Wölfe der ewigen Nacht (German Edition)
Erinnerungsflashs. Kurze Momente, in denen ich uns früher gesehen habe. Die kamen sonst nur in meinen Träumen.« Scheiße. Dann hatte er also überreagiert und sich so selbst eine Chance auf Sex mit ihr verdorben. Mist! Aber als sie durch ihn hindurchgesehen hatte, als würde sie an etwas oder jemanden anderes denken, war die Eifersucht mit ihm durchgegangen und er war einfach gegangen.
»Warum hast du es mir nicht gesagt?«
»Ich hatte Angst, was die Erinnerungen bringen würden. Die bisherigen Erinnerungen in meinen Träumen waren nicht sonderlich erbauend.« Zu seinem Entsetzen verstand er sie sogar. Seufzend griff er neben sich in ein Regal und zog ein großes Badetuch heraus, welches er ausbreitete und die sorgsam darin einwickelte.
»Komm erst einmal aus der Wanne. Wenn du angezogen bist, reden wir weiter.« Sie nickte und stieg langsam aus der großen Badewanne. Als sie mit beiden Füßen auf der Badematte stand, ließ er sie los und lehnte sich gegen die Wand, um sie beim Anziehen zu beobachten. Vor jetzt auf gleich hatte sie keine Hemmungen mehr vor ihm. Es war, als hätte es diese Wochen und Monate nie gegeben. Als wären sie nie getrennt gewesen.
»Wie geht es Cassandra?« Sylvester zuckte mit den Schultern. Er war nach einem kurzen Blick auf Carmen sofort hier hergekommen. Also hatte er auch nichts weiter von seiner Schwägerin gehört.
»Keine Ahnung. Aber meiner Nichte geht es sehr gut. Sie sieht sogar recht proper aus, wenn man bedenkt, aus wessen Bauch sie geschlüpft ist.« Maya drehte sich ruckartig zu ihm um und bekam vor Überraschung große Augen.
»Das Baby ist da?« Sylvester nickte und nahm sie schließlich in den Arm.
»Der Sturz aus dem Fenster hat wohl alles ausgelöst. Obwohl sie schon vorher ein leichtes Ziehen gespürt haben will. Dann ging es auch sehr schnell. Carla sagte etwas von Sturzgeburt.«
»Das freut mich. Bei Cassandras Statur hatte ich schon Angst, dass das Baby sie bei der Geburt zerreißen würde.« Sie trug nur eines seiner großen T-Shirts und schlang ihre Arme um Sylvesters Mitte. Dann hob sie ihren Kopf und küsste ihn sanft.
»Ich muss noch schnell telefonieren. Dann komm ich rüber zum Reden.« Sie deutete auf ihr Handy, dass sie mit dem Ladekabel an die Steckdose angeschlossen hatte. Sylvester nickte und verschwand ins Wohnzimmer.
Erik ließ sich auf die Couch fallen und beobachtete Josi, die leicht schwankend ins Bad ging, um sich fertigzumachen. Als sie gegen Mittag im Motel angekommen waren, hatte er versucht, ein weiteres Zimmer zu bekommen, aber alles war wegen eines Kongresses in der Stadt vollkommen ausgebucht. Hätte er nicht vorher im Zuge seiner Urlaubsplanung ein Zimmer reserviert, hätten sie beide im Zelt oder im Mietauto schlafen müssen. So mussten sich die beiden lediglich ein Zimmer teilen, was Josi nicht zu stören schien.
»Wir haben doch auch schon zusammen in einem Zelt geschlafen. Da wird ein Zimmer nicht das Problem sein.« Er hörte, wie die Dusche anging, und sah verwundert um die Ecke. Die Tür war einen Spalt offen. War das eine subtile Einladung oder ein Versehen?
Als die Dusche nach zehn Minuten wieder abgestellt wurde, rief er Josi zu: »Warum ist die Tür offen?« Nur mit einem Badetuch um den Körper gewickelt kam sie mit tropfend nassen Haaren heraus und ging zu ihrer Tasche.
»In geschlossenen Räumen bekomm ich Platzangst.«
»Warum?« Sie sah von ihrer Tasche auf und er bemerkte ihre plötzliche Reserviertheit.
»Ein unschönes Kindheitserlebnis.« Was so viel hieß wie: Ich will nicht darüber reden . Mit neuen Sachen huschte sie wieder ins Bad und er schaltete den Fernseher ein. Er musste wohl eingeschlafen sein, weil er nicht mehr mitbekam, wie sie wieder das Zimmer betrat und sich neben ihn auf das Sofa setzte.
Erst als sie mit den Fingerspitzen über seine nackten Arme fuhr und an seinem Hals roch, tauchte er aus seinen Träumen auf. Was hatte sie vor? So viel Körperkontakt hatte es bis jetzt noch nie zwischen ihnen gegeben. Sie kannten sich ja noch nicht einmal so lange. Josi kuschelte sich näher an ihn und fasste nach seinem Kragen, um ihn zu sich herunter zu ziehen.
Ein gelalltes »Äh ... Was hast du vor?« bahnte sich einen Weg aus seinem Mund. Sie grinste. Er war reichlich betrunken. Ihre eigene Trunkenheit hatte die kalte Dusche auf einen relativ normalen Stand zurückgebracht. Nicht das sie völlig nüchtern war, aber sie wusste immerhin wieder, was sie tat. Und sie wollte ihn
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