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Wodka und Brot (German Edition)

Wodka und Brot (German Edition)

Titel: Wodka und Brot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Magén
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obwohl er nicht nachschaute, was ich gebracht hatte, seine Augen waren geschlossen, und als er sie öffnete, blickte er hinauf zur Decke.
    Ich legte eine Hand unter dem Laken auf seine Brust. »Was ist mit dir los, Gideon?« Er zog das Zwerchfell ein.
    »Woher soll ich das wissen? Ich bin müde, das Medikament … keine Ahnung …«
    Ich konnte sehen, wie mein Mann sich entfernte, ich berührte seine Brust, und er zog das Zwerchfell ein und verkroch sich in sich selbst, und wenn ich ihn frage, wird er sagen, ich bin müde, wenn ich ihn berühre, wird er vor mir zurückweichen.
    »Morgen ist Neujahr, wir fangen an, die Zeit neu zu zählen.« Ich strich mit der Hand über seine Stirn.
    »Morgen ist Neujahr?«, fragte er gleichgültig und schaute mit erloschenen Augen zum Fenster, als sei ihm alles egal, drinnen, draußen, Licht, Dunkelheit, einfach alles. ImFenster war der Ende-Elul-Himmel zu sehen, niedrig und staubbedeckt.
    »Wir sind Partner in allem, Gideon, was ist passiert, dass  …« Ich hielt inne. Es war sinnlos, weiterzusprechen. Ich musste warten, bis sich der Staub gesenkt hatte und im Fenster ein anderer Himmel zu sehen war, aber man musste es versuchen, man durfte nicht zulassen, dass das Leben bergab ging und dabei immer mehr Geschwindigkeit gewann. »Vielleicht sollten wir irgendwohin fahren, nur wir beide, wir lassen den Jungen bei meinem Bruder, wir reden, wir schweigen, wir werden verstehen, was und warum …«
    »Wir werden gar nichts verstehen. Was gibt es zu verstehen? Die Dinge geschehen einfach, man braucht keine geheimnisvollen Gründe zu suchen.« Er hatte wieder die Stimme von früher, wie vor dem Gericht, wenn sein Argument das Urteil bestimmte. Sein Adamsapfel bewegte sich auf und ab, sein Mund schloss sich am Satzende, um zu zeigen, dass es keine Berufung gab, die Oberlippe verzog sich zu einem dünnen, triumphierenden Lächeln, dann wurde sie wieder ernst. Früher war ich in meiner Freizeit hingegangen und hatte zugeschaut, wie er einen Mandanten bei Gericht verteidigte. Ich sah ihn auf dem Podium und war so stolz und hätte am liebsten der ganzen Welt verkündet, das ist mein Mann, hört ihr? Verehrtes Publikum, dieser großartige Mann, der euch in Grund und Boden geredet hat, den ihr mit offenem Mund anstaunt, hat mit mir geschlafen, dieser Mann, der in der schwarzen Robe aussieht wie ein römischer Senator, macht in der Nacht Liebe mit mir. Ich wartete, bis er fertig war und die Papiere in die schwarze Ledertasche gepackt hatte, die ich ihm zum Ende seines Praktikums gekauft hatte, damit wir zusammen dasGericht verließen, dann zog er seine Krawatte aus, und wir küssten uns, wir überquerten die Straße und gingen in ein Café, er nahm einen griechischen Salat, und zum Nachtisch aßen wir zusammen ein Stück Kuchen, mit einer Gabel, er stach Stücke ab und fütterte mich und fragte, wie war ich, gut, nicht wahr? Ich wischte ihm ein Stück Käse vom Kinn, und er nahm meinen Zopf, zog ihn nach vorn und legte ihn auf meine rechte Brust …
    Nun lag mein Senator im Bett, zugedeckt mit einem Laken, welches das Logo eines Krankenhauses trug, und sein Zwerchfell war flach, sein Mund entspannt, mit einer haarbreiten Öffnung zwischen den Lippen, kein Wort wird über sie kommen, auch kein Seufzer, kaum die Luft, die von seinen Lungen eingesaugt und wieder ausgestoßen wird. Ich küsste ihn auf die Lippen und sie verzogen sich, versuchten unaufrichtig, mir zu antworten.
    »Ich wünsche uns ein gutes neues Jahr, Gideon«, sagte ich und sah das Fenster mit dem gelblichen Himmel, der sich in seinen Pupillen spiegelte.
    »Hoffentlich«, sagte er, gleichgültig dem neuen Jahr gegenüber. Ein Jahr ist eine Zeitspanne für gesunde Menschen. Ich nahm seine Hand, fuhr ihm mit einem flatternden Finger über die Stirn, bemüht, nicht zu drängen und nicht so weit zu gehen, bis ich das Schild »Betreten verboten« erreichte, das vor seiner Seele hing. Ich zog den Nachttisch mit dem Honig und dem Kuchen näher zu ihm, sagte Bye und erschrak vor der Hohlheit dieses Bye und ging. Im Flur quietschte schon der Wagen mit dem Essen, vier Kranke saßen vor ihren Tischen und warteten auf die Suppe, das Püree, die Frikadellen. Im Vorbeigehen verabschiedete ich mich von ihnen, und sie freuten sich über diese nichtssagende Geste, einer winkte mit der Hand, der zweite sagte,alles Gute, der dritte verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln, und der vierte wartete auf seine Suppe.
    Im Radio sprachen sie über

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