Wölfe der ewigen Nacht (German Edition)
nichts dergleichen mitbekommen, aber das musste nicht unbedingt etwas bedeuten. Er folgte Snow aus dem Saal in das kleine, angrenzende Büro. Es war dunkel, bis auf eine kleine Lampe, die auf dem Schreibtisch stand.
»Was ist denn los?« Snow drückte Robert auf den Diwan und zog sich etwas zurück. Noch im Gehen begann sie, ihr Kleid aufzuknöpfen.
»Snow ... Was tust du da?« Sie lächelte und schob sich beide Träger über die Schultern, sodass das sich das Kleid zu ihren Füßen bauschte. Robert blieb die Spucke weg.
»Ich bin verheiratet!« Snow kam langsam auf ihn zu.
»Du und ich, wir sind füreinander bestimmt!« Sie setzte sich nur in Unterwäsche auf seinen Schoß und begann ihn zu küssen. Er hob verdattert die Hände und versuchte es zu vermeiden, ihre nackte Haut zu berühren.
»Du hast mich gefunden. Mich gerettet. Das war Schicksal.« Robert umfasste ihre Schultern und drückte sie von sich.
»Das war Zufall!« Er sah ihr tief in die Augen. »Ich muss zugeben, du bist wirklich eine Schönheit. Aber ich bin verheiratet und ich liebe Vivien.«
»Das will ich dir auch geraten haben!« Vivien stand hinter ihnen in der Tür. Sie sah verärgert und wütend von Robert zu Snow.
»Sieht so deine Dankbarkeit aus?« Snow wurde rot und kletterte von Roberts Schoß. Neben dem Diwan blieb sie stehen und sah auf den Boden.
»Es tut mit leid, aber ich liebe ihn.« Vivien schnaubte und ging auf das Mädchen zu, dass sie über Wochen und Monate gepflegt und umsorgt hatte. Eine schallende Ohrfeige durchbrach die Stille und Robert stand mit einem missbilligenden Gesichtsausdruck auf.
»Vivien ...« Ihr eisiger Blick ließ ihn verstummen. Sie packte Snow am Arm und zog sie etwas näher zu sich heran.
»Du glaubst, dass du ihn liebst, weil er dich gerettet hat. Was du fühlst, ist Dankbarkeit, nicht Liebe.« Snow sah ihr nicht in die Augen, sondern nur auf den Boden. An Robert gewandt sagte Vivien: »Ich will sie hier nicht mehr haben. Kümmer dich darum, dass sie in ein anderes Rudel kommt.« Robert stellte sich an Vivens rechte Seite und sah ihr tief in die Augen.
»Was sie getan hat, war ein Fehler, aber wir können sie nicht einfach an ein anderes Rudel weitergeben. Sie hat sicher aus ihren Fehlern gelernt, nicht wahr, Snow?« Diese sah Robert nun entschlossen an und schüttelte den Kopf.
»Wenn sich mir eine Gelegenheit bietet, würde ich es sofort wieder tun.« Robert stöhnte entnervt auf.
»Snow! Sei doch vernünftig. Ich bin verheiratet.« Vivien ließ Snow frei und sagte an sie gerichtet: »Du wirst in zwei Tagen ausziehen. Pack deine Sachen.« Zu Robert sagte sie: »Und du kümmerst dich um ein neues Rudel für sie.«
Robert ließ sich am nächsten Abend neben Vivien ins Bett fallen und seufzte laut auf.
»Joshua nimmt sie bei sich auf. Ich hab meine ganzen Kontakte durchtelefoniert und kein anderer hatte so kurzfristig noch einen Platz.« Es war wirklich kein guter Zeitpunkt für Snow gewesen. Es war Ende September und in allen Rudeln wurde langsam die Herbst- und Weihnachtszeit vorbereitet.
»Hast du ihm den Grund gesagt, warum sie ausziehen muss?« Ihre Stimme klang schärfer als sonst.
»Nein. Das mach ich erst, wenn wir dort sind. Ich muss ja nicht von vornherein für böses Blut sorgen.« Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
»Du willst sie immer noch beschützen, oder?« Er nahm seine Frau in den Arm.
»Schatz! Ich liebe dich über alles und das habe ich ihr auch gesagt, aber wenn ich sie sehe, ist es, als würde mich irgendetwas zwingen, sie vor allem Möglichen zu beschützen.« Sie wehrte sich nicht gegen seine Umarmung.
»Und du kannst von Glück reden, dass du nicht mit ihr geschlafen hast. Sonst würden jetzt zwei Gräber mehr auf dem Friedhof stehen.«
»Ach Süße.« Sie sah ihm in die Augen und er konnte ihr Feuer sehen. Dieses Feuer hatte schon lange nicht mehr derartig leidenschaftlich gebrannt.
»Wann fliegst du?« Die Frage hatte sie in einem ruhigeren Ton gestellt. Er wusste, dass sie nicht gern von ihm getrennt war, aber sie wollte auch nicht dabei sein, wenn Snow in das andere Rudel ging.
»Morgen Mittag. Ihre Sachen hat sie schon gepackt. Es waren ja nicht all zu viele.« Snow hatte ihr schweigend die geliehenen Kleidungsstücke fein säuberlich gewaschen und zusammengelegt übergeben. Sie hatte sich nochmals bei ihr für die Gastfreundschaft und die Pflege bedankt, aber sich nicht für ihre Tat entschuldigt. Und er wusste, wie sehr es Vivien verletzte,
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