diesem Schlimmen wird etwas Gutes sprießen … Nach einer Weile beruhigte sie sich, wenn auch nicht durch meine Worte, sondern durch den ehrlichen Ton, den sie wahrnahm.
    Die Sonne bewegte sich träge an den Feiertagen, und wenn der erste Tag langsam verging, dauerte der zweite ewig. Die Schatten wurden länger, ein violetter Streifen tauchte langsam am westlichen Himmel auf, Licht klebte am Horizont und verblasste mit nervenzerreißender Langsamkeit. Ich wartete darauf, dass der zweite Tag des neuen Jahres zu Ende ging, dass Jonathan den Segensspruch zum Ausgang des Festtages sprechen und das Telefon einschalten würde, damit ich erfuhr, wie es wem in den ersten Tagen des Jahres ergangen war.
    Nadav stand auf den Zehenspitzen, als es endlich so weit war, und stellte sich enttäuscht auf die ganzen Sohlen, er wollte Feuer im Wein löschen, er wollte den Wein zum Schäumen bringen und das erstarrte Wachs abkratzen, doch die Hawdala war ohne Glanz, ohne Gewürze und ohne Feuer. Wer ein so banales Ende für das Ende der beiden hohen Tage ausgewählt hatte, wollte uns wieder an den Alltag gewöhnen. Jonathan und Tamar umarmten sich, ein Jahr mit einer guten Botschaft erwartete sie. Ich umarmte den Jungen, küsste ihn auf die Stirn, auf den Mund, auf den Hals, und er überließ sich meiner Zärtlichkeit. Auch unsstand eine Botschaft bevor, aber wir wussten nicht, welcher Art sie sein würde.
    »Komm, packen wir unsere Sachen ein.« Ich zog ihn hinter mir her, um meinen Bruder und seine Frau ihrem Glück zu überlassen.
    »Schauen wir mal, was auf der Welt passiert ist«, sagte ich, faltete mein Festtagskleid zusammen, legte es in den Koffer und griff nach meinem Telefon. Sechzehn verpasste Gespräche. Die Mailbox lief über. Ich sortierte die Nachrichten im Kopf, die beste, die ich mir vorstellen konnte, war, dass Gideon wieder bei sich war und zu uns zurückkam. Auf der Liste der schlechten Nachrichten standen mehrere ganz oben. Die am wenigsten schlechte war, dass der Laden abgebrannt wäre. Keine Katastrophe, ich war versichert, und er war sowieso am Ende, ein Brand wäre eine Superlösung. Ich schluckte das bisschen Spucke, das ich noch im Mund hatte, versuchte, Gnade von oben auf uns zu ziehen, sagte, ich will den Kelch des Heils nehmen und keine Angst haben, und drückte auf den Anrufbeantworter.
    Sie werden gebeten, im Krankenhaus anzurufen.
    Bitte rufen Sie dringend im Krankenhaus an.
    Bitte rufen Sie bei uns an …
    Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Mann das Krankenhaus auf eigene Verantwortung verlassen hat.
    Ich setzte mich auf das Klappsofa, auf dem der Junge und ich geschlafen hatten, sagte »Shit« und dann »Gott«, dann atmete ich tief, und dann verfluchte ich Gideon mit geschlossenem Mund, sagte, er solle zum Teufel gehen, und was er wolle, dass wir losliefen und ihn suchten?
    »Los, Mama, pack schon, ich möchte nach Hause.« Er versuchte, seinen Pyjama zusammenzulegen, gab es auf, knüllte ihn zu einer Kugel und stopfte ihn in den Koffer.
    »Ich will zu Wodka.« Er legte sein Feuerwehrauto auf mein Feiertagskleid, nahm mein Nachthemd, packte es auf das Feuerwehrauto und drückte die Ärmel zurecht, damit sie nicht heraushingen.
    Gideons Telefon verkündete, dass der Teilnehmer vorübergehend nicht erreichbar sei. Nadjas Telefon funktionierte, aber sie wusste nichts und erschrak. »Was Sie nicht sagen, oh weh, wenn er kommt, rufe ich sofort an.« Die Fische im Roten Meer hatten keinen Anschluss, unser Telefon zu Hause sagte, bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, das Telefon des Krankenhauses wies mich an zu warten, bis eine Leitung frei würde. Die Telefonistin in der Zentrale verband mich, als ich endlich dran war, mit der Abteilung, die Abteilung verband mich mit dem Schwesternzimmer, eine Schwester sagte: »Einen

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