Woelfe der Dunkelheit
an.
»Verzeih mir.« Wofür bat er da eben um Vergebung? Es war doch nicht seine Schuld, dass sie eine ihrer dummen Panikattacken bekommen hatte. Doch schon im nächsten Moment wusste sie es. Er beugte sich zu ihr und umschlang sie mit seinen starken Armen. Im gleichen Moment verlor sie den Halt unter sich und wurde von ihm hochgehoben.
Sie hasste Körperkontakt. Ganz besonders mit Männern. Und ihre Erfahrung mit Josh trug auch nicht unbedingt dazu bei, dass sie sich entspannen konnte. Also wurde sie steif wie ein Brett und versuchte, so wenig wie möglich mit ihm in Berührung zu kommen.
So schnell, wie er sie angefasst hatte, ließ er sie auch wieder los und setzte sie auf einen der Stühle, die im Wartebereich standen. Doch komischerweise vermisste sie seine Wärme. Seinen Geruch, den sie nur schwach wahrnehmen konnte. Eine leichte Note nach Waldboden. Wie hatte sie sich früher nach diesem Geruch gesehnt? Aber mittlerweile war sie kuriert. Bei ihm würde es nicht anders sein als bei Josh. Also kämpfte sie dieses komische Gefühl, dass sich ihrer bemächtigt hatte, wieder zu Boden.
Plötzlich hielt ihr die Frau vom Flughafenpersonal eine Tablette und einen Becher Wasser vor das Gesicht und lächelte sie freundlich an.
»Danke.« Lydia nahm mit zittrigen Händen den Becher entgegen und schluckte die Tablette hinunter.
»Kein Problem. Wenn es ihnen nicht besser gehen sollte, können sie sich auch hinlegen. Wir würden dann den Notarzt rufen und sie ins Krankenhaus bringen lassen.« Christopher, der bis eben noch neben ihr gehockt hatte, stand geschmeidig auf und sah auf seine Uhr.
»Das wird nicht nötig sein. Unser Fahrer steht schon bereit, und wenn sie nicht laufen kann, werde ich sie tragen.« Lydia hob erschrocken den Kopf.
»Nein! Es geht schon wieder. Du brauchst mich nicht zu tragen. Wirklich.« Er sah sie einen Moment abschätzend an und nickte schließlich. Sie trank den letzten Rest des Wassers und gab der netten Frau den Becher zurück, um im nächsten Moment den zögerlichen Versuch zu unternehmen, sich von dem Stuhl zu erheben. Wer sagt es denn? Funktioniert alles super.
Christopher taxierte jede ihrer Bewegungen und schien schließlich überzeugt zu sein, dass sie es allein schaffen würde. Also ging er zu dem Koffer, den er einfach hatte stehen lassen, und sah sie dann wartend an. Eine andere Frau hatte in der Zwischenzeit die Tabletten aufgesammelt und reichte Lydia die Pillendose, die sich brav bedankte. Dann folgte sie Christopher zum Ausgang, wo tatsächlich eine schwarze Limousine wartete. Der Chauffeur tippte sich an die Mütze, als er Christopher sah, und nahm ihm den Koffer ab. Nachdem dieser im Kofferraum verstaut war, hielt Chris ihr die Tür auf und wartete, bis sie sich gesetzt hatte, bevor er die Tür schloss und sich zu der anderen Seite des Autos begab. In gebührendem Abstand setzte er sich neben sie und lächelte sie freundlich an.
»Wir sind in etwa fünfundvierzig Minuten da. Agoura Hills wird dir gefallen. Unser Haus ist direkt am Wald.« Der Chauffeur stieg ein und ließ den Motor an, bevor er, für ihren Geschmack, etwas zu schnell losfuhr.
»Wie groß ist dein Rudel mittlerweile?« Sein Gesichtsausdruck wurde weich und sie sah plötzlich nicht mehr den sorglosen Christopher aus Alexandria, sondern den hingebungsvollen Rudelführer, dem die Familie alles bedeutete.
»Es ist überschaubar. Neben etwas Personal haben wir drei Pärchen, Berenike, Alice und Angelika.« Viele Frauen. Aber einen Namen vermisste sie bei seiner Aufzählung.
»Was ist mit Sofia?« Bei diesem Namen verdunkelten sich seine Augen etwas und sein Lächeln verlor an Intensität.
»Sie ist Tod.« Oh. Damit hatte Lydia nicht gerechnet. Es war ungewöhnlich, dass ein Wolf in so jungen Jahren seinen Tod fand. Sofia war etwas jünger als Lydia. Wenn sie sich richtig erinnerte, müsste die Verstorbene mittlerweile knapp fünfzig sein. Kein Alter zum Sterben. Aber sie wollte auch nicht nachbohren. Es hatte sie schließlich auch nicht zu interessieren.
Also verlief die restliche Fahrt im einvernehmlichen Schweigen. Lydia genoss die Umgebung, die zuerst hügelig und dann bergig wurde. Das genaue Gegenteil von Alexandria, wo ein kleiner Hügel schon als großer Berg angesehen wurde.
Als der Wagen schließlich hielt, klopfte ihr Herz bis zum Hals. Christopher hatte sein freundliches Lächeln wiedergefunden und sah sie nun beruhigend an.
»Keine Angst. Sie werden sich mögen.« Wenn er sich da mal nicht
Weitere Kostenlose Bücher